Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen
zu retten, würde ich alles tun«, erklärte Edward entschlossen.
»Und Ihr müsst mir rückhaltlos vertrauen«, ergänzte Drakonas.
Bei diesen Worten warf Edward einen Blick auf Gunderson, ehe er wieder Drakonas ansah.
»Ich kenne Euch nicht«, sagte der König dann. »Was ich bisher von Euch gesehen habe, war mir sympathisch, aber Vertrauen …« Er schüttelte den Kopf. »Dazu bin ich noch nicht bereit. Erzählt mir zunächst Euren Plan.«
»Einverstanden«, willigte Drakonas ein. Er erhob sich und wies zum Fenster. »Wenn Ihr mich freundlicherweise begleiten würdet, Majestät. Ich möchte Euch etwas zeigen.«
Verwundert kam der König seiner Bitte nach. Gunderson blieb dicht neben ihm.
»Seht Ihr diese Berge dort? Ganz in der Ferne mit den schneebedeckten Gipfeln?«
»Ja. Das ist das Ardvale-Gebirge.«
»Seid Ihr je dort gewesen, Majestät?«
»Gütiger Himmel, nein«, gab Edward zurück. Die Frage erstaunte ihn. »Das Ardvale-Gebirge liegt außerhalb der Grenzen meines Reiches. Das Königreich endet an seinen Ausläufern.«
»Ihr wisst also nicht, was dahinter liegt?«
Der König zuckte mit den Schultern. Es interessierte ihn wenig. »Es heißt, die Berge seien unpassierbar. Nichts als Schnee und kahler Fels. Wozu sollte ich?«
»Es gibt etwas jenseits dieser Berge. Ein Königreich. Das Reich Seth.«
Edward bemühte sich, höflich zu bleiben. »Davon wusste ich nichts. Ein Königreich, sagt Ihr?« Er verdrehte Gunderson gegenüber die Augen und wandte sich dabei ab. »Nun, Meister Drakonas, wir haben über diesen Drachen gesprochen …«
»Das Königreich Seth wurde einmal von einem ganzen Trupp Drachen angegriffen«, fuhr Drakonas fort, ohne sich von dem Thema abbringen zu lassen. »Über zwanzig Drachen haben die Stadt belagert.«
Edward erstarrte. Erschüttert drehte er sich zu Drakonas um.
»Sie haben die Drachen vertrieben. Drei wurden dabei getötet. Ich erzähle Euch dies, Majestät, weil das Reich Seth der einzige Ort auf der Welt ist, den die Drachen fürchten. Es ist der einzige Ort auf der Welt, den sie meiden.«
Drakonas deutete wieder zu den von Nebel verhüllten Bergen hinüber. »Dort, in diesem Reich, werdet Ihr die Frau finden, die Ihr braucht. Jemanden, der den Drachen vertreiben und ihn und seine Artgenossen für immer von Eurem Königreich fern halten kann.«
»Wie?«, wollte Edward wissen. »Wer ist das?«
»Es handelt sich um eine Frau, die über mächtige Magie gebietet. Ihr müsst dorthin ziehen und sie überreden, Euch nach Idlyswylde zu begleiten. Nur ihre Magie kann den Drachen verjagen.«
»Magie …« Edward wechselte einen belustigten Blick mit Gunderson, der ein mildes Lächeln aufgesetzt hatte. »Sind wir jetzt wieder beim Nackttanzen im Wald?«
Drakonas warf einen viel sagenden Blick auf das Astrolabium. »Hat die Wissenschaft Euch bisher weitergeholfen?«
Edward reagierte pikiert. »Wir haben es noch nicht versucht. Ich habe daran gedacht, Kanonen zu bestellen. Wir könnten sie auf der Mauer aufstellen.«
»Und was erwartet Ihr von dem Drachen? Soll er auf den Feldern herumspazieren, während Ihr ihn mit Kanonen beschießt? Oder wollt Ihr ihn gar vom Himmel holen?«
Der König wurde zornrot. Er war es nicht gewohnt, dass man ihn lächerlich machte. »Ich hielt es für mindestens ebenso sinnvoll, wie ein Hühnerbein zu schlenkern und dabei Abrakadabra zu sagen.«
»Ihr glaubt nicht an Magie«, stellte Drakonas fest.
»Nein«, bestätigte Edward. Dann aber fügte er mit plötzlichem Funkeln in den Augen hinzu: »Allerdings habe ich bisher auch nicht an Drachen geglaubt.« Er ging zum Balkon, schaute zu den Bergen und warf einen Blick durch das Teleskop.
»Ich bin an einem Punkt, wo ich alles probieren würde«, meinte er schließlich und wandte sich wieder um. »Ich werde Gesandte ausschicken, um diese Frau zu holen. Gunderson, Ihr geht als mein persönlicher Botschafter. Wir übersenden Geschenke, Edelsteine und Seide. Frauen mögen so etwas.« Er stockte und sah Drakonas ungeduldig an. »Was ist denn nun schon wieder? Ihr schüttelt immer noch den Kopf. Sind Edelsteine das falsche Geschenk?«
»Es gibt einen Grund, weshalb Ihr nie von dem Reich Seth gehört habt«, teilte Drakonas ihm mit. »Ich bin einer der wenigen, der davon weiß, und auch ich musste jahrelang Nachforschungen anstellen, um Hinweise auf seine Existenz zu erhalten. Das Königreich liegt unter einem Bann. Seine Grenzen sind von ebendieser Frau verzaubert. Dadurch hält sie die
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