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Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Rückwärts zog sie sich in den Gang zurück und streckte dabei tastend die Hände aus, bis diese die feste, kühle Wand berührten.
    Die Meisterin beäugte Gralds Körper. In ihren Gedanken brodelten Feuer, Rauch und Tod. »Ich werde dem Volk mitteilen, dass es einen Zweikampf zwischen Grald und dem Zweibeiner gegeben hat«, murmelte sie. »Grald hat tapfer gekämpft. Mit Hilfe seiner Magie hat er den anderen Drachen in die Luft gejagt. Dieser Angriff hat die Mauern der Abtei gesprengt. Grald konnte den Zweibeiner töten, aber leider kam er bei der Explosion selbst ums Leben. Das schwere Gebäude ist über ihm eingestürzt und hat seinen Körper begraben. Dies hier wird seine letzte Ruhestätte sein.«
    In Herzeleids Innerem tauchten weitere Bilder auf. Die Drachenkinder, die in ihrer Höhle schlummerten, die Kleinen zusammen in einem großen Bett, wo sie einander Wärme und Nähe spendeten, Arme, Beine und Träume so umeinandergeschlungen, dass schwer zu sagen war, wo der eine aufhörte und der andere begann. Und dann kamen die Drachenkrieger, angeführt von Leopold. Sie brachten Feuer und verbrannten die Träume mitsamt der kleinen, träumenden Wesen.
    Herzeleid konnte schnell rennen, doch ihre Klauen würden auf dem Steinboden Lärm machen. Dann würde Maristara sie hören.
    Nervös bewegte sie ihre Flügel. Sie hatte nie viel Gelegenheit zum Üben gehabt. Der Drache ließ seine Kinder nicht ins Freie, weil die Menschen in Drachenburg sie nicht sehen sollten. Grald hatte immer versprochen, dass er ihr zu gegebener Zeit das Fliegen beibringen würde, aber dieser Tag war nie gekommen. Jetzt würde er auch niemals mehr anbrechen.
    Ein früher Unfall beim Fliegen – als sie einmal aus einer höher gelegenen Höhle abgesprungen war – hatte Herzeleid zutiefst entsetzt. Sie hatte in heller Panik mit den Flügeln geflattert, war erschreckend tief gestürzt und hatte eine weiße Narbe auf der Stirn und eine tiefsitzende Furcht vor dem Fliegen davongetragen. Jetzt aber würde Fliegen sie am schnellsten zu den Kindern zurückbringen. Und es war leise.
    Herzeleid ging auf die Zehenspitzen, versuchte, die Klauen vom Boden fernzuhalten, und begann zu rennen. Dabei breitete sie die Flügel aus und spürte, wie die Luft sie tragen wollte. Ihre Flügel hoben sie hoch und ließen die Füße über dem Boden schweben. Es war ein aufregendes und erschreckendes Gefühl, bei dem sie erschrocken Luft holte. Es war ihr Magen, der ins Flattern geriet, nicht ihre Flügel.
    Ihr Instinkt rettete sie, so wie er die jungen Drachen rettete, die aus der süßen Finsternis an die blendend helle Sonne und die frische Luft getrieben wurden. So wie sie japsend zu flattern begannen und irgendwann losflogen, so schlug nun auch Herzeleid mit den Flügeln, bis diese sich schließlich gleichmäßig hoben und senkten und sie mit fließenden Bewegungen durch die Dunkelheit trugen – staunend, ängstlich und aufgeregt zugleich.
    Sie hatte bereits den halben Gang hinter sich, als sie schwere Schritte vernahm. Hinter ihr schabten der Drachenbauch und sein Schwanz über den Boden. Herzeleid wagte einen kurzen Blick nach hinten. Sie hatte Angst, dass der Drache sie gehört hatte und ihr nun nachjagte.
    Da kam ein Feuerstoß, der so heftig war, dass er die Düsternis taghell erleuchtete. Danach folgten ein Brüllen, eine Hitzewelle und ein tiefes, grollendes Geräusch, das sich immer mehr verstärkte, bis ein ohrenbetäubendes Krachen Wände und Boden des unterirdischen Gangs zum Beben brachte. Staubwolken rieselten von der Decke und quollen von hinten heran.
    Aus dem Schutz des Berges heraus verwüstete Maristara die Abtei mit ihrem Atem. Die Magie sprengte die Wände und ließ das Gebäude über den Überresten von Grald zusammenbrechen. Herzeleid floh weiter, auch wenn ihre Flucht jetzt gefährlicher war. Nicht einmal Drachenaugen konnten die Staubwolken durchdringen. Sie konnte kaum erkennen, wohin sie flog.
    Deshalb zwang sie sich, langsamer zu fliegen. Auch Leopold würde eine Weile brauchen, bis er im Palast war. Anschließend musste er seine Soldaten wecken und bewaffnen und ihnen erklären, was sie zu tun hatten.
    Das allerdings, dachte Herzeleid bitter, dürfte nicht so schwer sein. Offenbar hatten sie nur auf diese Gelegenheit gewartet.
    Uns zu töten – die Ungeheuer.

28
    Dort, wo ein Nebengang zum Wohnbereich des Palastes abzweigte, musste Herzeleid wieder laufen. Sie fühlte sich enorm erleichtert, festen Boden unter den Füßen zu haben,

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