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Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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und stieß ihn nieder. Dann setzte sie sich rittlings auf ihn und hielt seine Arme fest. Er wehrte sich nicht, sondern blieb liegen und starrte das an, was er vor sich sah. Jedenfalls war das nicht sie. Sein Gesicht war verzerrt. Seine Hände zuckten. Er keuchte oder schrie auf. Aus Angst, dass jemand hören könnte, dass er sich wie ein Irrer aufführte, und womöglich einschritt, stopfte sie ihm einen Lumpen in den Mund, der die Schreie dämpfen sollte. Dann zog sie fest die Decke um seine Arme.
    Jetzt war Markus auf sich allein gestellt. Entweder er siegte oder der Dämon. Inzwischen war Evelina so erschöpft, dass es ihr nahezu gleichgültig war.
    Sie überließ Markus seinem Kampf und füllte einen Becher mit dem starken Rotwein, den sie in einem Zug hinunterkippte. Dann schenkte sie nach, trank die Hälfte aus, trug den Rest zum Bett und spritzte ein wenig davon auf die Matratze. Als sie den roten Fleck untersuchte, freute sie sich. Wenn man nicht genauer hinsah, wirkte er wie Blut. Evelina trank den restlichen Wein aus, zog alle Kleider wieder aus und legte sich neben Markus.
    Der stieß einen erstickten Schrei aus. Seine Arme wehrten sich gegen die Decke. Sein Körper bäumte sich auf.
    »Spinner!«, murmelte Evelina, während sie ihn wegschob, um selbst mehr Platz zu haben. »Genau wie sein Bruder, dieses Monster. Ein Glück, dass Markus nicht der Vater meines Kindes sein wird. Er wird sich nur dafür halten. Und er wird mich heiraten. Oh, ja, das wird er. Nach allem, was ich mit ihm durchgemacht habe, habe ich das verdient.«
    Sie schloss die Augen, stieß einen zufriedenen Rülpser aus und ließ sich vom Weinrausch in den Schlaf wiegen.
    Neben ihr im Bett kämpfte Markus mit dem Drachen.

24
    Der Wermut, mit dem Evelina Markus' Wein versetzt hatte, war wie ein Schlüssel für die Tür zu seinem inneren Raum. Er nahm ihm jede Furcht vor dem Drachen, der davor lauerte, fegte alle Hemmungen beiseite. So verließ Markus seinen Zufluchtsort und stolperte wie ein Betrunkener durch die Gedanken der Drachen, wankte lachend durch eine Gasse wirbelnder, schimmernder Drachenträume, die schön und schrecklich, tierhaft und fremd waren – ganz wie er selbst.
    Markus drang in die Gedanken der Drachen ein. Er wusste nicht, wie viele es waren, aber all den fantastisch bunten Bildern nach, die von allen Seiten auf ihn einstürmten und wie die Streifen eines Regenbogens in ihm flimmerten, mussten es viele sein. Doch plötzlich zerfetzte ein Blitz den Bogen. Eine erschütterte Stimme erklang.
    »Was machst du da, Mensch? Bitte, lass das! Das ist unklug.«
    »Ich heiße Markus. Wer bist du?«, jauchzte er.
    »Das habe ich dir bereits gesagt. Ich bin Lysira.« Sie klang streng und aufgebracht, ganz wie sein alter Lehrer. »Und das hier ist schlechtes Benehmen!«
    Markus hatte seinen Lehrer nie gemocht. Darum ignorierte er sie. Wie ein Trunkenbold – oder wie ein entkommener Gefangener, trunken vor Freiheit – kletterte Markus quer durch die Träume der Drachen. Er schrie seinen Trotz und seine Bewunderung laut heraus, während er seine Nacktheit in die Farben ihres Erstaunens kleidete und von Drache zu Drache tanzte. Elegant wie ein Tänzer glitt er in ihren Geist, drehte sich dort, sang mit den Farben seines eigenen Geistes ein Lied und glitt rasch wieder davon. Er spielte Verstecken mit ihnen, schoss hin und her, wich aus und verbarg sich, und die ganze Zeit lachte er vor lauter Glück.
    Markus war wieder ein Kind, ein verrücktes Kind. Seine Seele erinnerte sich an das, woran sein bewusster Verstand nicht mehr hatte denken wollen – eine hinreißende, berauschende, fremdartige Welt wundersamer, magischer Wesen, deren Gedanken seidene Teppiche webten. Ihre Nadeln waren die Sterne, ihr Garn das Sonnenlicht. Das war es, weshalb er einst in den Wahnsinn abgetaucht war. Er hatte die einsame, abgeschlossene, enge, graue Welt der Menschen gegen die Träume der Drachen eingetauscht.
    Doch diese erholten sich bald von dem Schreck darüber, dass tatsächlich ein Mensch in ihre Gedanken vorgedrungen war. Sie reagierten so erschüttert und verärgert wie einst seine Eltern. Er wusste, was das bedeutete. Es machte ihn mächtig.
    Einige Drachen versuchten, ihn zu erwischen. Ein anderer, ein junger, weiblicher Drache, wollte ihn beschützen. Am Ende kam es zu einem heftigen Streit, bei dem niemand mehr richtig auf Markus achtete. Die Flammen ihrer Auseinandersetzung umwogten ihn, ohne ihn zu versengen.
    Markus schürte den Streit und

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