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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Schlucht genau gegenüber der Stelle, an der er und Melisande sich zwischen den Erlen versteckt hielten.
    Der gestrige Regen hatte einen Sturzbach durch den schmalen Einschnitt brausen lassen, wie an der Wasserstandslinie oben an den Felsen und dem platt gedrückten, nassen Gras zu erkennen war. Es war nur eine kurze Flut gewesen. Das meiste Wasser war bereits abgelaufen, doch nun war die Schlucht matschig und mit Steinen, Ästen, einem entwurzelten Baum und durchnässten Stämmen übersät.
    Die Soldatinnen suchten sich rasch, aber aufmerksam einen Weg durch die Schlucht. Die Anführerin achtete auf die Schritte ihres Pferdes, behielt dabei aber zugleich stets im Blick, wo das beste Durchkommen möglich war. Offenkundig kannte sie ihr Ziel sehr genau, denn sie zögerte nicht eine Sekunde, sondern strebte entschlossen vorwärts.
    »Sie sind näher, als ich dachte«, bemerkte Drakonas. »Es wird ihnen zwar nicht leicht fallen, nach diesem Regen die Schlucht zu überwinden, aber wir sollten allmählich verschwinden.«
    Prüfend beobachtete er Melisandes Reaktion. Ihre Lippen teilten sich, als ob sie etwas sagen wollte, doch sie brachte kein Wort heraus. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie nach drüben.
    »Kriegerinnen aus Seth, wenn ich mich nicht irre«, fuhr Drakonas fort. »Sie kamen vom Pass. Wohl zum ersten Mal seit dreihundert Jahren haben sie einen Fuß über die Grenze gesetzt. Sie haben den Befehl, Euch nachzusetzen, Melisande.«
    »Befehl?« Ihre Lippen formten das Wort, doch noch immer versagte ihr die Stimme. Sie wirkte wie gelähmt.
    »Befehl von der Drachenmeisterin. Der neuen Meisterin. Ihr wisst, dass Seth nicht lange ohne Meisterin bleiben durfte. Ihr seid entkommen, Melisande, aber eine andere bedauernswerte Frau hatte weniger Glück.«
    Mit feuchten Augen starrte Melisande zu den Kriegerinnen. Erschauernd schlang sie die Arme um ihren Körper, wandte jedoch keine Sekunde den Blick von den Frauen ab, die unaufhaltsam näher rückten.
    »Die Meisterin ist tot«, fuhr Drakonas fort. Die Gefahr, in der sie schwebte, würde die Priesterin vielleicht beeindrucken. »Lang lebe die Meisterin. Sie hat ihnen befohlen, Euch zu jagen und zu töten. Schließlich kann sie nicht das Risiko eingehen, dass Ihr zurückkommt. Bestimmt hat sie ihnen erzählt …«
    Melisande sprang aus dem Schatten der Bäume, winkte und rief: »Bellona! Bellona, hier bin ich!«
    Ihr Schrei hallte durch die Schlucht und wurde von den Wänden zurückgeworfen. Schon rannte Melisande den Hang hinab auf die Schlucht zu.
    Der verdutzte Drakonas verfluchte seine eigene Dummheit. Ich muss es Bellona sagen, hatte Melisande vorhin erklärt. Dabei hatte ihre Stimme bei dem Namen verweilt, als wäre er eine Honigmandel, die süß im Munde zergeht.
    »Was ist denn los?«, rief Edward. Mit dem blanken Schwert in der Hand kam er aus der Höhle gelaufen. »Ich habe Stimmen gehört. Wo ist Melisande?«
    »Hier bleiben!«, befahl Drakonas und hetzte los.
    Sechshundert Jahre unter den Menschen, doch noch immer konnte ihre Dummheit ihn überraschen. Denn anstatt ihm zu gehorchen und in der sicheren Höhle zu bleiben, stürmte Edward natürlich hinter ihm her.
    »Melisande!«, rief er verzweifelt. »Vorsicht!«
    Sie befand sich ein Stück unter ihnen, wo sie eilig einen Weg durch die Felsen, Spalten und Bäume suchte, wobei sie mehr auf Glück und Instinkt vertraute als auf ihre Geschicklichkeit. Plötzlich blieb sie stehen, denn sie stand auf einem Absatz, der in die Schlucht hineinragte. Hier ging es ein ganzes Stück in die Tiefe. Da sie nur mit ihrem weiteren Weg beschäftigt war, sah sie nicht, wie die Soldatinnen Pfeile auflegten und ihre Bögen spannten. Gleich würde sie den Befehl zum Feuern vernehmen – das Letzte, was ihre Ohren jemals hören würden, ehe dem tückischen Sirren der Pfeile der feuchte Aufprall folgen würde, wenn ihre Brust durchbohrt werden würde.
    Drakonas verfluchte die ganze Menschheit. Melisande brauchte nicht zu sterben. Er hatte sich bereits einen Zauber zurechtgelegt. Mit seiner Magie konnte er jeden einzelnen Pfeil verbrennen. Aber wenn Melisande bis jetzt noch nicht wusste, wer er war, würde sie es danach vielleicht erraten. Jedenfalls würde sie die Drachenmagie erkennen.
    Er dachte an seinen eigenen Plan und wie es Melisande ergehen würde, wenn sie beschlossen, ihn tatsächlich durchzuführen. Vielleicht war es das Beste, wenn sie hier und jetzt umkam.
    Drakonas öffnete die Hand und ließ die Magie wie Sand

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