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Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Reynard in eine andere Richtung. Als er wieder zu Summerson schaute, war der Lord verschwunden. Im nächsten Augenblick fiel auch sein schweres Streitross, in dem beinahe so viele Pfeile steckten wie in seinem Reiter.
    Immer weniger Ritter waren noch übrig, um Reynard und den Prinzen zu schützen. Einer der Pfeile prallte von seinem Helm ab, weil ihm der Schwung ausgegangen war. Dann spürte er einen heftigen Schmerz in seiner linken Schulter, sah herunter und entdeckte eine schwarz gefiederte Spitze, die aus seinem Brustpanzer ragte. Er biss die Zähne zusammen, beugte sich tief über den Prinzen und ritt weiter.
    Jetzt achtete Reynard nicht mehr auf die Männer, die um ihn herum fielen. Er sah weder nach rechts noch nach links. Nur die Standarte des Königs behielt er im Blick und wendete nie mehr die Augen davon ab, so langsam sie auch näher kam.
    Eine Stimme dröhnte auf ihn ein wie ein Donnerschlag. Sie hatte schon eine Weile geschrien, aber nun erst dämmerte ihm, dass die Stimme ihn meinte. Reynard drehte den Kopf, blinzelte durch das Blut, das ihm die Augen verklebte, und den Schmerz, der so stark war, dass er ihn nicht mehr orten konnte.
    Neben ihm jagte Sir Troeven dahin.
    Nur Sir Troeven. Reynard schaute sich um. Die anderen waren verschwunden.
    Von den dreißig Mann der Prinzengarde, die aufgebrochen waren, waren nur noch sie beide geblieben.
    »Reite, Mann!«, brüllte Troeven, der sein Visier hochgeklappt hatte. »Gib deinem Pferd die Sporen und reite!«
    Da traf den Anführer ein Pfeil ins Auge. Sein Gesicht war kein Gesicht mehr, nur noch eine blutige Masse aus Knochen, Zähnen und Schleimhaut. Troeven sackte zusammen. Dann zügelte er sein Pferd, wendete es und donnerte zurück in das Heer der Dämonenkrieger.
    Reynard blickte sich nicht nach ihm um. Wieder traf ihn ein Pfeil. Er keuchte, hustete und spuckte das Blut aus, das in seinen Mund rann. Und er ritt weiter.
    Die Ritter des Königs galoppierten hinaus, der Prinzengarde entgegen. Einige hatten keine Zeit mehr, ihre Rüstung anzulegen, sondern nur die Helme aufgesetzt und Schwert oder Speer gepackt, um zur Rettung zu eilen.
    Die einfachen Soldaten hatten der Prinzengarde zugejubelt, als wären sie auf einem Pferderennen oder bei einem Turnier. Als die Ritter einer nach dem anderen fielen, wurde der Jubel spärlicher, bis er ganz abbrach, und als die Ritter den letzten Überlebenden der Garde erreichten und in Sicherheit brachten, hatte sich furchtsames Schweigen in der Armee des Königs ausgebreitet.
    Die Drachenkrieger brachen die Verfolgung ab und zogen sich ins hohe Gras zurück. Die Toten ließen sie liegen. Die Körper der neunundzwanzig Ritter bildeten eine fast gerade Linie, die aus der Wiese bis zum letzten pfeilgespickten Leichnam reichte.
    Sir Troevens zertrümmertes Gesicht war dem Himmel zugewandt. Kein Dämon hatte Macht über seine Seele oder eine der anderen aus der Prinzengarde. Sie hatten ihren Eid erfüllt, und Gott würde sie heimführen.
    Man trug Prinz Markus auf einer Trage auf den Hügel, wo sein Vater wartete. Auch den jungen Ritter, Sir Reynard, brachten sie mit. Markus hatte gestöhnt, als er vom Pferd gehoben wurde. Das war ein gutes Zeichen. Reynard hingegen lag im Sterben. Sie konnten nichts mehr für ihn tun, als ihm die Ehre zu gewähren, die ihm gebührte. Auf Edwards Befehl trugen sechs Ritter den tödlich verwundeten Ritter zur letzten Audienz bei seinem Herrscher. Die Trage mit Reynard bekam einen Ehrenplatz neben der des Prinzen, für den er sein Leben gelassen hatte.
    Das volle Ausmaß von Markus' Verletzungen war mit Rüstung noch nicht zu erkennen, doch Edward tastete nach seinem Puls und stellte fest, dass dieser kräftig schlug. Keiner der tückischen Pfeile hatte des Prinzen Rüstung durchbohrt. Nur an der linken Schulter war die Rüstung zerdellt, wahrscheinlich von dem Sturz. Diejenigen, die solche Verletzungen kannten, gingen davon aus, dass er ein paar Knochen gebrochen hatte, vielleicht auch die Schulter ausgerenkt und eine Beule am Kopf. Nichts Schlimmes. Markus wiederholte pausenlos eine düstere Litanei. Immer und immer wieder stieß er aus: »Tod von oben, Tod von hinten …«
    Sobald Edward sich vergewissert hatte, dass sein Sohn nicht lebensgefährlich verletzt war, wandte er sich dem jungen Mann zu, der sein Leben für das des Prinzen gegeben hatte.
    Man hatte Reynard das Visier abgenommen. Erschüttert stellte Edward fest, wie jung dieses blasse Gesicht war, das ihn jetzt ruhig ansah.

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