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Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Titel: Das verbotene Reich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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gehen.
    23
    Ni, der noch immer von dem Angriff erschüttert war, sah angeekelt zu. Der vierte Mann, den Pau Wen gefangen genommen hatte, war aus dem Haus geführt und in eine Scheune gebracht worden, die fünfzig Meter hinter den grauen Mauern in dichtem Gehölz lag. Paus vier Helfer hatten den Mann ausgezogen, ihn mit dicken Stricken gefesselt und ihn dann in die Luft gehoben. Er hing von einem L-förmigen Holzkran herunter.
    »Ich besitze Pferde und Ziegen«, sagte Pau zu Ni. »Wir be nutzen die Winde, um Heu auf dem Dachboden der Scheune zu lagern.«
    Der Kran reichte bis in zehn Meter Höhe, wo sich eine Flügeltür im Giebel öffnete. Dort stand einer von Paus Leuten, der Mann aus dem Video. Die anderen drei Männer – jeder mit einem ärmellosen, grünen Kittel bekleidet – fütterten unten ein stetig brennendes Feuer mit trockenen Holzscheiten und Heu. Selbst in zehn Meter Entfernung war die Hitze noch intensiv spürbar.
    »Es muss heiß sein«, sagte Pau. »Andernfalls könnte die Mühe vergebens sein.«
    Die Nacht war hereingebrochen, schwarz und düster. Der gefesselte Mann hing oben, dicht unter dem Kranausleger. Sein Mund war mit Klebeband verschlossen, aber im flackernden Licht erkannte Ni das Entsetzen in seinem Gesicht.
    »Was bezwecken Sie damit?«, fragte er Pau.
    »Wir brauchen Informationen. Wir haben ihn höflich darum gebeten, aber er hat sie verweigert.«
    »Haben Sie etwa vor, ihn zu rösten?«
    »Durchaus nicht. Das wäre barbarisch.«
    Ni versuchte ruhig zu bleiben, und sagte sich, dass Karl Tang schließlich seine Ermordung befohlen hatte. Intrigen, Säuberungen, Festnahmen, Folter, Prozesse, Gefängnis und selbst Hinrichtungen waren in China an der Tagesordnung.
    Aber offener politischer Mord?
    Vielleicht hatte Tang geglaubt, das Attentat würde sich wegerklären lassen, da es in Belgien stattfinden sollte. Der plötzliche Tod des als Maos Nachfolger vorgesehenen Lin Biao 1971 war niemals vollständig dokumentiert worden. Biao war angeblich bei einem Flugzeugabsturz in der Mongolei ums Leben gekommen, nachdem man ihn eines Umsturzversuchs gegen Mao beschuldigt hatte und er aus China geflohen war. Doch das war nur die Regierungsversion des Vorfalls. Keiner wusste, wo oder wie oder wann Lin Biao tatsächlich gestorben war. Man wusste nur, dass er tot war.
    Ni sagte sich immer wieder, dass der Mann, der von dem Kran herabhing, gekommen war, um ihn zu töten.
    Einer der Männer gab durch einen Wink Bescheid, dass das Feuer so weit war.
    Pau reckte den Hals und gab dem Mann oben ein Zeichen.
    Der Helfer auf dem Dachboden schwenkte den Kran so, dass er mitten in die Scheune hineinragte. Nun hingen die nackten Füße des Gefesselten drei Meter über den Flammen.
    »Das Feuer darf niemals das nackte Fleisch berühren«, erklärte Pau ruhig. »Das wäre zu überwältigend. Zu schnell. Kontraproduktiv.«
    Ni fragte sich, was diese Lektion in der Kunst des Folterns bedeutete. Dieser alte Mann war offensichtlich ein Kenner. Aber nach allem, was Ni über Mao wusste, hatte das ganze Regime diese Kunst aus dem Effeff beherrscht. Pau stand, in ein langes, weißes Gazegewand gehüllt, reglos da und sah zu, wie der Gefesselte sich gegen die Stricke aufbäumte.
    »Wirst du meine Fragen beantworten?«, rief Pau.
    Der Mann ließ keine Reaktion erkennen. Stattdessen zappelte er weiter.
    »Sehen Sie, Herr Minister«, sagte Pau. »die Hitze an sich ist quälend, aber es gibt etwas Schlimmeres.«
    Ein kurzer Wink Paus, und einer der Männer schüttete den Inhalt eines Kübels in die Flammen. Mit einem lauten Zischen, dem eine intensive Hitzeentwicklung folgte, stob das Pulver nach oben, verteilte sich in der Luft und umfing den Gefangenen als eine sengende Wolke.
    Das Zappeln des Mannes wurde noch wilder. Seine Qualen waren unübersehbar.
    Ni roch etwas in der nächtlichen Luft.
    »Chilipulver«, sagte Pau. »Die Hitzewolke ruft an sich schon unvorstellbare Qualen hervor, aber der aufsteigende chemische Nebel verstärkt die sengende Wirkung auf der Haut. Sollte er die Augen nicht geschlossen haben, ist er für mehrere Stunden blind. Die Dämpfe reizen die Pupillen.«
    Pau winkte, und eine weitere Ladung Chilipulver wurde ins Feuer geschüttet.
    Ni stellte sich vor, wie sehr der Gefangene leiden musste.
    »Bedauern Sie ihn nicht«, sagte Pau. »Dieser Mann ist ein Verbündeter Karl Tangs. Ihres Feindes. Ich möchte einfach nur, dass er uns alles sagt, was er weiß.«
    Nun, das wollte auch Ni.
    Das Feuer loderte

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