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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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von kahlen Bäumen gesäumten Schnellstraße, die parallel zur Autobahn verlief. Wohnhäuser und Bürogebäude. Hell erleuchtet. Nicht der Ort, um jemanden umzubringen.
    Birk Larsen schaute auf die Uhr. Kemal hatte die Nummer mehrmals gewählt. Vergeblich. Er saß auf der Ladekante des Transporters, drückte die Tasten, erreichte niemanden.
    »Ich konnte das Mädchen doch nicht verraten«, sagte er in wachsender Verzweiflung. »Es war eine Zwangsheirat. Verstehen Sie? Wissen Sie, was ich meine?«
    Vagn Skærbæk lehnte mit geschlossenen Augen und gelangweilter Miene an der Wand.
    »Ich konnte doch niemandem etwas davon sagen. Ihre Eltern werden sie wieder misshandeln, wenn sie sie finden.« Kemal zögerte. »Vielleicht sogar umbringen.«
    »Und?«, fragte Birk Larsen. Er schwang den Vorschlaghammer hin und her, wie ein Uhrpendel, das langsam zum Stillstand kommt.
    »Ich hatte Angst, sie würden sie verfolgen. Sie war von zu Hause weggelaufen.«
    Skærbæk öffnete die Augen, sah ihn an. »So redet einer, der sich sein eigenes Grab schaufelt«, sagte er.
    »Warum ruft sie nicht zurück?«, fragte Birk Larsen.
    »Ich weiß es nicht! Wie soll ich das wissen? Nanna hat mir nur die Bücher zurückgebracht. Das war das Letzte, was ich von ihr gesehen habe …«
    »Maul halten!«, schrie Skærbæk und versetzte ihm einen Schlag auf den Kopf.
    »Es gibt gar kein Mädchen«, sagte Birk Larsen. »Du lügst.«
    »Nein! Ich hab ihr eine Nachricht hinterlassen. Sie ruft bestimmt gleich an.«
    »Wie lange dauert das denn noch?«, stöhnte Skærbæk.
    Da klingelte das Handy. Kemal sah gespannt auf das Display. Ein Name: Leyla . Eine Nummer. Er meldete sich, stand auf, zeigte sie ihnen. Birk Larsen kam heran, nahm ihm das Telefon ab. Meldete sich.
    Eine Stimme.
    Gab Kemal das Handy zurück. Tippte auf die Freisprechtaste. Alle drei horchten.
    »Leyla? Hier ist Rama.«
    »Rama?« Es klang verschlafen. »Du bist das?«
    »Hab keine Angst«, sagte er. »Dir passiert nichts.« Er räusperte sich. »Ich brauche jetzt dringend deine Hilfe, Leyla. Du musst erzählen, was an dem Freitag war, als du zu mir gekommen bist.«
    Schweigen.
    »Hallo?«, sagte Rama.
    »Von wo rufst du an?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle. Erinnerst du dich an das Mädchen, das du bei mir gesehen hast? Das Mädchen aus meiner Schule? Ihr Vater ist bei mir. Du musst ihm sagen, was war. Sag ihm, dass sie mir Bücher gebracht hat …«
    »Bete ihr doch nicht vor, was sie sagen soll, du Idiot!«, rief Skærbæk.
    Das Mädchen begann Arabisch zu sprechen. Kemal antwortete ebenso.
    »Hey! Hey, Bin Laden!«, schrie Skærbæk. »Wir sind hier in Dänemark. Sprich Dänisch. Kapiert?«
    Birk Larsen griff sich das Handy, hielt es ans Ohr.
    Sagte: »Hallo? Hallo?«
    Bekam keine Antwort. Sah Kemal an, die Augen hell im Halbdunkel. Ein Moment. Eine Entscheidung. Der Lehrer rannte hinter die Hecktür des Transporters. Skærbæk schrie etwas und setzte ihm nach. Kemal schlug ihm die rote Tür ins Gesicht, schnappte sich Skærbæks Spitzhacke und rammte Birk Larsen den Griff in die Brust, als der große Mann auf ihn zukam. Rannte um sein Leben. Keuchend. Oben flogen Tauben auf. Spürte, wie seine Beine unter ihm weggerissen wurden. Auf dem Boden, schwer atmend. Über ihm im bleichen Neonlicht hob Birk Larsen den Vorschlaghammer, holte langsam und zielbewusst aus.
    Sie saß Meyer im schwachen Licht des Büros gegenüber.
    »Pernille«, sagte er, »Sie müssen uns helfen. Kemal hat Ihre Tochter nicht umgebracht. Er hatte nichts damit zu tun. Aber Theis hat ihn gekidnappt. Verstehen Sie …?«
    »Nein!«, schrie sie. »Ich verstehe gar nichts! Zuerst ist es dieser Schandorff. Dann ist es der Lehrer. Ich versteh’s nicht!«
    »Wenn Theis Kemal was antut, wandert er ins Gefängnis. Verstehen Sie das?«
    Sie schwieg einen Moment.
    »Theis würde ihm nichts tun.«
    »Nein?«
    Er nahm die Fotos aus der Akte, die auf dem Schreibtisch lag. Die blutverschmierte Leiche in Christiania.
    »Vor zwanzig Jahren wurde ein Drogendealer umgebracht.«
    Sie sah sich die grausigen Bilder an. Verzog keine Miene.
    »Man war sich ziemlich sicher, dass Theis der Täter war.« Meyer sah sie an. »Das muss um die Zeit gewesen sein, als Sie mit ihm zusammenkamen. Haben Sie denn nicht gemerkt …?«
    »In unserer Jugend sind wir alle anders«, sagte sie. »Aber dann lassen wir das hinter uns.«
    Sie starrte ihn an.
    »Sie nicht?«
    »Kann sein. Aber jetzt ist jetzt, und er ist dabei, eine Riesendummheit zu

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