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Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Titel: Das verbotene Reich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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zweihundert Jahren trocken.
    Der Bohrungsleiter näherte sich, ein Mann mit schmalem Gesicht, einer hohen Stirn und strähnigem, nach hinten gekämmtem schwarzen Haar. Er war dem Wissenschaftsministerium direkt unterstellt, und Tang hatte ihn zusammen mit einem verlässlichen Team hierhergeschickt. Gansus Provinzgouverneur hatte wegen der ungenehmigten Bohrung nachgehakt, aber man hatte ihm einfach gesagt, das Ministerium erkunde ein Vorkommen, und wenn alles gut verlaufe, könnten daraus wirtschaftliche Vorteile erwachsen.
    Was ja auch stimmte.
    Allerdings mehr für Tang als für den Gouverneur.
    »Ich bin froh, dass Sie in der Nähe waren«, rief der Bohrungsleiter über den Lärm hinweg. »Ich glaube nicht, dass ich die Nachricht noch lange hätte geheim halten können.« Ein Lächeln spielte um die schmalen Lippen des Mannes. »Wir haben es geschafft.«
    Tang begriff, was diese Erklärung bedeutete.
    Die Stelle für die Probebohrung war vor elf Monaten nicht von Geologen, sondern von Historikern eigens ausgewählt worden. Das Gelände hatte man gerodet und planiert und eine Zugangsstraße durch den angrenzenden Wald gelegt. Als Informationsquelle hatte eine zweitausendzweihundert Jahre alte Landkarte gedient, die in Gansus Nordwesten entdeckt worden war. Die auf vier identische Kiefernholztafeln gezeichnete Karte hatte die Verwaltungsgliederung, Geografie und Wirtschaft dieser Region zur Zeit Qin Shis abgebildet. Zweiundachtzig Ortschaften waren namentlich gekennzeichnet, dazu Flüsse, Berge und Wälder. Einer jener Flüsse floss noch immer fünfhundert Meter am Bohrloch vorbei. Sogar die Entfernungen der kaiserlichen Straßen waren eindeutig angegeben. Da geografische Koordinaten damals unbekannt gewesen waren, hatte es sich als Herausforderung erwiesen, die bezeichneten Stellen mit der Wirklichkeit in Übereinstimmung zu bringen, doch jemand hatte es geschafft.
    Und zwar Jin Zhao.
    Vor seiner Festnahme, vor der Gehirnblutung und vor dem Prozess, seiner Verurteilung und Hinrichtung. Zhao hatte diese Stelle gefunden.
    »Wir sind vor drei Tagen ganz unten angekommen«, berichtete der Bohrungsleiter. »Ich habe mit meinem Anruf gewartet, bis ich mir sicher war.« Tang sah das Lächeln im Gesicht des Mannes. »Sie hatten recht.«
    »Zeigen Sie es mir.«
    Man führte ihn zur Arbeitsbühne, auf der einiger Betrieb herrschte. Er hatte allerdings die Größe des Bohrungsteams absichtlich auf ein Minimum begrenzt.
    »Vor fünf Tagen sind wir auf Ölsand gestoßen!«, schrie der Bohrungsleiter über den Lärm hinweg.
    Tang wusste, was das bedeutete. Wenn man Proben aus dem nach oben beförderten Bohrschlamm nahm und Ölsand fand, war das Erdöl nicht mehr fern.
    »Wir haben Sensoren ins Bohrloch hinuntergelassen. Den Druck gemessen und Bohrkernproben genommen. Alles sah gut aus. Also haben wir mit dem Versiegeln angefangen.«
    Und Tang wusste auch, was als Nächstes geschehen war. Man hatte unten mit Hilfe kleiner Sprengungen Löcher in der Versiegelung geöffnet. Dann hatte man Röhren durch die Löcher geschoben und etwaige Lecks abgedichtet. Direkt über dem Bohrloch hatte man Absperrventile einzementiert. Schlie ßlich wollte keiner, dass das Öl in einer Fontäne ungebremst aus dem Boden sprühte. Wenn man das Rohöl »zähmte«, so dass es stetig floss, war das weit besser.
    »Wir haben Säure eingepresst«, sagte der Bohrungsleiter. »Seit gestern. Vor ein paar Stunden habe ich damit aufgehört, um auf Ihr Eintreffen zu warten.«
    Säure wurde verwendet, um die letzten verbliebenen Zentimeter Kalkstein zwischen der Kappe über der Quelle und dem Öl aufzulösen. Wenn der Stein einmal weg war, würde das unter Druck stehende Öl durch die Ventile kontrolliert nach oben fließen.
    »Leider habe ich mit der Säure ein bisschen zu spät aufgehört. Vor einer Stunde ist dies hier geschehen.«
    Tang sah zu, wie der Bohrungsleiter ein Ventil aufdrehte und schwarzes Rohöl in ein Fass strömte.
    Sofort bemerkte er, unter welchem Druck das Öl stand. »Das fließt kräftig.«
    Der Mann nickte. »Da unten lagert eine Menge Öl. Insbesondere wenn man bedenkt, dass dieses Ölfeld vor zweihundert Jahren leergepumpt worden ist.«
    Tang trat vom Bohrloch zurück, blieb aber unter dem rot-weißen Bohrturm stehen. Er dachte jetzt mehr wie ein Wissenschaftler und weniger wie ein Politiker über die Bedeutung dieses Fundes nach.
    Unglaublich
    Jin Zhao hatte recht gehabt.
    20
    Belgien
    Ni umklammerte die Glock und ging in den vorderen

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