Das verbotene Land 3 - Drachenbruder
seufzte tief.
»Das da unten sind tapfere Männer, Vater«, fügte Wilhelm hinzu, »stark und treu. Aber wie sollen sie mit einem Feind fertig werden, der mit Feuer und Schwefel kämpft?«
Abrupt gab Edward ihm das Fernrohr zurück. »Durch das verdammte Ding kann ich nichts sehen. Ich reite runter.«
»Warte, Vater!« Wilhelm hielt Edward, der bereits sein Pferd antrieb, am Arm fest. »Sieh nur! Sie haben Markus. Sie holen ihn da raus.«
»Das ist Troeven, wie er leibt und lebt«, bemerkte einer der Barone. »Er fürchtet weder Hölle noch Teufel.«
»Gott schütze sie und bahne ihnen ihren Weg«, betete Edward kaum hörbar. »Und schütze meinen Sohn.«
Sir Reynard, der junge Ritter, hielt den Prinzen mit eiserner Hand. Die Zügel in der anderen ritt er vornübergebeugt, um Seine Hoheit noch besser zu schützen und ein schwierigeres Ziel abzugeben.
Der junge Mann ritt in gestrecktem Galopp, genau wie die anderen. Die Flanken ihrer Pferde zeigten blutige Spuren, wo die Sporen in ihr Fleisch drangen. Die Ritter mussten ihre Tiere aber dennoch unter Kontrolle halten, denn sie ritten so dicht gedrängt, dass jeder Sturz oder jedes Ausbrechen eines Pferdes zur Katastrophe führen konnte.
Reynard war sich der Ehre bewusst und wusste auch, welches Vertrauen man in ihn setzte. So verdrängte er seine Todesangst und die noch schlimmere Angst vor Dämonen, die seine Seele in die Hölle ziehen wollten. Er konzentrierte sich ganz auf seine Pflicht. Inzwischen war er sich sicher, dass sie von Dämonen umgeben waren, die sie verfolgten, umringten und Höllenfeuer nach ihnen warfen. Er befahl seine Seele in Gottes Hand und überließ sich zwar nicht dem Tod, wie Sir Troeven befohlen hatte – denn mit achtzehn ist schwer vorstellbar, dass der helle, schöne Morgen nicht mehr anbrechen könnte –, aber er hielt die Angst in Schach, indem er nur an sein Ziel dachte: die eigenen Reihen, die dort vorne auf sie warteten.
So sprach er nur ein einziges Gebet: »Gott, lass mich nicht vom Pferd fallen!«
Die Dämonenkrieger hatten nicht vor, sie entkommen zu lassen. Während sie vorher gewartet hatten, »damit wir uns vor Schiss in die Hosen machen«, wie einer von Reynards Kameraden gemurmelt hatte, kam nun der Angriff. Wie ein glitzernder Fluss strömten sie an den Pferden entlang, so sehr schimmerten ihre Schuppenrüstungen in der Sonne. Ihre tödlichen, kleinen Pfeile umschwirrten die Ritter wie grausame Hornissen.
Manche Pfeile gingen fehl oder prallten von den Stahlplatten ab, denn jetzt waren die Ritter ein bewegliches Ziel. Andere hingegen trafen. Ein Ritter, der vorne neben Sir Troeven ritt, kippte plötzlich über den Hals seines Pferdes nach vorn und rutschte dann aus dem Sattel. Niemand hielt an, um zu prüfen, ob er noch am Leben war. Die nachfolgenden Pferde überrannten ihn einfach. Auch sein eigenes Pferd hetzte weiter. In seinen Augen stand helle Panik. Sofort galoppierte ein anderer Ritter nach vorn, um den Platz des Gefallenen einzunehmen und die Lücke zu schließen.
An Reynards rechter Flanke loderte eine feurige Wolke auf, die das Pferd des äußersten Ritters so erschreckte, dass es gegen das Ross neben ihm prallte. Beide Pferde strauchelten, stürzten und rissen ihre Reiter mit. Bei einem Blick zurück sah Reynard die Dämonen über den Rittern stehen. Er hörte Schmerzensschreie. Ein grässlicher Geschmack stieg im Mund des jungen Ritters auf. Er wandte das Gesicht nach vorn und konzentrierte sich wieder ganz auf sein Ziel.
Das schien in weiter Ferne zu liegen.
Ein weiterer Ritter der Vorhut fiel, und wieder nahm ein anderer seinen Platz ein. Eine Explosion hinter Reynard hätte den Ritter beinahe aus dem Sattel gerissen. Eine Hitzewelle rollte heran. Die Todesschreie von Pferden und Menschen erklangen fast direkt an seinem Ohr. Er konnte jedoch nicht darüber nachdenken, denn er hatte größte Mühe, den Prinzen festzuhalten, selbst im Sattel zu bleiben und sein Pferd weiterzutreiben. Wie durch ein Wunder gelang ihm das alles. Dann explodierte der Körper des Ritters, der unmittelbar vor ihm galoppierte.
Blut und Fleischfetzen regneten Reynard ins Gesicht. Er war von Rüstungsstückchen und Knochensplittern übersät, aber er wischte sich nur das Blut aus den Augen und hetzte weiter.
Auch der Pfeilhagel dezimierte die Ritter. Der riesige Lord Summerson war schon vier Mal getroffen. Er hielt seine Position und ritt eisern weiter, obwohl das Blut in Bächen durch seine Rüstung strömte. Einmal sah
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