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Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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hinreißender Bilder. Das wahre Paarungsritual findet im Geiste statt und kann viele Jahre dauern, während derer die beiden das Nest für die Jungen bauen und die verzwickten Illusionen ersinnen, die Eindringlinge abwehren und die Jungen so lange vor allem Bösen bewahren, bis diese alt genug sind, ihren eigenen Träumen zu folgen.
    Die Bilder, die Lysira in Drakonas' Gedanken gesehen hatte, hatten sie fasziniert. Sie waren so anders als bei den anderen Drachen. Er sah die Welt aus Bodenhöhe und damit ganz anders als sie, weil er unten herumlief. Und er war mit jenen seltsamen Geschöpfen unterwegs, den Menschen. Er sprach mit ihnen, berührte sie, hatte sogar gelernt, wie sie zu denken. Die Gedanken anderer Drachen waren wie die ihren, von zauberhaften, heiteren, ruhigen Farben erfüllt. Drakonas' Menschenfarben waren grell, spitz, zackig, ja, hässlich, aber zugleich auch von atemberaubender Schönheit.
    Während der letzten Parlamentssitzung hatte sie einen Eindruck von seinem Geist bekommen. Damals war sie so erschüttert und aufgewühlt, aber auch so gebannt gewesen, dass sie die Bilder wieder und wieder heraufbeschworen hatte, während sie träumend in ihrer Höhle gelegen hatte. Diesmal war Lysira die Erste, die in der gewaltigen Höhle eintraf, in der das Parlament der Drachen tagte. Anora kam kurze Zeit später.
    Beschämt durch ihren eigenen Übereifer und voller Ehrfurcht vor dieser illustren Ältesten hielt Lysira ihre Gedanken sorgsam bedeckt. Sie grüßte die Ministerin, indem sie den Kopf neigte und die Flügel hob. Dann fragte sie sich verunsichert, was sie nun tun sollte. Sollte sie ein Gespräch beginnen, bis die anderen ankamen? Lysira fiel alles Mögliche ein, worüber sie gern gesprochen hätte, doch alles betraf Drakonas, und den wollte sie nur ungern zum Thema machen.
    Dennoch versuchte sie etwas halbherzig, die alte Drachendame anzusprechen. Allerdings waren Lysiras Farben zart und gedämpft. Anora, die mit ihrem eigenen Gedankensturm beschäftigt war, bemerkte die frühlingsgrünen und rosafarbenen Fäden, die von Lysira ausgingen, nicht einmal.
    Sie ließ sich im vorderen Bereich der Höhle nieder und warf nur einmal einen Blick zu der jungen Lysira hinüber. In diesem Blick lag tiefe Sorge, als ob ihr ein schreckliches Schicksal bevorstünde. Bei Anoras seltsamem Blick wurde Lysira noch unangenehmer zumute. Sie war dankbar, als die Ministerin ihren Schwanz um die Beine legte und die Augen schloss, um anzudeuten, dass sie nicht gestört werden wollte. Prompt zog sich Lysira in den finstersten Teil der Höhle zurück, wo sie mit den Stalagmiten zu verschmelzen suchte.
    Schließlich rückten auch die anderen Drachen an, und Lysira musste aus dem Schatten hervortreten und sie begrüßen. Alle waren schlecht gelaunt und nervös. Ihre Farben wogten und waberten. In letzter Zeit fürchteten sie diese Versammlungen, weil dort jedes Mal schlimmere Nachrichten verkündet wurden. Alle blickten auf Lysira, während sie sich auf kaum bewegten Schwingen durch die Dunkelheit herabschraubten. Der Anblick der Ältesten, die sich ganz in sich selbst zurückgezogen hatte, war nicht gerade beruhigend. Die versammelten Drachen waren so alarmiert, dass es Lysira so vorkam, als hörte sie ihre Gedanken wie Fledermausflügel durch die Nacht schwirren.
    Immer wieder senkte sie den Kopf und hob die Flügel, um die Drachen zu begrüßen. Doch am Gedankenaustausch beteiligte sie sich nicht. Junge Drachen durfte man sehen, aber nicht hören, sofern man sie nicht ausdrücklich aufforderte, ihre Farben zu offenbaren. Vielleicht hätte Lysira eine Einladung von dem einen oder anderen jungen Drachenmann erhalten. Sie hatte den Eindruck, dass Gedanken in ihre Richtung trieben. Aber sie war abgelenkt, denn sie horchte auf die Ankunft eines bestimmten Drachen. Sie lauschte, ob sie keine Menschenschritte hörte.
    Als der letzte Drache gelandet war, kam Anora aus ihren dunklen Grübeleien hervor und rief das Parlament zur Ordnung. Doch Drakonas war noch immer nicht gekommen.
    Lysira nahm ihren Platz unter den versammelten Oberhäuptern der Drachenhäuser ein und öffnete ihren Geist für Anora.
    »Ich bedauere, dass ich euch so kurzfristig einberufen habe«, begann Anora mit strahlenden, aber zitternden Farben, als hätte sie ihre Gefühle schon zu lange im Zaum gehalten. »Doch ich habe eilige Nachrichten für euch, dazu eine Warnung und … ein Geständnis.«
    »Wir können nicht beginnen. Einer fehlt. Wo ist Drakonas?«,

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