Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
kompromittieren.«
»Sie hat recht«, sagte Pau Wen. »Ich verwende selbst einen ähnlichen Geheimcode, wenn ich mit Freunden in China kommuniziere. Die Regierung überwacht das Internet streng.«
Malone gab das Notebook zurück. »Wir müssen los. Aber erst muss ich noch etwas erledigen.«
Ivan hatte in den letzten paar Minuten abseits von ihnen gestanden und telefoniert. Malone ging den Pier hinunter, und als der Russe sein Gespräch beendete, fragte er: »Gibt es etwas, was Sie uns sagen wollen?«
»Sie mögen mich nicht besonders, oder?«
»Ich weiß nicht. Versuchen Sie es mit einer neuen Körperhaltung, anderen Kleidern, einer Diät und einer anderen Einstellung, dann wird unsere Beziehung sich vielleicht verbessern.«
»Ich muss meine Arbeit erledigen.«
»Ich auch. Aber Sie machen es mir schwer.«
»Ich gebe Ihnen Flugzeug und Weg nach China hinein.«
»Viktor Tomas. Wo ist der? Ich vermisse ihn.«
»Er muss auch Arbeit erledigen.«
»Ich muss etwas wissen, und sagen Sie mir bitte dieses eine Mal die Wahrheit.«
Ivan starrte ihn an.
»Ist Tomas dort, um Karl Tang zu töten?«
»Wenn Gelegenheit sich bietet, das wäre gute Sache.«
»Und Sokolov? Ist er auch da, um Sokolov zu töten?«
»Ganz und gar nicht. Sokolov wollen wir zurück.«
»Er weiß zu viel? Vielleicht einige Dinge, die Sie nicht wissen?«
Ivan sah ihn nur aufgebracht an.
»Dachte ich es mir doch. Sokolov ist in China bestimmt fleißig gewesen. Sagen Sie mir, sollte es Tomas nicht gelingen, Ihnen Sokolov zurückzubringen, oder, Gott bewahre, wir bekommen ihn zuerst in die Hände, wie lauten dann Tomas’ Befehle?«
Ivan erwiderte nichts.
»Genau, wie ich es mir gedacht habe. Ich tue uns allen einen Gefallen und behalte das für mich.« Er zeigte zum Ende des Piers. »Sie wird nicht zulassen, dass Sokolov etwas zustößt.«
»Sie kann vielleicht daran nichts ändern. War viel besser, als wir noch glaubten, Sokolov ist tot. Jetzt liegt Entscheidung bei Viktor.«
»Wir sorgen dafür, dass er die richtige Entscheidung trifft.«
Malone ging zu den anderen zurück, wo Cassiopeia gerade, von Pau gefolgt, in die Flugzeugkabine einstieg.
»Ein munteres Bürschchen«, flüsterte er Stephanie zu.
»Behalte ihn im Auge, Cotton.«
Er zeigte auf Ivan. »Und behalte du den dort im Auge.«
Er stieg ein. Vorne befanden sich zwei Sitze Seite an Seite. Auf einem von ihnen saß Cassiopeia. Hinten war eine durchgehende Bank, auf der Pau saß. Das Armaturenbrett reichte nicht bis auf die Passagierseite, so dass Cassiopeia einen weiten Blick durch die Frontscheibe genoss. Er schnallte sich an, studierte die Instrumente und stellte fest, dass die Höchstgeschwindigkeit bei zweihundert Stundenkilometern zu liegen schien. Der Treibstofftank im Kiel unter der Kabinentür fasste dreihundertzwanzig Liter. Ein weiterer Reservetank im Heck enthielt sechzig Liter. Er rechnete es durch. Die Reichweite belief sich auf etwa tausendfünfhundert Kilometer. Mehr als genug für den Hinweg, genau wie Ivan gesagt hatte, aber das bedeutete hoffentlich nicht, dass sie nicht lebend zurückkehren würden.
»Ich nehme an, du weißt, was du tust?«, fragte ihn Cassiopeia.
»Jetzt ist eine so gute Zeit, es zu lernen, wie sonst irgendwann.«
Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu.
»Was ist denn?«, fragte er.
»Du kannst dieses Ding hier doch fliegen, oder?« Ihre Stimme klang zweifelnd.
Er stellte den Schubregler, die Propeller und das Treibstoffgemisch ein, blickte auf die Bodenventile hinunter und stellte fest, dass sie dicht waren. Als er einen Hebel umlegte, erwachten die beiden Motoren dröhnend zum Leben. Dann spielte er mit dem Treibstoffgemisch, bis die Propeller sich stetig drehten. Er drehte am Höhenruder und am Seitenruder.
»Kein Problem«, sagte er.
Cassiopeia schien seine Zuversicht nicht zu teilen.
Das Flugzeug begann zu treiben, und so packte er das Steuerhorn und lenkte es in die Bucht hinaus. Er drehte nach Süden ab, damit er die leichte Brise, die er am Strand bemerkt hatte, im Rücken hatte.
Dann: Schubregler auf 180 PS .
Die Twin Bee glitt über die Wasseroberfläche, und er spürte den Widerstand am Steuerhorn und packte es fest.
Das hier würde sein erster Start vom Wasser aus sein. So etwas hatte er immer schon einmal machen wollen. Er brauchte weniger als zweihundert Meter, dann bekamen die Flügel Auftrieb, und das Flugzeug stieg langsam und stetig wie ein aufwärts fahrender Lift. Hinter der Bucht erstreckte sich das
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