Das verbotene Land 3 - Drachenbruder
erfahren, was für ein Ungeheuer du bist!«
Ihr Gesicht war rot vor Wut, ein hässliches Rot, das sich bis zu der Höhlung zwischen ihren Brüsten herunterzog, die unter der Heftigkeit ihrer Schluchzer und Drohungen bebten.
»Denn das bist du! Ich erzähle ihnen alles über dich, Hoheit«, heulte sie beinahe zusammenhanglos weiter. »Du beschwörst das Höllenfeuer! Du redest mit Leuten, die nicht da sind! Du schwenkst eingebildete Schwerter und schreist herum, dass du Drachen tötest!«
Mit blanken Augen starrte sie ihn an.
»Ich habe gehört, wie man im Dorf über dich redet. Es gibt Gerüchte. Und ich weiß, dass alles stimmt. Ich habe gesehen, wie du Dämonenkräfte benutzt hast. Wenn ich fertig bin, schleppen sie dich auf den Scheiterhaufen!«
Markus drehte ihr den Rücken zu und ging zur Tür.
Evelina sprang aus dem Bett, um ihm nachzulaufen, umschlang ihn mit beiden Armen und drückte ihren nackten Körper an seinen. »Liebster, mein Liebster, verzeih mir! Ich war außer mir. Niemals, nie würde ich etwas tun, das dir schaden könnte. Es ist nur …«, sie stockte, »es ist ja nur wegen unseres Babys.«
Es gelang Markus, sich ihrem Griff zu entwinden. »Zieh dich an! Bitte! Ich muss einfach nachdenken.«
»Ja, Markus«, lenkte Evelina matt ein. »Es ist ja nicht nur dein Fehler. Es war bestimmt auch meine Schuld. Ich wollte dich ja bloß glücklich machen. Ich ziehe mich ja schon an. Ich mache alles, was du sagst.«
Schniefend tappte sie davon, wobei sie gelegentlich noch einen Schluchzer von sich gab.
Es stimmt, was sie sagt. Man redet über mich. Über mich wurde schon immer geflüstert. Es heißt, dass ich ein Bastard meines Vaters sei, und jeder weiß, dass Bastardkinder eine leichte Beute für das Böse sind. Sie lassen sich leicht vom Teufel umgarnen.
Und jetzt wird mein Reich von Mächten angegriffen, die man für dämonisch halten wird. Und ausgerechnet ich komme mit der Warnung. Evelina hat genau den richtigen Zeitpunkt erwischt, auch wenn sie davon nichts ahnt.
»Was willst du?«, fragte Markus grob. »Geld?«
»Ich will deine Liebe, mein Prinz«, erwiderte Evelina schnüffelnd. »Und einen Vater für mein Kind. Wenn ich eines bekomme. Aber irgendwie bin ich mir dessen sehr sicher. Es war eine so wundervolle Nacht.«
»Ich werde tun, was sich gehört.« Markus zog das Hemd über seinen Kopf. »Aber nicht wegen deiner Drohungen.«
»Das weiß ich doch, Markus«, sagte Evelina beschämt. »Es tut mir leid, dass ich so dahergeredet habe. Ich habe es nicht so gemeint. Ich hatte nur Angst, dich zu verlieren. Denn ich liebe dich wirklich. Und ich weiß, dass du mich liebst. Du hast es heute Nacht so oft gesagt.«
Markus seufzte tief und ging hinaus. Die Tür machte er sorgfältig hinter sich zu.
An diesem Nachmittag trafen zwei Ritter der Prinzengarde im Dorf ein. Markus' persönliche Eskorte hatte die Suche nach ihm geleitet, und man war überglücklich, ihn heil und gesund wiederzufinden. »Fräulein Evelina« wurde den Rittern vorgestellt, und man behandelte sie – zumindest in Gegenwart von Prinz Markus – mit großer Höflichkeit, denn der Prinz erklärte, dass sie mit ihnen in den Palast zurückkehren solle. Als er verschwand, um sich von seinem Gastgeber zu verabschieden, wechselten die beiden Ritter viel sagende Blicke.
»Wie der Vater, so der Sohn«, murmelte Sir Ranulf.
»Der König war wenigstens klug genug, seine Mätresse nicht mit nach Hause zu bringen«, grunzte Sir Troeven. »Guck dir das Weibsbild doch an. Stolziert herum, als wäre sie eine feine Dame.«
»Immerhin beweist sie, dass der Knabe was zwischen den Beinen hat«, stellte sein Freund fest. »Manche von uns hatten da schon so ihre Zweifel. Die Frage ist nur – was machen wir mit ihr?«
»Sie mitnehmen«, sagte Troeven, der Anführer der Prinzengarde. »Was sonst? Befehl Seiner Hoheit.«
»Wo wir bei Seiner Hoheit sind – ich finde, der Junge sieht gar nicht gut aus. Er ist blass und viel zu dünn. Und er sagt uns nicht, wo er war und was passiert ist. Angeblich ist er nicht verletzt, aber …« Der Ritter schüttelte den Kopf.
»Er war schon immer ein seltsamer Bursche«, überlegte sein Begleiter. »Jedenfalls habe ich das gehört. Ich habe ihn seit Jahren nicht gesehen.« Als echter Veteran hatte Sir Troeven fünfzehn Jahre lang für andere Könige gekämpft, weil in seinem eigenen Land Frieden herrschte. »Wir bringen ihn nach Hause. Dort sollen seine Eltern sich um ihn kümmern.«
Prinz Markus
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