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Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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haben. Auf diese Weise lockt er sie hierher, schwängert sie und bringt sie damit letztlich um.«
    Herzeleid schwieg einen Augenblick. Wieder kroch ihr die Zornesröte ins Gesicht. Schließlich sagte sie einigermaßen ruhig: »Du denkst, ich müsste schockiert sein, weil der Drache sie belügt. Aber das bin ich nicht. Menschen können nicht begreifen, wie ein Drache denkt. Du bist unter Menschen aufgewachsen. Verstehen sie dich?« Ihr Blick wurde freundlicher. »Ich kenne deine Geschichte, Nem. Der Mensch, Grald, hat sie uns erzählt. Er sagt, sie hätten dich in einen Käfig gesteckt, dich verspottet und ausgelacht. Sogar deine eigene Ziehmutter hat dir weisgemacht, du seiest Teufelsbrut. Und du würdest ihr glauben.«
    Nem sah sie schweigend an.
    »Tut mir leid, Bruder. Ich wollte nicht so schmerzliche Dinge ansprechen. Grald hat gesagt, das könnte dich traurig machen.« Ihre Finger berührten ihn sanft am Arm. Ihr Fleisch war warm, die langen Klauen hingegen kühl. »Ist es denn falsch, was er von dir erzählt hat?«
    »Nein«, antwortete Nem nach einem kurzen Augenblick. »Es ist nicht falsch.«
    Grald hatte aber auch nicht Recht, doch das konnte Nem nicht erklären. Seine Gefühle waren ein einziges Durcheinander. Seine Welt stand Kopf. Schwarz war Weiß, und Weiß war Schwarz, Gut war Böse, und das Böse war plötzlich gut. Oder vielleicht war auch alles nur ein grauer Brei. Er beneidete seine Schwester, die so stolz auf sich war, war voll Neid auf ihre klare, scharf abgegrenzte Sicht auf das Leben. Ihre Meinung vom Drachen war so ganz anders als seine. Man hatte sie dazu erzogen, ihren Vater zu ehren und ihre Mutter zu verachten. Ihn hatte man das Gegenteil gelehrt. Wer hatte Recht? Beide? Keiner?
    Es war alles ein einziger wirrer Wust, und Nem wusste nicht mehr, wo er stand. Sein Leben wäre viel einfacher, wenn er einfach die Sichtweise seiner Schwester übernähme. Aber irgendetwas daran stimmte nicht ganz. Genau wie etwas an seinem eigenen Leben nicht stimmte. Auf der Suche nach der Antwort sprach er seine Gedanken laut aus.
    »Wenn man uns lehrt, dass wir besser sind als die Menschen, weil wir Halbdrachen sind, heißt das nicht, dass wir von den Drachen aus gesehen weniger wert sind als einer von ihnen? Woher weißt du, ob sie sich nicht untereinander ebenso über uns lustig machen wie die Menschen? Wir sind nämlich weder Drachen noch Menschen. Und werden von beiden verabscheut.«
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte Herzeleid. »Unser Vater ist stolz auf uns. Wir sind sein größter Erfolg.«
    Nem schüttelte den Kopf. Sie wollte mehr sagen, biss sich aber auf die Zunge und zwang sich zu einem schiefen Lächeln. »Jedenfalls sind wir zwei Bruder und Schwester. Wir kennen uns erst wenige Stunden, und schon streiten wir.«
    »Entschuldigung«, sagte Nem. Er meinte es ernst. »Ich versuche nur, alles zu verstehen. Weiter nichts. Nur verstehen.«
    »Hast du mit unserem Vater darüber gesprochen, was du denkst?«, fragte Herzeleid.
    Nem fragte sich, was sie wohl sagen würde, wenn er ihr verriet, dass er den Vater umbringen wollte, den sie so verehrte.
    Sie griff nach seiner Hand und drückte diese fest. »Tu das. Unser Vater wartet nur auf die Gelegenheit, dir alles zu erklären. Er sagt, die Menschen hätten dich schlecht behandelt, und jetzt wärst du innerlich ganz verdreht.«
    Vielleicht stimmt das ja, sagte sich Nem. Vielleicht sollte ich mir seine Version der Geschichte anhören.
    »Das werde ich tun«, entschied er plötzlich. »Heute Nacht rede ich mit ihm. Danke … Schwester.« Er war verlegen, als er sie so nannte, doch es fühlte sich richtig an. Das Wort wärmte einen Ort in ihm, der schon ewig fror.
    In dieser Wärme sonnte er sich, bis eine der Mütter einen Schmerzensschrei ausstieß. Plötzlich waren ihre Röcke blutrot.
    »Sie ist so weit«, freute sich Herzeleid. »Bald werden wir einen neuen Bruder oder eine neue Schwester haben.«
    Die Frau stöhnte und wand sich unter der Wucht der Wehen. Ihr Gesicht war kalkweiß geworden, und die weit aufgerissenen Augen starrten ins Leere. Schon kamen Frauen in Schwesterntracht angelaufen, die ihr liebevoll aufhalfen und sie fortbrachten. Die anderen werdenden Mütter sahen ihr mit angespannten Mienen nach und legten die Hände auf ihre eigenen, irrwitzig angeschwollenen Bäuche. Eine warf einen Blick auf Herzeleid und Nem. Daraufhin liefen ihr Tränen über die Wangen. Sie weinte lautlos, doch das war umso schrecklicher.
    Nem drehte sich um und

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