Das verbotene Land 3 - Drachenbruder
Gras schienen plötzlich die Krieger zu sprießen. Edwards erstes Gefühl bei diesem Anblick war triumphale Genugtuung.
»Mein Sohn hatte Recht!«, rief er finster. »Beim Himmel, er hatte Recht!«
Aber die Freude darüber, dass sein Sohn nicht verrückt war, wich schnell der Erkenntnis, dass – falls Markus in allem Recht behielt – der König und seine Armee jetzt einen furchtbaren Gegner vor sich hatten. Im nächsten Augenblick sah er Markus' Pferd seitwärts scheuen und stürzen, wobei es den Prinzen unter sich begrub. Im hohen Gras verlor Edward seinen Sohn aus den Augen.
Aber die Prinzengarde war dort. Die Ritter erschraken über die Feinde, die vor ihren Augen aus dem Boden sprossen, behielten jedoch den Kopf und dachten daran, dass sie den Prinzen zu beschützen hatten.
Wilhelm begann, Befehle zu rufen. Die Männer ritten los, um diese auszuführen. Die Hörner ertönten, die Trommeln wurden gerührt. Ritter, die in ihren Zelten geschlafen hatten, riefen nach ihren Knappen. Knechte sattelten und zäumten die Pferde auf, während die Knappen mit zitternden Händen Rüstungen anlegten, während ihre Herren ihre ungeschickte Langsamkeit verfluchten und in ihrem Versuch, ihnen zu helfen, mehr schadeten als nutzten. Das Lager war in heller Aufregung. Niemand hörte auf die Befehle, und überall herrschte Chaos, als nun die Offiziere mit Gewalt und lauter Stimme versuchten, die Disziplin wiederherzustellen.
Edward rührte sich nicht. Sein Blick galt allein der Prinzengarde. Ihr Ansturm auf die vorderen Reihen der Drachenkrieger beglückte ihn. Er konnte nicht alles erkennen, aber er erahnte, welches Blutbad die Schlachtrösser mit ihren Hufen anrichteten. Ein Ritter brach zu der Stelle durch, wo Markus' Pferd gestürzt war.
»Wer ist das?«, wollte Edward wissen. Seine Augen waren nicht mehr so scharf wie einst. Er konnte das Wappen des Ritters nicht erkennen.
»Sir Troeven Hammerschmied«, teilte einer seiner Ritter ihm mit.
»Ah. Ein guter Mann«, meinte Edward.
Sir Troeven saß ab und war danach im Gras nicht mehr zu sehen. Die Prinzengarde sammelte sich um den Gestürzten, alle bis auf zwei, die hinterhergeritten waren und sich plötzlich abgeschnitten fanden. Sie waren von Gegnern umzingelt, die ihre anfängliche Überraschung über diesen Angriff erstaunlich rasch überwunden hatten.
Edward konnte nicht sehen, was mit Markus geschah. Er ging davon aus, dass der Ritter feststellte, ob der Prinz am Leben war. Falls es so war, würde er eilig entscheiden, wie er ihn vom Feld holen würde.
Der König erwartete eine prompte Reaktion. Entweder würden seine Ritter den Feind angreifen oder der Feind sie. Es war eine unbehagliche Überraschung, als er sah, dass eine Art Waffenstillstand herrschte. Die Ritter saßen auf ihren Pferden. Der Feind behielt seine Stellung bei. Keiner von beiden bewegte sich. Wilhelm zog das Fernrohr heraus, ein Geschenk seines Vaters, auf das er sehr stolz war. Er richtete es auf den Feind.
»Was siehst du?«, drängte Edward. »Was zum Teufel geht da vor?«
»Es ist so, wie Markus es uns gesagt hat, Vater«, gab Wilhelm verwundert zu. »Diese seltsamen Krieger sind nicht bewaffnet, und sie haben Frauen in ihren Reihen.«
In diesem Augenblick begann einer der beiden abgeschnittenen Ritter mit seiner unglückseligen Attacke. Sie sahen, wie er vom Pferd fiel.
Dummerweise war genau zu diesem Zeitpunkt die Ordnung im Lager wiederhergestellt. Die Offiziere befahlen Ruhe. Als der Ritter lebend gebraten wurde, waren seine Schreie daher deutlich zu hören. Genau wie der Aufschrei: »Dämonen.«
»Gott steh uns bei!«, flüsterte Wilhelm erschüttert. Er reichte seinem Vater das Fernrohr.
Edward hielt es vor sein Auge. Er sah nicht mehr so gut wie sein Sohn und hatte Schwierigkeiten, es genau auszurichten. Aber der unheimliche rote Schein, der von den Händen des einen Kriegers ausging, war leicht zu erkennen. Und dann fiel der nächste Krieger.
»Aber wie bringen sie die Männer um?«, stieß Wilhelm wütend aus. »Sie sind doch nicht bewaffnet! Vater, du glaubst doch nicht, dass sie Dämonen sind.«
»Nein«, bestätigte Edward finster. »Es sind Menschen wie wir. Nun ja, eher nicht wie wir. Sie sind wie dein Bruder. In ihren Adern fließt Drachenblut.«
»Du glaubst daran, und ich ebenfalls«, sagte Wilhelm, obwohl er weniger sicher klang, als er vorgab. »Aber niemand sonst.«
Edward blickte auf das Heer der Fußsoldaten, die wohlgeordnet den Schlachtruf erwarteten. Er
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