Das verbotene Land 3 - Drachenbruder
Boden, doch das Wichtigste war, dass er Trompeten und Trommeln vom Berg her hörte. Jetzt sahen sein Bruder und sein Vater selbst, dass der Feind tatsächlich unmittelbar vor ihnen stand. Aber der kurze Moment des zufriedenen Triumphes verpuffte wie der Morgennebel. An den Bewegungen der Drachenkriegerinnen und dem unheimlichen Glanz um die Finger der Männer erkannte er, dass die Gegner sich zum Kampf anschickten.
»Zurück!«, gellte Markus und schwenkte den Arm. »Zurück!«
Doch als er sein Pferd wendete, war ihm der Rückweg versperrt.
Ein Drachenkrieger erhob seine leuchtenden Hände. Das bläuliche Feuer der Magie drang aus seinen Fingern. Knisternd und wirbelnd schlängelte die Magie sich auf Markus zu, der nur noch tief Luft holen konnte. Der Angriff traf ihn und sein Pferd wie eine Windbö aus dem Eingang zur Hölle.
Das Pferd wieherte laut auf. Markus spürte, wie er fiel. Dann wurde er unter Schwärze und Schmerz begraben.
Sir Troeven sah den Prinzen fallen und galoppierte selbst zu Markus hinüber. Mit einem lauten Ruf winkte er die anderen Ritter herbei, die rasch zu ihm aufschlossen.
Die Drachenkrieger versuchten nicht, sie aufzuhalten, sondern wichen bei ihrem Kommen zurück. Erst war Troeven damit sehr zufrieden, doch dann sah er bei einem Blick über die Schulter, dass die seltsamen Krieger hinter ihnen wieder zusammenströmten. Sie waren umzingelt. Zwei Ritter, die zurückgeblieben waren und noch über die waffenlosen Gegner gelacht hatten, waren jetzt von den anderen abgeschnitten. Sir Troeven fiel ein, was Edward über diese Armee gesagt hatte. Damals hatte er gelacht (als der König nicht hinsah), jetzt lachte er nicht mehr. Diese unheimlichen Feinde hielten zwar kein Schwert in der Hand, aber sie waren bewaffnet. Das erkannte er an der selbstsicheren Art, mit der sie sich bewegten, und an ihren ruhigen, ungerührten Mienen. Zudem hatte einer von ihnen den Prinzen zu Fall gebracht. Sir Troeven kannte seine Pflicht und ritt weiter.
Markus' Pferd war tot, so viel war klar, und es war auf den Prinzen gestürzt. Sir Troeven sah Kopf und Schultern seines Herrn. Arme und Leib steckten unter dem schweren Tier fest. Markus rührte sich nicht in seiner Rüstung. Schon näherten sich zwei Drachenkrieger.
Dass einer der Krieger eine junge, schöne Frau war, war der nächste Schock für Sir Troeven. Er überwand ihn jedoch rasch, als er sah, wie die Frau eine Hand nach dem Helm des Prinzen ausstreckte, während ihr Partner zusah.
Sir Troeven sprang vom Pferd und stürmte auf die beiden zu. Dabei brüllte er aus vollem Halse, um sie auf sich aufmerksam zu machen, und schwang sein Schwert. Das Paar sah zu ihm herüber, ohne sich von seinem Anblick besonders beeindrucken zu lassen. Die Frau vollzog mit den Händen seltsame, kreisende Bewegungen, als würde sie Fenster putzen. Troeven wollte dem Mann einen schwungvollen Hieb versetzen.
Aber sein Schwert schien auf einen Schild zu prallen, obwohl nur Staub zwischen ihm und dem Krieger war. Es schnellte zurück, und Troevens Arm musste die Wucht des Schlages abfedern. Inzwischen ritten die anderen Mitglieder der Garde herbei. Als die beiden Drachenkrieger sahen, dass sie zahlenmäßig unterlegen waren, zogen sie sich so plötzlich ins hohe Gras zurück, dass sie vom einen auf den anderen Moment verschwunden waren.
»Warum habt Ihr sie entkommen lassen?«, wollte ein Ritter wissen. »Warum habt Ihr sie nicht getötet?«
Troeven schob das Visier hoch und kratzte seinen kurzen, grauen Bart. Ihm lief der Schweiß über Gesicht und Hals, aber dennoch war ihm eiskalt. Er hatte nur noch einen Gedanken, nämlich seinen Eid zu halten.
Umständlich kniete er in seiner Rüstung neben dem Prinzen nieder. Es gelang ihm, dem jungen Mann den Helm abzuziehen. Markus' Augen waren geschlossen. Auf seiner Stirn und auf seiner Oberlippe standen Schweißperlen. Bei der unsanften Berührung des Mannes stöhnte der Prinz und drehte den Kopf weg.
Troeven lächelte grimmig. Der Prinz mochte schwer verwundet sein – schließlich lag er unter einem schweren Pferd begraben. Aber er war am Leben, und es war Troevens geschworene Pflicht, dieses Leben zu erhalten.
»Ihr wusstet, dass sie da waren, Hoheit«, sagte er, um Markus Mut zu machen, falls dieser ihn vielleicht doch hören konnte. »Der liebe Gott weiß wieso, aber Ihr habt sie gesehen. Und Ihr seid mitten zwischen die Feinde gestürmt, damit auch wir sie sehen. Eine mutigere Tat habe ich in meinem ganzen Leben nicht
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