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Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Respekt entgegen.
    Sie sehen kein Monster, begriff Nem. Wenn er der jungen Frau in die Augen schaute, sah er dort Stolz und Selbstachtung. Ich bin der Einzige, der hier Monster sieht.
    Plötzlich fühlte er Scham, denn in seinen Augen las sie das, was er in den Augen anderer Menschen entdeckt hatte, wenn diese ihn zu Gesicht bekamen: Angst und Abscheu.
    Aber er konnte nichts dagegen tun. Sie waren Monster, alle miteinander. Bei ihrem Anblick wurde ihm schlecht. Er begann zu zittern und bekam schwache Knie. Schließlich konnten seine Beine ihn nicht mehr tragen, und er sank auf den Boden. Er wollte etwas sagen, fand jedoch keine Worte. In seiner Kehle sammelten sich die Tränen, die er sich selbst verbot. Dann schlang er beide Arme um sich und rollte sich zusammen, senkte den Kopf, bog den Rücken und verbeugte sich auf diese Weise vor seinen Geschwistern. Der Klageschrei, den er ausstieß, war nicht der eines Menschen.
    Sie versammelten sich um ihn, umringten ihn und hielten ihn. Mit starken, kühlen Schuppenarmen umfassten sie ihn. Die Arme seiner Schwester. An seinem Ohr die leise Stimme seiner Schwester:
    »Du bist nicht mehr allein, Bruder. Von jetzt an wirst du nie mehr allein sein.«

17
    Drachenkinder nannten sie sich, die Halbmenschen oder Halbdrachen, die Nems Halbbrüder und Halbschwestern waren.
    An diesem Tag blieb Nem lange bei ihnen. Er hörte zu, sah hin und staunte. Eigentlich hätte er froh sein müssen, dass er – wie seine Schwester ihm versicherte – nicht allein auf der Welt war. Es gab noch andere wie ihn. Aber er war nicht froh. Wenn er die grotesken Körper sah, Einzelteile von Menschen und Drachen, die ohne Sinn und Verstand zusammengewachsen waren, fühlte er sich abgestoßen.
    Er versuchte, sie nicht anzustarren, denn er hasste es selbst, wenn man ihn anstarrte, aber er konnte nicht anders. Wenn er seine Augen abwendete, war das noch schlimmer, denn er wusste auch, wie schrecklich das sich anfühlte. Als ein kleiner Junge zu ihm gerannt kam, dessen Drachenklauen über den Boden scharrten und dessen Schwanz bei jedem Schritt laut aufprallte, drehte sich Nem der Magen um. Schnell sah er weg.
    Zum Glück bemerkte das Kind nichts von seiner Reaktion. Wie ein Hund schnupperte es an Nem und stellte gut gelaunt fest: »Puh! Du stinkst!«
    »Das ist der Menschengeruch«, erklärte seine Schwester, als hätte sie gesagt: Das ist der Müll. »Ihr Gestank setzt sich überall fest.«
    Der Kleine rannte wieder davon, um mit den anderen Drachenkindern zu spielen. Manche waren älter, manche jünger, manche hatten einen Schwanz, andere Flügel und Schwanz, wieder andere Klauenhände, aber keinen Schwanz.
    Wenn ich einen Spiegel hätte, würde ich in meinen Augen dieselbe entgeisterte Ablehnung sehen, die ich in den Augen meines Bruders bemerkte, als Markus mich zum ersten Mal sah. Für diesen Blick habe ich Markus gehasst, aber in Wahrheit verstehe ich seine Gefühle. Wenn ich mich selbst anschaue, geht es mir genauso.
    Aber was ich nicht begreife, ist, dass sie sich nicht so sehen. Sie sind stolz auf sich. Sie verspüren keine Scham.
    Er konnte es einfach nicht fassen.
    Vielleicht waren sie bisher keinem normalen Menschen begegnet, überlegte er, doch diesen Gedanken musste er verwerfen, als seine Schwester ihn durch den Hort führte. Ihr Name war Herzeleid.
    »Meine Mutter hat mich so genannt«, erklärte Herzeleid, als sie Nems Verwirrung bemerkte. »Bevor sie starb. Angeblich war unser Vater, der Drache, zornig, als er von diesem Namen erfuhr, denn ich war die Erstgeborene – nach dir natürlich –, und er war hochzufrieden mit mir. Aber mein Name war das letzte Wort, das meine Mutter hauchte. Meine Amme, das dumme Weib, war sehr abergläubisch. Sie behauptete, die unglückliche Seele meiner Mutter würde mich nicht verlassen, wenn man mir einen anderen Namen gäbe. Deshalb wollte sie mich nicht stillen, wenn sie den letzten Wunsch meiner Mutter nicht achteten. Unser Vater sagte, ich solle meinen Namen dann behalten, aber er würde lauten: ›Die Herzeleid bringt‹. Unter diesem Namen sollen mich die Menschen kennen lernen, die wir unterwerfen. Du hast unsere Menschenarmee gesehen?«
    Nem konnte nur nicken. Ihm fehlten die Worte, denn er wollte nicht zu viel sagen. So folgte er seiner natürlichen Neigung und schwieg.
    »Du kennst andere Menschenarmeen aus dem Teil von Drachenvarld, wo du aufgewachsen bist. Wie findest du unsere im Vergleich dazu?«, fragte Herzeleid eifrig.
    »Wie hast du sie

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