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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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ein Problem habt und glaubt, dass ich es möglicherweise lösen kann. Ihr erbittet meine Hilfe, nicht andersherum. Wenn Ihr mich anheuern wollt, ist es mir recht. Wenn nicht, bin ich ebenfalls zufrieden. Aber für mich und meine Aufgabe ist es wichtig, festzustellen, dass wir einander als ebenbürtig betrachten.«
    Drakonas beobachtete den König sehr genau, denn von seiner Reaktion hing sehr viel ab. Wenn Edward jetzt einen Wutanfall bekam und lostobte, hatte Drakonas den Mann falsch eingeschätzt. Dann musste er jemand anderen finden.
    Edwards Mundwinkel zuckte. »Da hat er keineswegs Unrecht, Gunderson. Wir sind nicht sein König. Wir haben tatsächlich nach ihm geschickt. Wir haben vor, ihn um Hilfe zu ersuchen. Unter diesen Umständen ist es nicht leicht, einen Mann zu einem Diener zu veranlassen.«
    Damit war Drakonas überaus zufrieden und nutzte die Gelegenheit, um sein Gegenüber zu mustern, auf dem – ohne dass der König es wusste – alle Hoffnungen der Drachen ruhten. Der König wirkte selbstbewusst und integer. Nach gängiger Meinung war er ein gut aussehender Mann. Seine kastanienbraunen Haare, die in weichen Wellen von einem Mittelscheitel ausgingen, trug er schulterlang, wie es in dieser Gegend Mode war. Das Gesicht war ebenmäßig und klar mit hohen, betonten Wangenknochen. Dazu kamen eine kräftige, gerade Nase und große Augen, die anderen mit entwaffnender Offenheit begegneten. Der König war ein großer Mann mit einem gut gebauten Körper, der trotz der langen Friedenszeit durchtrainiert war. Er erinnerte sich also stets daran, dass er sein Reich vielleicht einmal verteidigen musste.
    »Wie ich höre, wird jedoch nicht nackt getanzt«, fügte Edward hinzu. Sein Lächeln war warm und großzügig und machte den Fremden sofort zum Freund. Zugleich blieb eine gewisse Reserviertheit, die einen nie vergessen ließ, dass man sich in Gegenwart des Königs befand.
    »Da dieser Umstand für allgemeine Enttäuschung gesorgt hat, könnte ich daran vielleicht etwas ändern«, bot Drakonas an.
    Edward grinste. Sein Grinsen war wie das seines Sohnes, ein durchtriebenes Lächeln, das grüngoldene Funken in seinen braunen Augen aufleuchten ließ.
    »Ich fürchte, auf den Drachen hätte Nackttanzen keine Wirkung«, gab Edward zu bedenken.
    Vielleicht doch, dachte Drakonas, aber nicht die, die Edward sich erhofft. Die Vorstellung, wie die runde, wohlgeformte Ermintrude mit ihren Grübchen hemmungslos im Mondlicht tanzte, war durchaus reizvoll.
    Aber Drakonas wollte ehrlich bleiben.
    »Ich fürchte, nicht.«
    »Nun gut.« Der König seufzte mit gespielter Enttäuschung. »Vielleicht ein andermal.«
    Das Lächeln währte nicht lange. Seine Augen verdüsterten sich. Jetzt verriet das offene Gesicht die Anspannung und Sorge der letzten Tage. Er versuchte überhaupt nicht, seine Ängste zu verhehlen, was manch einer sicher getan hätte. Edwards Gefühle und Gedanken würden immer für jedermann von seinem Gesicht abzulesen sein. »Ich gehe davon aus, dass meine Frau Euch die Lage bereits geschildert hat«, fuhr Edward fort. Er deutete auf den Platz, wo sein Schreiber gesessen hatte. »Diese Briefe, die ich gerade diktiert habe. Der eine ging an einen Baron, dessen Ländereien an unser Land wie auch an Weinmauer grenzen. Er warnt mich, dass Weinmauer seine Burgen entlang der Grenze befestigt. Mein lieber Schwiegervater schickt sich an, mir zur Hilfe zu eilen, und will mich dabei gleich mit Haut und Haar verschlingen. – Lieber würde ich mich von dem Drachen verschlingen lassen«, fügte er hinzu. Seine Augen funkelten.
    »Ich verstehe«, bemerkte Drakonas.
    »Und Ihr habt eine Lösung für mich?«, fragte Edward mit forschendem Blick auf Drakonas. »Ihr könnt dieser Bedrohung ein Ende machen? Das Ungeheuer töten oder vertreiben?«
    »Bevor ich eine Antwort darauf gebe, muss ich Euch einiges über Drachen lehren«, erwiderte Drakonas. »Man muss den Feind kennen, heißt es immer beim Militär. So zumindest habe ich es immer gehört.«
    Dabei warf er Gunderson einen Blick zu, um den Soldaten einzubeziehen. Er hatte (richtig) erraten, dass Edward den alten Mann seit dem Tod seines Vaters regelmäßig um seinen Rat bat.
    »Allerdings«, bestätigte Edward. »Ich bin ganz Ohr. Setzen wir uns an den Kamin. Ich lasse Wein bringen.«
    »Verratet mir zunächst, was der Drache tatsächlich angerichtet hat«, forderte Drakonas den König auf, nachdem die Diener wieder gegangen waren. »Es mag Euch unwichtig erscheinen, aber

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