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Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Plattenpanzer stapfte Markus gerade in den Hof, als ein Bote seines Bruders meldete, dass die Nacht ohne Zwischenfälle verstrichen war.
    Keiner der Ritter, nicht einmal die Prinzengarde, würdigte Markus an diesem Morgen eines Blickes, als man aufsaß und sich zum Aufbruch rüstete. Es sprach ihn auch niemand an. Nur sein Vater wünschte ihm einen guten Morgen, doch auch Edwards Stimme klang bemüht.
    Markus bestieg sein Streitross und ritt schweigend los. In seinem Kopf tanzten die Worte:
     
    Tod von vorne, Tod von hinten.
    Tod von oben, Tod von unten.
    Kein Entrinnen.
    Der Bote des Königs war vorausgeeilt, um Prinz Wilhelm auf ihr Kommen vorzubereiten. So war der Prinz zur Stelle, um sie beim Absitzen zu begrüßen. Seinen Vater schloss er liebevoll in die Arme. Für den kleinen Bruder hatte er nur ein kühles Nicken übrig. Prinz Wilhelm war acht Jahre älter als Markus. Schon dieser Altersunterschied hätte wohl ausgereicht, um das Verhältnis der Brüder nicht sehr eng werden zu lassen. Hinzu kam, dass Markus ein seltsames Kind gewesen war, das sich Visionen und Launen hingegeben und schließlich verrückt geworden war. Daher kannten die Halbbrüder einander kaum.
    Immerhin hatte Wilhelm seinem Halbbruder nie etwas nachgetragen, ihn gefürchtet oder ihm misstraut, wie es so oft in anderen Königshäusern geschah. Wilhelm hatte seinen kleinen Bruder verteidigt und beschützt, meist mit Worten, manchmal auch mit den Fäusten. Markus hatte nie davon erfahren. Vielleicht war dieses Wissen auch längst in dem berauschenden Wahnsinn der wirbelnden Drachenträume untergegangen, die seine Kindheit geprägt hatten.
    Als gelungene Mischung aus Vater und Mutter hatte Wilhelm blonde Haare, dazu die braunen Augen seines Vaters und die mütterliche Neigung zur Fülle, der er durch eiserne Disziplin zu entgehen suchte. Er war ein aufrechter Mensch, der seine Pflichten als Kronprinz sehr ernst nahm. Als jedoch der König und sein Gefolge nahten, war er verschwitzt, müde und schlecht gelaunt.
    Markus konnte seinen Bruder schwerlich tadeln. Die schlimmsten Gegner, mit denen Wilhelm momentan zu kämpfen hatte, waren Flöhe, Mücken, Fliegen, Heuschrecken und ganze Wolken grausamer Moskitos.
    Während die Morgensonne in der Ferne auf dem Fluss funkelte, saß Wilhelm auf der Anhöhe auf seinem Pferd. Das Visier seines Helmes hatte er hochgeklappt. Er bemühte sich, das Jucken der vielen Stiche zu ignorieren, die unter der Rüstung unerreichbar waren. Er versuchte gar nicht erst, seinen Ärger zu bezähmen, als er seinem Vater und den versammelten Offizieren erklärte, wie er seine Männer verteilt hatte.
    »Vorne eine Gefechtsstellung, leichte Infanterie, nur wenige Männer. Sie stellen sich dem ersten Angriff, ziehen sich zurück und ziehen den Feind hinter sich her. Die Bogenschützen bilden die nächste Verteidigungslinie.«
    Er zeigte zu den Schützen, die im Gras dösten. Die Pfeile hatten sie griffbereit ringsherum in den Boden gesteckt oder in Stoffköchern neben sich liegen. Hinter den Bogenschützen hatte der Hauptteil der Infanterie sein Lager aufgeschlagen. Ein paar Soldaten schlenderten müßig durch die Zelte, hielten auf die Abortgräben zu oder waren noch mit Frühstücken beschäftigt. Wenn die Bogenschützen in Bedrängnis gerieten, konnten sie sich durch die Infanterie zurückziehen und aus deren Reihen heraus weiterkämpfen.
    »Meine Ritter und die schwere Kavallerie stehen hier und hier«, fuhr Wilhelm fort und deutete auf die Flanken. »Sie sollen den Feind von den Seiten angreifen. Alle Männer sind kampfbereit. Falls es einen Feind gibt. Einen, der nicht nur aus Mondstrahlen und Feenstaub besteht.«
    Er warf Markus einen düsteren, verächtlichen Blick zu. Dieser sah den Blick und hörte die Worte, doch sie waren nur ein leises Murmeln unter dem unablässigen Zischeln des Drachen. Sein Bruder, sein Vater und die Kommandanten redeten weiter. Markus schaute auf die Wiesen, die sich unter ihnen ausbreiteten. Ein Windhauch strich über das hohe Gras – wie eine Welle, die vom Fluss aus das Land überspülte und die Halme erzittern ließ. Sie senkten sich, hoben sich, und die Welle rollte weiter. Langsam breitete sich die Woge aus, meilenweit über das leere Land, bis sie unweit der Anhöhe, auf der sie warteten, im Nichts versank.
    Erst glaubte Markus, das wäre der Wind. Dann aber fiel ihm auf, dass die Luft ganz still war. Deshalb gab es so viele Moskitos. Was hatte dann diese merkwürdige Welle im Gras

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