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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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doch das lag hinter einer so starken Illusion, dass er sie nicht durchdringen konnte. Wenn er den Mönch aus den Augen verlor, würde er nicht mehr wissen, wo das Tor lag. Aber Markus wollte Bellona nicht einfach hier liegen lassen. Es erschien ihm nicht recht. Auf ihren Lippen stand noch immer Nems Name.
    »Nimm ihre Seele gnädig auf, oh Herr.« Markus murmelte ein kurzes Gebet. »Lass nicht zu, dass ihr Böses widerfährt.«
    Dann erhob er sich langsam und still, schüttelte die Kutte zurecht und schlug die Kapuze über den Kopf, um sein Gesicht zu verbergen. Die Hände schob er in die Ärmel seines Gewands, wie er es bei den Mönchen gesehen hatte, und ging dann in Richtung Mauer.
    Der Mönch trat ein. Markus prägte sich die Stelle genau ein. Es musste eine enge Öffnung sein, denn die anderen waren hintereinander hindurchgegangen. Er lief weiter, obwohl seine Augen ihm weismachten, er würde gleich gegen harten Stein prallen. Er musste weitergehen, ohne zu zögern, denn vielleicht stand auf der anderen Seite der Mönch und beobachtete ihn.
    Als er die Mauer erreichte, biss Markus die Zähne zusammen und ging weiter.
    Der Stein teilte sich wie Nebelschwaden. Mit dem nächsten Schritt trat er auf Kopfsteinpflaster.
    Hohe Häuser aus grauem Stein ragten dicht gedrängt in die mondhelle Nacht. Von einer Hauptstraße zweigten Gassen ab, die sich wiederum verzweigten. Er befand sich in einer Stadt, einer großen Stadt, so groß wie Ramsgate-upon-the-Aston. War das eine Illusion? Oder die Wirklichkeit?
    Markus streckte die Hand aus. Die Steine der Mauer waren kalt und hart. Das Nebeltor war verschwunden. Oder lag es nur hinter einer neuen Illusion verborgen? Er versuchte zurückzugehen, prallte aber unsanft gegen das Gestein. Seine Augen suchten die gesamte Mauer ab. Irgendwo musste es doch einen Ausgang geben. Die dunklen Felsen, aus denen sie erbaut war, waren sandweiß geädert und verwirrend unregelmäßig übereinander geschichtet. Es musste ein Tor geben, aber das lag wohlverborgen.
    Der Mönch war verschwunden. Auch die Kinderräuber waren weitergezogen. Von Grald keine Spur. Markus stand allein auf der Straße, hatte jedoch das Gefühl, beobachtet zu werden. Der Versuch, durch die Mauer zu laufen, war dumm gewesen. Kein echter Mönch hätte das getan.
    »Hier kann ich nicht bleiben«, murmelte er. »Ich muss weiter. Aber wohin?«
    Die Straße war leer. Irgendwo links verklangen leise Stimmen. Also wählte er die entgegengesetzte Richtung. Er ging zügig, als hätte er eine Aufgabe zu erledigen. Schon nach wenigen Schritten hörte er hinter sich ein Geräusch.
    Markus warf einen Blick nach hinten.
    Grald schien gerade eingetreten zu sein, denn er stand an der Mauer. Wenn er die Straße hinunterblickte, konnte er Markus nicht übersehen.
    Der Prinz zog die Kapuze weiter über den Kopf und ging schneller. Bei jedem Schritt wartete er darauf, dass der Drache ihm nachkäme.
    Doch er hörte nichts.
    Markus lief und lief. Ihn überkam der Impuls, sich umzusehen, doch er bekämpfte ihn tapfer, biss die Zähne zusammen, bis seine Halsmuskeln vor Anspannung schmerzten, und zwang sich, geradeaus zu sehen. An einer Kreuzung schlüpfte er um die Ecke und blieb dort zitternd stehen. Jetzt wollte er einen Blick riskieren. Vorsichtig blinzelte er in die Richtung, aus der er gekommen war.
    Keine Spur von Grald.
    Matt vor Erleichterung sackte Markus an die Wand. Seine Hände schmerzten. Er sah sie an und stellte fest, dass sie zu Fäusten geballt waren. Als er vorsichtig die Finger öffnete, merkte er, dass etwas Klebriges sie zusammenhielt.
    Blut. Bellonas Blut.
    Sein Magen rebellierte. Seine Beine kribbelten, und ihm wurde heiß und kalt zugleich. Schweiß rann ihm über den Nacken. Ein gallebitterer Geschmack im Mund machte ihm klar, dass er kurz davor stand, ohnmächtig zu werden.
    Er hockte sich hin, senkte den Kopf zwischen die Knie und atmete tief durch.
    Das Gefühl verging. Nach einigen weiteren Atemzügen fühlte er sich wieder sicher und floh in seinen kleinen Raum, wo er ganz für sich war.
    Doch jemand stand vor der Tür. Blaue Augen und eine Kinderhand …
    Markus versuchte, die Gedanken seines Bruders zu erspüren und dessen Raum zu betreten, doch da war nur gleißendes Weiß.
    »Mach auf«, sagte Nem. »Lass mich ein.«
    Markus zögerte nicht. Er öffnete die Tür.
    Die Drachenklaue stach ihm in die Augen. Er war geblendet. Die Pranke packte ihn, um ihn aus seinem Raum zu zerren. Verzweifelt versuchte Markus,

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