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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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schmieren, wie es bei anderen Liebhabern immer gewirkt hatte. Doch die Worte, die sie diesen leuchtend blauen Augen sagen wollte, kamen ihr nicht über die Lippen.
    Was habe ich denn erwartet?, fragte sie sich verächtlich. Er ist nicht wie andere Männer. Er ist ein Tier, ein Ungeheuer. Seine Gefühle sind so flach wie die eines Straßenköters.
    »Allein finde ich nicht aus diesem schrecklichen Ort heraus«, gab sie schließlich verdrossen zu. »Gestern Abend bin ich die ganze Mauer abgelaufen und habe das Tor gesucht.«
    »Es gibt kein Tor«, erklärte Nem.
    Evelina kicherte mädchenhaft. »Ach, komm schon, mach dich nicht über mich lustig.«
    »Das ist kein Scherz, Evelina.«
    »Es muss einen Ausgang geben!« Ihr Ton wurde schärfer. »Schließlich sind wir auch hereingekommen.«
    »Richtig. Aber Eingang und Ausgang kontrolliert der Drache.«
    »Der Drache?«, wiederholte Evelina ungeduldig. »Was für ein Drache? Wovon redest du?«
    »Mein Vater – der Drache«, sagte Nem. »Der Drache, der mich zu dem gemacht hat, der ich bin: halb Mensch, halb Tier.«
    Evelina starrte ihn an. Am liebsten hätte sie an einen Scherz geglaubt, doch sie kannte ihn bereits gut genug, um zu wissen, dass er keine Spaße machte. Sein Vater – ein Drache.
    Das erklärte natürlich so manches.
    Sie warf einen Blick auf seine Beine und Füße und stellte fest, dass sie sich nie gefragt hatte, warum er so aussah. Warum er ein halbes Tier war.
    Wie sollte ich auch?, fragte sie sich verstimmt. Ich habe schon so viele merkwürdige Menschen gesehen: Männer mit Elefantenhaut, Kinder, die an den Köpfen zusammengewachsen waren, Frauen mit drei Brüsten. Ich dachte, er wäre auch so etwas.
    Wie er zu seinen Tierbeinen gekommen war, hatte sie sich nie gefragt. Aber sein Vater ein Drache? Das glaubte Evelina nicht. Oder doch. Letztlich war es ihr gleichgültig. Von ihr aus konnte sein Vater auch ein Frosch sein. Sie musste aus dieser geheimen Stadt in die Welt zurückkehren, eine Welt, wo es Männer mit Geld gab, die all ihr Geld für sie ausgeben wollten. Nem kannte den Weg. Seine Drachenfüße konnten sie dorthin bringen und mitnehmen. Sie schaute ihm wieder ins Gesicht und klimperte mit den Augen. Ein zaghaftes Lächeln verzog ihren Mund.
    »Dein Vater, der, äh, Drache, kontrolliert die Tore? Das ist doch wunderbar, Nem! Bestimmt zeigt er dir, wie man sie öffnet, wenn du ihn darum bittest. Und wenn er es ablehnt«, hier sprach sie mit all ihrer Erfahrung über widerspenstige Väter, »dann legen wir ihn rein. Das ist nicht so schwer. Du wirst schon sehen.« Sie funkelte ihn an. »Hör auf, den Kopf zu schütteln. Hast du mich nicht gehört? Ich will, dass wir zusammen gehen. Zusammen!«
    »Ich will nicht gehen«, wehrte er in ruhigem Ton ab.
    »Aber ich!« Sie stampfte vor Wut mit dem Fuß auf. »Ich muss hier weg! Ich hasse diesen Ort! Ich fühle mich wie in einem Käfig – oh, nein, nein! Das wollte ich nicht. Ach, Nem, es tut mir Leid …«
    Zu spät. Seine blauen Augen verdüsterten sich und blitzten dann auf. Er wandte sich von ihr ab.
    Evelina geriet in helle Panik, weil mit ihm auch ihre Freiheit zu gehen schien. Sie stürzte ihm nach, schlang die Arme um seinen Leib, lehnte den Kopf an seinen Rücken und begann zu weinen. Ihre Angst war ungespielt und die Tränen dieses Mal auch.
    »Verzeih mir! Es tut mir so Leid. Mir tut es Leid, was sie dir angetan haben. Ich weiß, dass du mich hasst, und ich kann es dir kaum verdenken, aber wenn ich hier bleibe, sterbe ich! Ich werde sterben!«
    Sie fühlte seinen Körper erschauern. Er berührte ihre Hände, löste sie von sich, drehte sich um und nahm sie in die Arme. Seine Berührung war voller Zärtlichkeit. Sie glaubte, seine Lippen an ihren Haaren zu spüren.
    Leise raunte sie: »Hilf mir, hier rauszukommen, Nem. Ich tue alles, was du willst. Ich schlafe auch mit dir. Versprochen.«
    Seine Arme erstarrten. Er ließ sie los und zog sich zurück.
    »Was ist denn nun schon wieder?«, schrie sie ungeduldig. »Ist es nicht das, was du willst?«
    »Hast du keinen Hunger?«, fragte er.
    Evelina packte das Tischchen, auf das er das Essen gestellt hatte, und kippte es um. Essen, Tablett und Geschirr landeten krachend auf dem Boden. »Nein, ich will nichts essen! Nie mehr! Ich hungere mich zu Tode.«
    »Du hast noch das Messer, das ich dir gegeben habe«, erinnerte er sie kühl. »Dich zu erstechen, wäre schneller und weniger grausam.«
    »Ich tue es! Ich bring mich um! Das wird dir noch Leid

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