Das verbotene Land 3 - Drachenbruder
Schulter.
»Du siehst zum Umfallen müde aus, mein Sohn. Leg dich hin. Gunderson und ich erledigen alles Nötige, um diesen Krieg vorzubereiten. Nein, mein Sohn, ich bestehe darauf«, fügte Edward hinzu, als Markus Protest erheben wollte. »Keine Sorge. Ich springe nicht in den Sattel und reite gleich los. Heute schicke ich Boten los, die den Kronprinzen und die Barone im Norden warnen, damit sie ihre Grenzen befestigen und sich für einen Angriff rüsten.«
»Aus einem unsichtbaren Königreich. Das dürften sie nur schwer schlucken«, meinte Markus.
»Weinmauer ist nicht unsichtbar«, erklärte Edward ungerührt. »Sie werden leicht zu überzeugen sein, dass dessen Truppen in Bewegung sind. Ich habe schon zur Musterung aufgerufen. Männer und Ausrüstung sollen sich morgen in Gang setzen.«
Offenbar war Markus seine Überraschung vom Gesicht abzulesen, denn Edward fügte etwas bitter hinzu: »Auch wenn ich Drakonas nicht traue, bin ich kein Dummkopf. Ganz gleich, was er dir erzählt.«
»Vater«, erinnerte Markus ihn, »dieses Heer ist mit keinem anderen auf Erden zu vergleichen. Die Soldaten kämpfen mit Waffen, die nicht dieser Welt entstammen. Ihre Rüstungen bestehen aus Drachenschuppen. Ich finde, wir sollten die Leute darauf vorbereiten.«
»Wirklich?«, gab Edward zurück. »Wird man uns nicht für Lügner halten oder – schlimmer noch – für faselnde Irre? Ich bin den verrückten Mönchen begegnet. Ich habe gesehen, wie einer von ihnen Drakonas mit einem Wink quer über die Straße fliegen ließ. Ich habe eine Wand gesehen, die keine Wand war, und eine gebrechliche, alte Frau, die sich in einen Feuer speienden Drachen verwandelte. Darauf hätte mich keine Erzählung der Welt vorbereiten können.«
»Sie werden glauben, der Teufel greife an«, sagte Markus kopfschüttelnd. »Erklär es wenigstens den Rittern und den Baronen.«
»Ich spreche mit Gunderson darüber«, versprach sein Vater. »Vielleicht hast du ja Recht. Und selbst wenn sie mir nicht glauben, werden sie mir das nicht gerade ins Gesicht sagen. Zumindest sind sie dann zu gegebener Zeit vorbereitet. Ich lasse die Boten rufen und bereite die Briefe vor. Verbring du ein bisschen Zeit mit deiner Mutter.«
Markus warf seinem Vater einen flehenden Blick zu.
Der schlug dem Prinzen auf die Schulter. »Nur Mut, mein Sohn«, flüsterte er ihm zu, ehe er das Zimmer verließ.
Langsam drehte sich Markus zu Ermintrude um, obwohl er sich lieber dem Drachen gestellt hätte.
Schwerfällig erhob sich die Königin. Ihre Seidenröcke raschelten. Sie verschränkte die Hände vor dem Mieder und erklärte: »Du hast mit diesem Mädchen geschlafen, und jetzt behauptet sie, sie sei von dir schwanger und du müsstest sie heiraten oder dich freikaufen. Ist es das, was du mir nicht erzählst?«
»Mutter!« Markus glühte vor Scham.
»Keine Bange, mein Sohn. So leicht machen wir es ihr nicht. Du bist ein Prinz, und sie … Was ist sie überhaupt? Was weißt du von ihr?«
»Eigentlich gar nichts«, gestand er wahrheitsgemäß.
»Das dachte ich mir. Wie oft habt ihr miteinander geschlafen?«
»Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern, es auch nur einmal getan zu haben«, gab Markus zu. »Aber es gab Wein, und sie war … sie war da … neben mir … als ich aufwachte.«
»Liebst du sie?«
Markus zögerte. »Sie war so hübsch, und sie war in Gefahr. Wir waren beide in Gefahr. Es gab nur uns beide. Sie war tapfer und hat die Fassung bewahrt und so.«
»Du dachtest, du wärst verliebt.«
»Ja«, sagte er. »Ich war sogar in Versuchung. Aber ich glaube nicht, dass ich es getan habe. Ich kann mich nur nicht mehr genau erinnern!«
»Liebt sie dich?«
Markus' Gesichtsfarbe wurde noch dunkler. »Ich glaube schon. Ich wollte sie nicht hinhalten oder so. Nur …«
»Ihr seid jung und habt eine gefährliche und sehr romantische Zeit zusammen erlebt.« Ermintrude seufzte. »Das verstehe ich, mein Junge. Es ist nicht deine Schuld.«
»Ist es doch. Ich muss die Verantwortung übernehmen, und außerdem, na ja, sie hat mir gedroht.«
»Hat sie das?«, gab Ermintrude mit blitzenden Augen zurück.
»Sie war durcheinander und außer sich. Außerdem will ich mich in jedem Fall um sie kümmern.«
» Du hältst dich da raus«, erklärte Ermintrude entschlossen. »Überlass Fräulein Evelina getrost mir. Und selbstverständlich wirst du die Verantwortung übernehmen. Für sie und das Baby wird gesorgt sein – wenn sie wirklich schwanger ist, was bis jetzt
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