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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Kleid!«, rief sie. »Für mich?«
    Nem sah bloße Schultern und ihren Hals, zerzauste blonde Haare und ein Gesicht, das von Schlaf und Freude gerötet war. Die schwarze Nonnentracht lag zusammengeknüllt auf dem Boden. Er wendete den Blick ab.
    »Ich lasse dir dein Frühstück hier. Dann kannst du dich anziehen. Ich hoffe, du kommst mit den Kleidern zurecht. Ich habe eine der Frauen darum gebeten.«
    »Sie sind bestimmt wunderbar«, versicherte Evelina. Sie schob sich zurecht und ließ lockend die Decke ein wenig herabgleiten, während sie ihm zulächelte. »Du brauchst nicht zu gehen. Dreh dich einfach nur um.«
    »Ich warte draußen.« Nem stellte das Tablett auf den Tisch, legte die Kleider über einen Stuhl und ging hinaus. Die Tür schloss er fest hinter sich.
    »Geh nicht so weit weg«, rief Evelina. »Ich will mit dir reden!«
    Sie stieg aus dem Bett, schüttelte die Kleider auf und sah sie durch: Ein Leinenhemd und ein passender Unterrock, ein Mieder aus Wolle, dazu ein Hemd, Wollstrümpfe und ein wollener Mantel. Einfach, schäbig, düster. Abgestoßen verzog sie den Mund, doch dann zuckte sie mit den Schultern. Alles besser als dieses grässliche Nonnengewand. Geschwind zog das Mädchen sich um, ganz auf sein Vorhaben bedacht. Sie streifte das Hemd über den Kopf, zog die Strümpfe an, schlüpfte in den Unterrock und dann in den Rock. Das Mieder schnürte sie fest und zupfte dann das Hemd zurecht, um ihr bestes Kapital zu betonen.
    »Du kannst reinkommen«, rief sie. Als die Tür aufging, fügte sie schmeichelnd hinzu: »Und nächstes Mal bringst du mir bitte einen Kamm.« Dabei fuhr sie mit den Fingern durch ihre Haare und spielte mit einer Locke, die lasziv auf ihrem Dekolletee gelandet war. »Ich sehe sicher furchtbar aus.«
    Jeder andere Mann hätte nun eine galante Bemerkung gemacht. Nem hingegen nahm die Bemerkung wörtlich und versprach: »Ich werde dir einen Kamm besorgen.«
    Entgeistert biss sich Evelina auf die Lippe, zwang sich aber zu einem Lächeln und kam auf ihn zu.
    »Ich muss etwas Wichtiges mit dir besprechen.«
    »Und ich mit dir. Du hast gestern Abend das Gästehaus verlassen. Wo warst du?«
    »Ich bin spazieren gegangen«, sagte sie. »Du hast gesagt, ich könnte kommen und gehen, wie ich will. Oder hast du deine Meinung geändert?«
    Sie wusste nicht, wo sie ihre Augen lassen sollte. Nem hatte neue Kleider: Ein lockeres Hemd, das am Hals offen stand, und enge Hosen, die an den Säumen Schlitze hatten, um über seine geschuppten Beine zu passen. Da er keine Stiefel trug, schabten seine Krallen über den Boden. Die blauen Schuppen glitzerten. Es war, als würde er darauf pfeifen, dass er ein Monster war, nur um sie zu quälen. Er musste doch wissen, wie abstoßend sein Anblick für sie war.
    »Tagsüber kannst du gehen, wohin du willst. Aber du solltest dieses Viertel nicht verlassen«, teilte er ihr mit. »Nachts ist es gefährlich, wenn du allein herumläufst.«
    »Gefährlich!« Evelina schnaubte. »Mich hier zu Tode zu langweilen ist genauso gefährlich!« Ihre Unterlippe begann zu beben, und das Lächeln schwand von ihrem Gesicht. »Hier gibt es nichts für mich. Keine Tavernen. Niemand, der singt oder tanzt!«
    Sie rückte noch ein Stückchen näher und hob die Hände, als ob sie ihn berühren wollte. Als er einen Schritt zurücktrat, schob sie stattdessen schnell die Hände zusammen, legte das Kinn in die Finger und sah ihn beschwörend an. Dabei bemühte sie sich, nur sein Gesicht und nicht seine Beine anzusehen.
    »Ich will hier raus«, bat sie.
    »Du kannst gehen.«
    »Ich meine, aus der Stadt.«
    Er schwieg.
    »Hier gefällt es mir nicht«, fuhr sie fort. »Ich habe nichts zu tun. Es gibt nichts zu sehen, niemanden, mit dem ich reden kann.« Abfällig wies sie auf den Nonnenhabit. »Da könnte man mich auch gleich ins Kloster sperren.«
    »Was hat das mit mir zu tun?«, wollte Nem wissen.
    Evelina errötete leicht, schlug die Augen nieder und sagte leise: »Ich möchte, dass du mich begleitest.«
    Er antwortete nicht. Evelina geriet aus dem Konzept. Sie hatte geglaubt, er würde diese Gelegenheit sofort ergreifen. Doch er blieb nur stehen und spielte den Einfältigen. Sie kämpfte gegen das Verlangen an, ihm die Augen auszukratzen.
    »Wir könnten zusammen verschwinden. Sobald es dunkel wird. Nur du und ich. Allein. Zusammen.«
    »Ich verstehe nicht, warum ich mitkommen soll«, erwiderte Nem. »Du verabscheust mich.«
    Evelina wollte widersprechen, ihm Honig um den Mund

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