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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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ziehen. Er wunderte sich, dass kein Lager zu sehen war, obwohl die Nonne angedeutet hatte, dass dies der Ort sei, wo sie alle wohnten.
    Sie hatte nicht viel davon erzählt, und die Mönche hatten kein Wort darüber verloren. Dennoch hatte Nem geglaubt, es müsse hier in der Wildnis so etwas wie ein Fort oder ein Dorf mit einer Palisade geben. Offenbar lag es tiefer im Wald. Sie würden also erneut weiterziehen müssen. Als er sich umschaute, fand er jedoch keine Spur von einem Weg.
    Die Mönche wie auch die Schwester sahen Grald erwartungsvoll an. Der Drache in Menschengestalt wanderte zum Stumpf eines umgestürzten Baumes, dessen Stamm noch am Ufer lag. Die toten Blätter hingen ins Wasser hinein. Grald kletterte auf den Stumpf. Er drückte mit den Armen, als würde er eine schwere Tür aufstoßen. Anschließend stieg er herunter und machte sich auf den Weg in den Wald. Die Mönche reihten sich hinter ihm ein. Evelinas Aufpasser nahm sie am Arm und zog sie mit.
    Nem blickte die Schwester an.
    »Hier entlang, Drachensohn«, lud sie ihn mit einem milden Lächeln ein.
    Der Junge hatte keine Ahnung, was die Gesten des Drachen auf dem Baumstumpf zu bedeuten hatten, aber offensichtlich hatte Grald einen Weg entdeckt. Sie liefen ein Stück durch den Wald, bis …
    In dem Wald, in dem er aufgewachsen war, hatte Nem einmal den Fuß auf scheinbar festen Boden gesetzt, doch die Erde hatte nachgegeben. Er war in Treibsand gerutscht. Damals hatte er sich so gefühlt wie jetzt.
    Als er in den tiefen Schatten einer riesigen Weide trat, fand er sich auf einer sonnenbeschienenen Straße wieder – mitten in einer Stadt. Ungläubig sah er sich um.
    Hinter ihm ragte eine gewaltige Steinmauer empor, doppelt so hoch wie er und aus Felsbrocken, die direkt aus der Erde zu stammen schienen. Als hätte jemand sie ausgehoben und hier einfach übereinander geschichtet. Im Sonnenlicht hatte die Mauer einen glasigen Schein. Sie war ohne Mörtel erbaut. Ein Feuer, das Steine zum Schmelzen bringen konnte, hatte die Brocken miteinander verschweißt. Und dennoch war Nem mitten hindurchgegangen.
    Um ihn herum ratterten Wagen. Es herrschte Stimmengewirr, das nur hin und wieder durch einen Ruf oder lautes Gelächter oder einen Händler, der Ware feilbot, durchbrochen wurde. Nem wurde angerempelt. Man starrte ihn an.
    Eben noch ein Fluss und Stille unter alten Bäumen. Jetzt eine Mauer und das pralle Leben. Eine Stadt im Wald. Eine Stadt, die nicht existiert hatte, bis Grald sie herbeigerufen hatte. Jedenfalls kam das Nem so vor.
    »Willkommen, Drachensohn«, sagte die Schwester. Sein Unbehagen brachte sie zum Lächeln. »Willkommen in Drachenburg.«
    Im Gegensatz zu Menschen, die auch zu Ehren Gottes, ihres Königs oder ihres Landes bauten, sah der Drache Baukunst nur unter dem Gesichtspunkt der Funktionalität. Wohnhäuser für Menschen waren langweilig, darum zog er sie möglichst rasch hoch, um schnell fertig zu sein. Drachen sind keine Baumeister. Ihre Horte errichten sie durch Zerstörung – sie graben sich in die Berge, höhlen den Fels aus und formen ihn um. Das einzige gezielte Bauwerk in ihrem Hort ist das Nest, das ihre Eier und später die jungen Drachen aufnehmen soll.
    Dieses finstere Felsennest wird von beiden Drachen während des langwierigen Paarungsrituals erbaut. Es ist stark, sicher und durch Magie geschützt, weil es die zerbrechlichen Eier und die ebenso empfindlichen Jungen schützen soll. Seine ausgeklügelten Verteidigungsanlagen sind ein Überbleibsel aus den Drachenkriegen alter Zeiten, wo bevorzugt die Jungen angegriffen worden waren.
    Drachen paaren sich nur selten, mitunter nur einmal im Leben. Daher war es für einen Feind ein enormer Triumph, den Nachwuchs eines Drachen auszulöschen und damit möglicherweise die Existenz einer Drachensippe, die seit Tausenden von Jahren bestand. So liegt das Nest ganz am Ende aller Verteidigungsanlagen – für den Fall, dass beide Eltern sterben sollten. Es besteht aus Fels, der mit Drachenfeuer zusammengeschmolzen wird. Illusionen der mächtigsten Stufe verbergen es.
    Insofern konnte die Stadt Drachenburg gut und gerne als Drachennest gelten, denn die Gebäude und die gewaltige Steinmauer, von denen sie umgeben war, ähnelten einem Nest für junge Drachen. Auch die gewaltige Magie erinnerte daran. Die Illusion, welche die Stadt versteckte, war so wundersam, dass Nem nur schwer unterscheiden konnte, was nun real war, der stille Wald oder die lärmende Stadt.
    »Die Stadt ist ebenso

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