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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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konnte, was geschah. »Ich erfülle dir jeden Wunsch, Meisterin, aber zuvor möchte ich, dass du es bequemer hast«, sagte die junge Frau gerade.
    Gute Idee, stimmte Edward ihr mit neuer Hoffnung zu. Sollen sie doch gehen, alle beide. Diese Hexen oder Dämonen, oder was sie auch sein mögen. Blinzelnd schaute er die Frau an. Obwohl ihr Bild vor seinen Augen noch verschwamm, erkannte er ihre große Schönheit. Aber Hexen sind doch nicht schön, dachte er irgendwo im Nebel der Schmerzen. Und Mörderinnen ebenso wenig. Sie hingegen ist eine wahre Schönheit …
    »Du widersetzt dich mir, Melisande?«, klagte die alte Frau.
    Melisande. Was für ein hübscher Name, dachte Edward. Ich frage mich, was er bedeutet. Er passt zu ihr. Oh Gott, mein Kopf tut so weh! Er schloss die Augen, weil ihn wieder Übelkeit überkam, und glitt einen Augenblick in die Finsternis. So verpasste er einen Teil dessen, was sich zwischen den Frauen abspielte.
    Als er die Augen wieder aufschlug, stand Melisande an dem Steinaltar. Er sah, wie sie gegen die Steinplatte drückte und hörte das mahlende Geräusch, als der Deckel sich in Bewegung setzte. Die junge Frau blickte hinein und wurde mit einem Schlag so weiß, als hätte jemand ihr die Pulsadern geöffnet. Vor Erschütterung versagten ihr beinahe die Beine. Er sah, wie ihr verängstigter Blick zu der alten Frau ging, in deren Hand ein goldenes Medaillon baumelte.
    »Ich bin du, Melisande«, raunte die Alte. Jetzt erkannte Edward ihre Stimme.
    Das Lispeln – die Stimme aus der Höhle! Die Stimme der Mörderin.
    Edward hob den Kopf. Seine Hand glitt zum Schwert. Schon spannte er sich und wollte aufspringen.
    Da kam eine Hand durch die Wand, schloss sich um sein Handgelenk und hielt ihn eisern zurück.
    »Wartet!«, befahl Drakonas.
    Mit einem Ruck wollte Edward sich aus Drakonas' Griff befreien, doch dessen Hand war unglaublich stark, als würde sie ihn zermalmen.
    »Ich sage Euch, wann«, fuhr Drakonas fort. Sein Flüstern klang kalt und scharf. »Ihr werdet ihr das Leben retten, aber noch nicht jetzt. Wenn Ihr Euch jetzt einmischt, werdet Ihr beide sterben. Vertraut mir dieses eine Mal, Edward.«
    Edward zögerte. Er hatte wenig Vertrauen zu Drakonas, doch sich selbst traute er noch viel weniger, denn sein Kopf tat abscheulich weh, und das Denken fiel ihm schwer.
    »Wenn Ihr sie retten wollt, müsst Ihr tun, was ich Euch sage«, beschwor ihn Drakonas.
    »Ich will sie retten«, versicherte Edward mit einem Blick auf Melisande.
    Drakonas lockerte seinen Griff, aber Edward fühlte noch immer die warnende Hand an seinem Arm und lächelte betreten. Drakonas traute dem König nicht mehr als dieser ihm.
    Zoll für Zoll legte Edward sich vorsichtig wieder hin, doch seine Achtsamkeit war überflüssig. Die beiden Frauen hatten ihn vergessen. Die eine war zu verängstigt, um an ihn zu denken, die andere zu sehr auf ihr Opfer versessen.
    Edward wartete, aber er würde nicht sehr lange warten.
    »Er wird nicht sehr lange warten«, sagte sich Drakonas. »Kann ich auf ihn zählen? Das ist die Frage. Bis jetzt hat er seine Sache sehr gut gemacht. Aber das, was ihm nun bevorsteht – ob er dazu bereit ist? Bin ich selbst überhaupt dazu bereit? Wir könnten alle dabei umkommen. Ich sollte lieber verschwinden«, überlegte er. »Sobald ich weiß, wie Maristara ihre Gestalt wechselt, kann ich mich davonmachen. Das ist meine Pflicht, denn ich muss dem Parlament Bericht erstatten. Die Menschen werden natürlich sterben, Edward und die Frau, und es wäre vermutlich das Beste, wenn sie es hier und jetzt tun. Denn wenn sie überleben, werden sie sehen, was sie nicht sehen dürften. Was kein Mensch sehen sollte.«
    Seine Überlegungen waren rational, und er hätte sie befolgen sollen. Doch das tat er nicht. Er wollte bleiben und mit Maristara kämpfen und die Menschen retten. Dafür gab es nur einen Grund: Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie siegreich blieb.
    Deshalb machte er sich bereit und weckte seine Magie.
    »Edward«, rief er gedämpft durch die Illusion, »sobald ich es sage, lauft Ihr zu der Frau, packt sie und holt sie in die Höhle. Dann rennt Ihr davon, alle beide, und seht Euch nicht um. Ganz gleich, was Ihr hört, ganz gleich, was Ihr seht.«
    Melisande kauerte hinter dem Sarkophag, wo sie sich noch immer an den Marmordeckel klammerte. Zu Tode erschrocken starrte sie die Hand an, die sich in eine glitzernde, schuppenbedeckte Klaue verwandelt hatte, deren scharfe Krallen nach ihr

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