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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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war. Die Drachen, deren Träume ich mitträumte. Ihr seid alt, so alt wie die Erde, und für all dies verantwortlich.«
    »Wir haben nur versucht, einen Fehler wieder gutzumachen.« Drakonas seufzte. »Nichts hat sich entwickelt, wie es sollte.« Er starrte gebannt auf die Straße. »Und auch jetzt läuft nichts nach Plan. Oh, verdammt und dreimal zur Hölle und zurück!«
    »Was ist denn?«, fragte Markus alarmiert. »Was siehst du? Wer kommt?«
    Die Illusion von Grald waberte und verschwand. Einen Moment lang war der Drachenschatten sehr hell, voller Leben. Fasziniert starrte Markus diese prachtvolle Schönheit an. Sein Kopf ragte hoch über Markus auf, und die Augen starrten aus großer Höhe auf ihn herab. In ihnen standen Mitleid, Weisheit und Zeit.
    So müssen die Augen Gottes blicken, dachte Markus.
    Der Drachenschatten verschwand und wurde zu Drakonas, dem Zweibeiner, einem großen, hageren Mann mit langen schwarzen Haaren, die von grauen Strähnen durchzogen waren. Nur die Augen waren dieselben. Und hinter ihm waren die Schwingen eines rotgoldenen Drachen zu sehen, die ihn umfingen.
    Drakonas hob seinen Stab auf, nahm den Lederriemen und löste ihn vom Haken. Grimmig stieß er die Tür auf. Dann sah er sich noch einmal nach Markus um.
    »Es steht so viel auf dem Spiel, viel mehr, als dir klar ist. Ich tue, was ich kann, um dich zu retten, aber wenn ich dich loslassen muss, werde ich es tun. Du bist einer, und es gibt noch so viele – so viele …«
    »Ich war die ganze Zeit der Köder, nicht wahr?« Markus begriff allmählich. »Sechzehn Jahre hindurch.«
    »Du bist zum Köder geboren«, bestätigte Drakonas. »In gewisser Weise kannst du dich glücklich schätzen, Markus. Die meisten Menschen erfahren die Antwort auf diese Frage nie.«
    Er ging hinaus und machte die Tür hinter sich zu.
    Markus blieb allein zurück, ein kleines Kind in seinem stillen Raum. Er wollte gehen und doch wieder nicht. Die Erinnerung an die leiderfüllten Augen und das Feuer der leuchtenden Drachenschwingen verwirrte ihn.
    »… bis das Opfer sie erkennt«, wiederholte er den Schluss des Drachensprichworts. »Doch in diesem Fall weiß das Opfer Bescheid.«
    Er trat auf die Tür zu, machte sie auf und stand Nem gegenüber.
    Nems Klauenfüße gruben sich in den Boden. Auf seinen glänzend blauen Schuppen blitzte das Sonnenlicht.

30
    Niemand hatte Markus vorgewarnt. Er hatte sich einfach einen Bruder vorgestellt.
    Was er erblickte, war ein halber Bruder und ein halber Drache.
    In den blauen Augen seines Bruders sah er sich selbst, sein Gesicht, das sein Erschrecken widerspiegelte, die Augen, in denen sich erst Entsetzen, dann Mitleid malte. Nems Augen hingegen wurden hart. Im Nu wurde Markus zu einem sehr kleinen, sehr unbedeutenden Wesen.
    Das hatte er verdient, und er wusste es. Nichts, was er sagen oder tun könnte, würde diese Reaktion wieder gutmachen.
    »Verzeih mir«, stammelte er. »Ich wusste nicht …«
    Nem schob sich an seinem Bruder vorbei. Seine Füße kratzten über den Boden. Die Schuppen schimmerten bei jeder Bewegung. Er machte die Tür hinter sich zu und wandte sich Markus zu.
    »Einen solchen Bruder hast du offenbar nicht erwartet«, stellte er fest.
    »Verzeih mir«, wiederholte Markus. »Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll. Ich wusste es nicht.«
    »Bellona hat dir nichts über mich erzählt?«, fragte Nem. Seine blauen Augen glitzerten intensiver als die leuchtenden Schuppen.
    Markus schüttelte den Kopf. Ihm fehlten die Worte.
    »Das überrascht mich nicht«, meinte Nem. »Sie hat meinen Anblick gehasst.«
    »Das ist nicht wahr«, gab Markus zurück. Der Übergang von Schuldgefühlen zu Ärger tat ihm gut. »Sie hat dich gesucht. Und sie hat dabei ihr Leben gelassen. Das weißt du. Durch meine Augen hast du sie sterben sehen.«
    »Ich habe sie nicht gebeten, mich zu retten«, knurrte Nem gereizt. Er runzelte die Stirn.
    »Nein«, antwortete Markus kalt. »Aber mich.«
    » Nicht , mich zu retten«, hielt Nem dagegen. Seine Augen blitzten auf. »Nicht, mich zu retten«, wiederholte er.
    »Warum hast du mich dann hierher geholt?«
    »Weil …« Nem brach ab. Er warf einen Blick zur Tür und schien sich seine Worte noch einmal anders zu überlegen.
    »Weil ich dich kennen lernen wollte, Bruder. Ich bin noch nie einem Prinzen begegnet. Im Gegensatz zu mir bist du genau der, den ich erwartet habe – schön, freundlich, charmant. Hast in deinem ›kleinen Raum‹ im Königshaus ein verhätscheltes Leben

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