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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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das Richtige getan zu haben. Er war der Ansicht, sie hätte ein schreckliches Unrecht begangen. Es war der schlimmste Augenblick ihrer Ehe, der schlimmste in ihrer beider Leben.
    Ihre Liebe war nie eine wilde Leidenschaft gewesen, wie die Dichter sie besangen. Sie war nicht von den Liebespfeilen pausbäckiger Engel, sondern von Politikern gestiftet worden. Am Tag ihrer Hochzeit hatten sie einander zum ersten Mal gesehen und waren miteinander ins Bett geschickt worden, bevor sie richtig wussten, wie der andere hieß. So waren sie füreinander vielleicht nicht die große Liebe, doch in den Armen des anderen fanden sie Zuneigung, Zärtlichkeit und gegenseitigen Respekt.
    Nur einmal hatte Ermintrude in ihrer Ehe einen tiefen Schmerz erlebt, nämlich an dem Tag, als Edward ihr unter Tränen seine Untreue gestanden hatte, die kurze Affäre mit Melisande, aus der ein Sohn hervorgegangen war. Ermintrude war Edward immer treu ergeben gewesen. Nie hatte sie ihm Kummer bereitet – bis heute. Auf seine Weise fühlte er sich ebenso betrogen wie damals sie.
    »Wie konntest du das tun?«, wollte er wissen, als er wieder sprechen konnte. Erst jetzt war er sicher, dass die bösen, heißen Worte der Wut nicht aus ihm hervorsprudeln würden wie das Regenwasser aus den Mäulern der Gargylen.
    »Es war richtig so. Er musste die Wahrheit erfahren«, antwortete Ermintrude. Sie bebte innerlich, denn es tat ihr weh, dass sie ihn verletzt hatte. Dennoch stand sie zu ihrer Entscheidung.
    »Nein, es war falsch!«, rief Edward. Er schlug mit der Faust auf den Tisch. » Du hattest nicht das Recht dazu! Er ist mein Sohn!«
    »Und ihrer.« In Ermintrudes Stimme lag ein Schluchzen. »Der seiner Mutter. Melisande.«
    Darauf fand Edward keine Antwort. Mit einer Geste, die den ganzen Streit nichtig erscheinen ließ, wandte er ihr den Rücken zu.
    »Seine Mutter hat einen Anspruch auf ihn«, fuhr Ermintrude fort. »Und auf dich. Sie hat ihn nie erhoben.«
    »Seine Mutter ist tot«, sagte er ungeduldig.
    »Für ihn nicht, Ned! Sie lebt in ihm. Die Hälfte seines Bluts stammt von ihr. Sein halbes Herz ist das ihre. Du kannst nicht in ihn hineingreifen und es herausreißen. Dich kennt er, aber sie kennt er nicht. Er muss von ihr erfahren, Ned. Er fragt sich ohnehin die ganze Zeit.«
    »Pah! Er hat nie etwas gesagt.«
    »Nicht zu uns. Dich will er nicht verärgern, mich will er nicht verletzen. Wann immer er von seinem Buch aufschaut und zu jenen fernen Bergen hinüberblickt, in deren Wolken das Reich Seth verborgen liegt, denkt er an sie. Er fragt sich, wer sie war, warum sie ihn hergegeben hat, ob sie ihn liebte oder hasste. Jetzt hat sie aus dem Grab heraus ihren rechtmäßigen Anspruch auf ihn erhoben. Wenn wir versuchen, uns zwischen ihn und sie zu stellen, ist er es, der leiden wird.«
    »Er wird leiden.« Edward fuhr wieder herum. Seine Augen glühten vor Zorn. Er hörte nicht zu, weil er nicht zuhören wollte. »Diese Frau wird ihn leiden, vielleicht sogar sterben lassen.«
    Der König stieß die Fensterläden auf und beugte sich hinaus.
    »Sattelt mein Pferd!«, schrie er den überraschten Leuten zu, die verwundert den Hals reckten. »Ich reite in zehn Minuten los. Wenn das Pferd dann nicht bereit steht, lasse ich euch alle auspeitschen!«
    »Edward!«
    »Ich weiß, wohin sie ihn bringt«, erklärte er mit belegter Stimme. »Ich hole ihn zurück.«
    Ermintrude wollte erneut eingreifen, besann sich jedoch eines Besseren. Der Ritt würde ihm gut tun, ihm einen klaren Kopf verschaffen. So konnte er nachdenken. Edward rannte hinaus. Sie hörte, wie er die Treppe zu seinem Arbeitszimmer hinauflief. Die Königin trat ans Fenster und wartete, bis er in Rüstung, Stiefeln und Mantel in den Hof eilte, wo Gunderson mit dem Pferd bereit stand. Der Alte sagte etwas zu seinem König. Vermutlich versuchte auch er, ihn von seinem Entschluss abzubringen, denn Edward schüttelte den Kopf und saß auf. Er blickte zum Fenster hoch – er wusste, dass sie dort stand. Doch er winkte nicht, sondern schaute weg.
    Gunderson trat beiseite, um nicht umgeritten zu werden. Mit klappernden Hufen trabte das Pferd über das Pflaster.

22
    Währenddessen zog Nem mit den Mönchen immer weiter nach Osten, einem unbekannten Ziel entgegen. Mehrfach fragte Nem, wohin sie denn wollten, doch die Mönche antworteten nicht. Auch miteinander sprachen sie wenig. Die Schwester redete zwar, aber auch nur, wenn es unerlässlich war. Selbst dann blieben die Gespräche kurz.
    »Alles zu seiner

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