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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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machen.«
    Sie nahm die Fotos, betrachtete sie, drehte sie um.
    »Ich sag doch, er würde so was nie tun.«
    »Ich dachte immer, Vagn ist für die Alibis zuständig.«
    »Sie können mich mal!«
    »Vagn ist bei ihm. Die kommen da nicht wieder raus.« Er beugte sich in dem trüben Licht vor. »Helfen Sie mir. Helfen Sie Theis.«
    »Er würde so was nie tun«, wiederholte sie langsam.
    Sirenengeheul draußen. Motoren wurden angelassen, Autos fuhren in die Nacht hinaus.
    »Sie haben Ihre Tochter verloren, ich weiß. Aber Kemal ist unschuldig. Seine Frau erwartet ein Baby. Er ist ein guter Mensch. Machen Sie’s nicht noch schlimmer. Sie müssen mir helfen. Ich muss unbedingt wissen, wo Theis ist.«
    Meyer beobachtete sie. Schweigen.
    »Wir können auch die ganze Nacht hier sitzen bleiben«, sagte er. »Ich habe unbegrenzt Zeit. Sie auch?«
    Sie sah ihn finster an. Sie hassen uns, dachte er, selbst wenn wir ihnen helfen wollen.
    »Pern…«
    »Es gibt da ein Gebäude, das er manchmal benutzt. Warum, weiß ich nicht. Ein ehemaliges Lagerhaus.«
    »Wie ist die Adresse?«
    »Ich erinnere mich nicht. Es ist in Teglholmen draußen. Irgendwo.«
    Lund fuhr auf und ab, schaute und schaute. Endlich sah sie im Dunkeln, fast am Ende der Straße, halb durch einen Maschendrahtzaun verdeckt, ein rotes Schild: Spedition Birk Larsen.
    Ihr Handy klingelte.
    »Wir sind unterwegs nach Teglholmen«, sagte Meyer. »Irgendwo dort ist er. Ich hab ein Sondereinsatzkommando losgeschickt.«
    »Bin schon da«, sagte sie.
    »Was?«
    »Birk Larsen hat ein Lagerhaus im Gewerbegebiet. Da brennt Licht.«
    Sie gab ihm die Adresse und beschrieb ihm den Weg.
    »Pernille ist bei mir«, sagte Meyer. »Wir sind in zwei Minuten da. Warte auf uns. Lund! Lund?«
    Sie steckte das Handy ein, stieg aus, leuchtete mit ihrer Taschenlampe das Sicherheitstor an. Offen. Ging hinein. Kalte, dunkle Nacht. Dünne Wolken. Halbmond. Kein Wind. Kein Geräusch, kein Lebenszeichen. Bis auf die Beleuchtung rings um das Gebäude. Eine Seitentür, voller Graffiti. Offen. Sie ging hinein, leuchtete mit der Taschenlampe. Ein kurzer Gang. Lichter am Ende. Der Schrei eines Mannes, laut und langgezogen, ein Schmerzensschrei, gequält und voller Angst. Lund rannte los.
    Er wollte ihn nicht töten. Noch nicht. Er wollte etwas hören. Der Vorschlaghammer war weg. Jetzt hatte er den Griff von Skærbæks Spitzhacke in der Hand, schlug damit auf Kemals Bauch, Brust, Arme und Beine ein, immer wieder. Blut war auf dem Boden. Ein Arm des Lehrers war am Ellbogen grotesk verdreht und hing schlaff herab. Birk Larsen holte erneut aus, traf ihn in das hübsche dunkle Gesicht. Wieder ein Schrei und kein einziges Wort.
    »Theis«, sagte Skærbæk.
    Er stand da, trat von einem Fuß auf den anderen, hatte nur murrend zugeschaut. Birk Larsen ging um den blutigen Haufen auf dem Boden herum, suchte nach einer neuen Stelle zum Zuschlagen. Trat Kemal gegen den Kopf.
    »Okay, Theis«, sagte Skærbæk.
    Wieder ein schwerer Hieb mit dem Holzgriff, wieder ein Schrei.
    »Theis, Herrgott nochmal! Er hat genug! Vielleicht …«
    Birk Larsen starrte ihn wütend an, wild und furchteinflößend wie ein Tier.
    »Vielleicht was?«
    »Vielleicht sagt er ja die Wahrheit.«
    Birk Larsen fluchte, schwang den Griff von neuem, traf Kemal in die Rippen. Holte den Vorschlaghammer.
    »Theis!«, beschwor ihn Skærbæk.
    Eine Stimme aus dem Dunkel.
    »Theis Birk Larsen! Hier ist Sarah Lund.«
    Skærbæk fasste Mut, trat zwischen Birk Larsen und den Mann und sagte: »Komm! Wir verschwinden hier.«
    »Ja, lauf weg, Vagn«, brüllte der große Mann und schleuderte ihn mit seiner riesigen Hand wie eine Stoffpuppe gegen den Wagen. Der Vorschlaghammer hob sich, streichelte Skærbæks Hals, zog sich für einen Moment zurück. Dann war Vagn Skærbæk verschwunden. Eine Hand legte sich um einen blutigen Hals, zog Kemal hoch.
    »Hoch mit dir«, befahl Birk Larsen. »Los! Auf die Knie!«
    Wie im Fernsehen. In den Videoaufnahmen von Hinrichtungen. Männer mit verbundenen Augen an fernen Orten. In Erwartung des Todes.
    »Theis!« Die Stimme jetzt lauter, näher, höher. »Hören Sie auf! Hören Sie sofort auf!«
    Aber die Wut glühte in ihm. Ebbte nicht einmal leicht ab. Er hörte sie über den Betonboden laufen. Sah auf. Bluejeans und der schwarz-weiße Pullover im grellen Neonlicht.
    »Kemal ist unschuldig!«, rief sie ihm zu. »Hören Sie! Er hat nichts damit zu tun.«
    Der Lehrer kauerte auf allen vieren auf dem Boden, und aus seinem Mund

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