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Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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oder mitleidigen Blick raffte er an sich, den Schmerz seiner Mutter, die eingeschränkte Liebe von Bellona, Evelinas Spott. Zusammen mit seinem eigenen Zorn und dem Stolz seiner Geschwister verwandelte er all das in eine knisternde, lodernde Kugel, die er mit aller Kraft nach seinem Vater warf.
    Die Magie traf den Drachen mitten vor die Brust und ließ ihn rücklings gegen eine Mauer prallen. Das ganze Gebäude erbebte bis in die Grundfesten. Nem brach zusammen.
    Die Kraft rann aus ihm heraus wie Blut aus einem durchbohrten Herzen. Er hatte alles gegeben. Es war nichts mehr übrig. Nun war er so hilflos und schwach wie das schreiende Baby, das im Blut seiner Mutter neben seinem Bruder gelegen hatte. Doch heute lag er im Blut seines Vaters.
    Grald kam es so vor, als wäre er gegen die Sonne gerannt.
    Das geschmolzene Feuer, das Nem seiner eigenen Seele entnommen hatte, war direkt auf seiner Brust gelandet. Die Magie hatte die Schuppenrüstung geschmolzen, das Fleisch verbrannt und die Knochen mitsamt der darunter liegenden Organe angegriffen. Sie war auf Gralds Augen und Kopf übergesprungen und hatte ihn geblendet. Seine eben wachsenden Flügel waren versengt. Dort, wo die Flammen die feinen Membranen erwischt hatten, klafften große Löcher. Das Menschenfleisch, das noch an dem Drachen hing, löste sich blasenschlagend auf wie Fett in einer überhitzten Pfanne.
    Doch die Wucht des Aufpralls hatte der Drachenbrust gegolten, gleich über dem Herzen, das nun aus seinem jahrhundertealten Takt geraten war. Es holperte wild und unregelmäßig. Grald bekam keine Luft mehr. Sein Atem pfiff und rasselte. Als er halb blind nach unten blinzelte, sah er zertrümmerte Knochen und verkohltes, blutendes Fleisch.
    Er litt unerträgliche Schmerzen. Er starb. Sein Sohn hatte ihn getötet. Die Mutter hatte ihn getötet.
    Nemesis. Die ausgleichende, strafende Gerechtigkeit. Grald hatte Nems Namen immer gekannt und sich mächtig darüber amüsiert.
    »Nicht jetzt!«, tobte der Drache, obwohl er bereits taumelte. »Noch nicht!«
    Das lebende Herz seines Sohnes. Es würde ihn am Leben erhalten.
    Grald warf sich auf Nem, der ohnmächtig auf dem Boden lag. Das Herz des Drachen hämmerte ungleichmäßig. Er bekam immer schlechter Luft. Darum konzentrierte er sich einzig auf seinen Sohn. Er stieß die Klaue vor, die immer noch stark genug war, Nems Menschenbrust aufzureißen, und beugte sich herunter, um sein Herz zu erobern.
    Da trat ein Mensch dazwischen. Grald bemühte sich, den Rauch zu durchdringen, mit dem das Feuer der Magie seinen Geist vernebelte.
    Der Prinz. Der Bruder. Er stand über Nems Körper und versperrte ihm den Weg.
    Die Söhne von Melisande.
    Menschenfleisch. Weich und angreifbar.
    Grald schlug nach dem Prinzen. Er wollte diesen jämmerlichen Körper zu blutigem Brei zermalmen, ihn zerfetzen, hinwegfegen und endlich an seine Beute gelangen.
    Die Drachenklaue fuhr durch die Luft. Sie pfiff durch die Finsternis, ohne etwas zu berühren.
    Das hämmernde Herz des Drachen wurde langsamer. Grald kippte zur Seite. Mit einem Rums, bei dem die Wände rissen und der Boden erbebte, landete sein Körper auf dem Boden. Der Drache merkte nicht mehr, dass er gefallen war. Er starrte den Menschen an, der vor ihm waberte, starrte auf seinen Tod und darüber hinaus.

25
    Die qualvolle Wut des Drachen, die gegen Markus anbrandete, brachte sein Blut zum Sieden. Dann rollte die Finsternis des Todes wie eine Springflut heran, verschlang den Zorn und brach mit mörderischer Wucht über Markus herein.
    »Lauf!«, warnte Lysira. »Verfang dich nicht in Gralds Gedanken!«
    Markus floh aus dem Drachengeist. Zitternd verharrte er in seinem eigenen kleinen Raum und sah zu, wie Grald starb.
    »Nem?«, rief er dann.
    Doch es kam keine Antwort. Der Geist seines Bruders war leer, bar aller Farben. Auch Nem lag im Sterben.
    Wenn Markus dort gewesen wäre, wirklich, in Fleisch und Blut, hätte er seinen Bruder retten können. Aber der Prinz war weit weg, und zwischen ihnen befand sich der Fluss. Außerdem lief ihm die Zeit davon.
    »Lysira!«, schrie er.
    »Lass ihn gehen«, riet ihm die junge Drachenfrau. Sie klang erschüttert. »Er hätte nie geboren werden dürfen. Weder er noch die anderen.«
    »Die anderen?«, wiederholte Markus, als dieses Wort zu ihm durchdrang. »Welche anderen?«
    Lysira verschloss ihre Gedanken und ließ ihn nicht wieder ein.
    Markus rannte durch die Straßen der Drachen, von einem zum anderen, verzweifelt auf der Suche nach

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