Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
Menschen jetzt Drachen töten können? Anmaßend!«
    »Früher einmal war es das«, nickte Anora ernst. »Inzwischen jedoch nicht mehr. Als der erste Mensch einen Stock aufhob, sahen wir den Speer voraus. Als ein Mensch einen Stein warf, erahnten wir das Katapult. Als sie begannen, Eisen aus dem Boden zu holen, sahen wir die Schwerter in ihren Händen. Solche armseligen Waffen konnten uns natürlich nicht gefährlich werden. Darum haben wir uns nie Sorgen gemacht. Wir schliefen in unseren Höhlen vor uns hin und spannen Träume von Ruhe und Frieden. Aber der Schuss der Kanone hat diese Träume platzen lassen.«
    »Pah!« Malfiesto verzog das Maul. »Dieses hohle Eisenteil. Damit schaden die Menschen mehr sich selbst als uns.«
    »Vorläufig ist das richtig«, stimmte Anora ihm zu. »Und die nächsten hundert Jahre wird es vielleicht auch noch stimmen. Doch solche Waffen werden zweifellos zur Bedrohung werden. Wie wir den Speer aus dem Stock vorhersahen, so prophezeie ich eine schreckliche Menschenwaffe, die in der Lage sein wird, einen Berg in die Luft zu sprengen. Sie werden imstande sein, uns im Schlaf zu töten und unsere Nester zu zerstören, egal wie gut wir die Jungen verstecken.«
    In Anoras Gedanken flackerten Bilder von Flammenhöllen auf, Höhlen, die Hunderte von Jahren von geduldigen Eltern gestaltet worden waren und nun im Handumdrehen verwüstet waren. Die anderen sahen, wie ganze Labyrinthe unter einstürzenden Bergflanken verschüttet wurden. Sie sahen zerschmetterte Eier und junge Drachen, die unter Tonnen von Gestein begraben lagen.
    »Zum ersten Mal in unserer langen Geschichte«, schloss Anora, »halte ich unsere Ausrottung für denkbar. Und sie wird durch Menschenhand geschehen.«
    »Stimmt das, Drakonas?«, schrie Lysira innerlich erschüttert auf. »Haben die Menschen eine solche Macht?«
    Seine Farben blieben lange dunkel. Lysiras Herz wurde von Furcht erfasst, denn sie kannte die Antwort, noch ehe sie diese vor sich sah.
    »Noch haben sie diese Macht nicht. Aber bald.«

7
    Die Drachen waren von Anoras Worten schockiert. Ein Teil kochte vor Zorn, andere blieben doch eher ungläubig. Ihre Gedanken schwirrten durch die Höhle, prallten von den Wänden ab, und überall sah man die Farben von Blut und Feuer, als wäre eine dieser explosiven Waffen mitten unter ihnen gelandet. Anora versuchte gar nicht erst, sie zur Ordnung zu rufen. In diesem Aufruhr der Gefühle hätte ohnehin niemand ihre Farben wahrgenommen.
    »Wie können wir die Menschen noch aufhalten?«, fragte Lysira Drakonas.
    »Es ist nicht unsere Sache, sie aufzuhalten«, gab dieser zurück.
    Lysira sträubten sich die Schuppen. »Ich weiß nicht, wie du so lapidar …«
    »Vorsicht«, warnte Drakonas. »Sie beobachtet dich.«
    Der Tumult legte sich. Lysira sah, dass Anoras Blick auf sie gerichtet war. Feine Gedankenfäden schlängelten sich auf sie zu. Sofort spannte sie ein Netz aus Verwirrung über ihren Geist, was nicht schwer war, da dort so viele widerstreitende Gefühle wie gefangene Vögel herumflatterten. Die junge Drachenfrau hatte den Eindruck, dass Anora sie um Vergebung und Verständnis bat. Aber dazu war Lysira nicht bereit, noch nicht. Sie kauerte sich wieder nieder und wich den Gedanken der Ministerin aus.
    Anora stellte die Ordnung wieder her.
    »Ich habe Pläne geschmiedet«, setzte sie an.
    »Ohne uns zu fragen!«, brüllte Malfiesto.
    »Das konnte ich nicht«, wehrte sich Anora erzürnt. »Wegen Drakonas.«
    »Dem Zweibeiner? Der scheint mir aber bei allen deinen Plänen bezüglich der Menschen eine Schlüsselrolle zu spielen.«
    »Die Zweibeiner wurden zu den Menschen geschickt, damit sie uns mit Informationen über deren Sitten und Gebräuche versorgen. Dafür haben sie sich als recht nützlich erwiesen. Allerdings fiel mir auf, dass Zweibeiner immer menschlicher werden, je länger sie unter Menschen leben. Sie entwickeln Verständnis für ihre Gefühle, halten nicht mehr ausreichend Abstand und fühlen schließlich mit ihnen. Normalerweise können wir einen Zweibeiner zurückrufen, ehe er uns schadet. Wie setzen ihn ab und ernennen einen neuen. Das hätte ich bei Drakonas auch tun sollen.«
    Anora seufzte tief. »Aber er war der beste Zweibeiner, den wir je geschaffen haben. Ich dachte auch, er hätte ausreichend Abstand gewahrt. Heute frage ich mich, ob er die ganze Zeit gelogen hat, mich belegen, aber auch sich selbst.« Mit einer Klauenbewegung tat sie diesen Gedanken ab. »Das alles ist Schnee von gestern.

Weitere Kostenlose Bücher