Das verbotene Land 3 - Drachenbruder
Wein gemischt.
»Und das ist für dich«, fuhr Huspeth fort. »Damit du zu deinem Kind kommst. Am besten trinkst du es gleich, damit es besser wirkt.«
Evelina schnupperte. Es roch wie erwartet. Darum setzte sie es an die Lippen und trank. Der Geschmack war süß, denn der Trunk war mit Honig versetzt. Sie fühlte, wie er sich beim Schlucken warm und wohltuend ausbreitete.
»Du musst heute Nacht bei ihm liegen«, erinnerte Huspeth. »Aber ich garantiere für nichts.«
Evelina hatte begriffen. Sie nahm das Gefäß mit dem Liebestrank und verwahrte es in ihrem Mieder.
Die Frau machte kehrt und ging wieder an ihre Arbeit. »Pass auf, dass du nichts zertrittst«, mahnte sie dabei noch.
Mit einem Lächeln auf den Lippen zog sich Evelina an einen abgeschirmten Ort am Flussufer zurück, um ein Bad zu nehmen. Sie freute sich auf einen genussvollen Abend. Allerdings wusste sie nicht, dass Jörge ihr heimlich gefolgt war und sie aus dem Schatten des Waldes beobachtete. Das war schade, denn dieses Wissen hätte ihre Freude an dem Bad noch beträchtlich gesteigert.
19
Grald lief im höhlenartigen Saal der Abtei auf und ab und wartete auf Neuigkeiten. Sein finsteres Gesicht und die geballten Fäuste erschreckten die Gesegneten zu Tode, die angesichts seiner vor Wut funkelnden Augen erbleichten, wenn sie ihn ansprechen mussten.
Die Mönche hatten Nem aus den Augen verloren, und Grald hatte deutlich gesagt, dass ein paar von ihnen diese Torheit mit dem Leben bezahlen würden, wenn der Drachensohn nicht wieder auftauchte.
Schließlich kam ein Mönch über die Wiese um die Abtei gelaufen. Seine langen, zielgerichteten Schritte verrieten, dass er wichtige Neuigkeiten brachte. Und als er die Kapuze zurückschlug, verriet sein Gesichtsausdruck, dass diese Neuigkeiten eher gut als schlecht waren.
Als Grald ihn erkannte, schickte er die anderen Mönche sofort weg, um mit diesem Mann unter vier Augen zu reden.
Es war der Mönch an der Brücke, der, dem Drakonas begegnet war. Der, dessen Augen weniger irre leuchteten als die der meisten. In Wahrheit war er gar kein Mönch, sondern ein hochrangiger Offizier des Drachenheeres und einer von Gralds besten Geheimagenten.
»Kommandant Leopold!«, rief Grald zufrieden aus. »Wie ich sehe, bringt Ihr Neuigkeiten.« Sein breiter Körper überragte den des Soldaten um Kopf und Schultern, obwohl dieser für einen Menschen groß war. »Habt Ihr ihn gefunden?«
»Das habe ich, Herr«, antwortete der Mann. »Er ist im Palast.« Leopold machte eine kurze Pause, damit Grald diese Information verdauen konnte. Dann fügte er hinzu: »Er ist bei den Kindern.«
Grald sog die Luft durch die Zähne ein und zischte beim Ausatmen einen Namen: » Drakonas. Der Zweibeiner hat einen Zugang gefunden.«
»Trotz aller Bemühungen, Herr, ich fürchte, so ist es. Wie schon gesagt, ich bin sicher, dass es Drakonas war, der gestern versuchte, an der Brücke an mir vorbeizukommen. Auch wenn er in Gestalt eines Mönches kam. Meine Schildfrau hat Nem im Palast gesehen. Er war in Begleitung eines Kindes – eines kleinen Mädchens.«
»Natürlich. Wie überaus schlau«, murmelte Grald. »Was sind wir nur für Idioten. Da suchen wir nach dem Mann, Drakonas, und der nimmt natürlich eine andere Gestalt an. Was macht Nem? Ist er noch dort? Was hat er den Kindern erzählt?«
»Das weiß ich nicht, Herr«, musste Leopold gestehen. »Meine Schildfrau wollte den Kindern nicht zu nahe kommen. Sie mögen es gar nicht, wenn Menschen ihnen nachspionieren. Ihr wisst doch, was sie beim letzten Mal getan haben.«
Grald lächelte, denn er war stolz auf die Wildheit seiner Kinder. Sie hatten den Mann, der versehentlich in ihren Bereich der Höhle eingedrungen war, zwar nicht getötet, aber sie hatten ihn doch angegriffen. Seitdem war er ein faselnder Idiot, dem ein Arm fehlte.
Der Gedanke an die Kinder erinnerte Grald an das jährliche Ritual, zu dem er eine neue Gruppe magiebegabter junger Frauen in den »Palast« einladen würde. Voller Vorfreude rieb er sich die Hände. Dieses Jahr würde ein Meilenstein sein. Er wollte die Frauen von Nems Körper aus schwängern. Mit etwas Glück würde der Samen des Halbdrachen zusammen mit der Magie des Drachen weitaus bessere Kinder zeugen – mehr Drache als Mensch.
Sehr passend, dachte Grald, dass Nem derjenige sein wird, der diese Aufgabe übernimmt. Er ist der Beweis, dass meine Theorie richtig war, dass wir mehr von seiner Art züchten können. Dazu brauche ich nur Frauen wie
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