Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
es kalt werden. Wo ist Claudius?«
»Er ist unterwegs, auf der Jagd. Dürfte aber nicht mehr lange dauern. Ich freue mich auch, dich zu sehen. Wie geht es dir? Hättest du uns doch eine Brieftaube geschickt, dann hätte ich etwas vorbereiten können. Aber ich kann dir einen Tee anbieten, wenn du möchtest.«
»Gerne. Komm, ich helfe dir, den Esel abzuladen.«
»Kommt nicht in Frage. Du hast schon den weiten Weg auf dich genommen, da kann ich ruhig das Abladen und Füttern übernehmen. Am besten setzt du dich schon mal rein und machst es dir gemütlich. Die Kanne steht auf dem Herd, Tassen und etwas Gebäck findest du im Regal. Du weißt ja, wo alles ist. Bediene dich ruhig, ich bin gleich wieder bei dir.« Mit sanftem Druck schob sie ihn ins Haus, dann wandte sie sich dem Esel zu, um die Satteltaschen abzuladen.
Benedikt trat ein und ließ seinen Blick schweifen. Wie sehr sich seine alte Hütte verändert hatte. Klar, die Regale, das Bett und der Tisch waren noch dieselben, aber überall waren neue Elemente hinzugekommen. Wandteppiche, Kerzen, hier und da ein paar Götterstatuen. Arkana hatte frische Blumen ans Fenster gestellt und Lavendel zum Trocknen aufgehängt. Am augenfälligsten aber waren die Veränderungen in der Kochnische. Neben dem alten, gusseisernen Herd, der gleichzeitig Ofen und Kamin war, hatten Claudius und Arkana eine neue Holzplatte eingezogen, die als Arbeitstisch diente. Etliche Dosen und Gefäße mit Gewürzen standen dort, und auf dem Holz lag ein Klumpen frisch angesetzten Brotteigs. Benedikt musste lächeln. Arkana hatte ihm erzählt, dass sie zwei linke Hände besäße, wenn es ums Kochen ging, doch offensichtlich hatte sie in der kurzen Zeit einiges dazugelernt. Vielleicht war es ja auch Claudius, der hier den Kochlöffel schwang?
Wie auf ein Stichwort kehrte sie mit vollen Händen in die Hütte zurück. »Da bin ich wieder«, sagte sie. »Hast du dir schon Tee und Kekse genommen? Nicht? Die habe ich selbst gemacht. Sie sind durchaus essbar.«
Benedikt lachte. »Das glaube ich dir. Ich bin nur noch nicht dazu gekommen, weil ich euer Haus bewundern musste. Es ist unglaublich, was du aus der alten Hütte gemacht hast. Da spürt man eben doch die liebevolle Hand einer Frau. Wenn ich könnte, würde ich sofort hier einziehen.«
Arkana lächelte und schenkte ihm eine Tasse Tee ein. Dann begann sie, die Taschen auszupacken. Bei jedem Stück, sei es nun Käse, Schinken oder Gebäck, stieß sie kleine Freudenschreie aus. Ben wusste, dass sie es brauchen konnten. Gewiss, Claudius konnte jagen und Fallen stellen, aber ohne Bens regelmäßige Lieferungen würden die beiden kaum überleben. Gedankenverloren nippte er an seiner Tasse und sah Arkana dabei zu, wie sie die Lebensmittel und Haushaltswaren verstaute. Warum konnte es nicht immer so sein? Warum lagen die Geschlechter im Krieg miteinander, wo sie sich doch so vieles zu geben hatten? Und gerade jetzt, wo die Zeichen auf ein Ende der Katastrophe hindeuteten, wurde der Konflikt wieder schärfer.
»Was hört man eigentlich aus der Stadt«, fragte Arkana, als habe sie seine Gedanken erraten. »Irgendwelche Neuigkeiten, von denen wir wissen sollten?«
»Allerdings.« Ben nickte düster. »Das war mit ein Grund für meinen Besuch. Ich habe unangenehme Nachrichten vom Inquisitor. Wie es aussieht, wird er …« Er hielt inne.
Er hatte draußen vor der Tür eine Bewegung bemerkt. Da war jemand. Arkana hatte es ebenfalls gesehen. Sie wischte ihre Hände ab und ging dem Neuankömmling entgegen.
21
B enedikts Augen weiteten sich vor Freude, als er den Besucher erkannte. »Claudius.«
»Ben.« Der stämmige Mann ließ das Bündel erlegter Kaninchen zu Boden fallen, kam auf ihn zu und umarmte ihn. Ein Lächeln ließ das unrasierte Gesicht erstrahlen. »Wie schön, dass du gekommen bist. Ich sah deinen alten Graubart da stehen und dachte mir gleich, dass du es bist. Wie geht es dir, mein alter Freund? Immer noch die Zügel fest in der Hand?«
»Ich wünschte, es wäre so«, sagte Benedikt. »Tatsächlich fühle ich mich, als müsste ich bald meinem Schöpfer gegenübertreten. Mit jedem Tag, der verstreicht, wird mir bewusster, dass meine Zeit abläuft.«
Claudius klopfte ihm auf den Rücken und lachte. »Was redest du da? Du wirst noch viele Winter erleben. Du kannst doch jetzt nicht gehen. Jetzt, wo die Dinge anfangen, sich zum Besseren zu wenden. Wir sind frei, Benedikt, frei, das zu tun, was wir wollen. Endlich haben wir wieder eine Chance
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