Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
doch absurd. Ich arbeite seit zwanzig Jahren für diese Partei. So lange wie du, Troels. Ich habe nur im Interesse der Partei gehandelt.«
»Du warst bei Bremer, Henrik. Du hast ihm ein Bündnis vorgeschlagen.«
Röte überzog Bigums knochiges, asketisches Gesicht.
»Ich wollte nur mal vorfühlen. Mehr nicht. Wir können keinen klaren Sieg erwarten. Da braucht es Kompromisse …«
»Wofür entscheidest du dich, Henrik? Rücktritt oder Abstimmung?«
Bigum sah in die Runde. Niemand erwiderte seinen Blick. Nicht einmal Padde.
»Verstehe.«
Er stand auf, beugte sich über den Tisch, schaute Hartmann böse an und sagte: »Leck mich, Troels. Du wirst hier nie OB. Dazu hast du nicht das … das …«
»Zeug?«, schlug Hartmann vor.
Rie Skovgaard öffnete mit einem strahlenden Lächeln die Tür.
»Leckt mich doch alle«, murmelte Bigum im Hinausgehen.
Hartmann verschränkte die Arme und lehnte sich zurück.
Schließlich sagte Knud Padde: »Tja, das war’s dann wohl. Als Diskussionsleiter möchte ich hiermit Troels das Wort erteilen.«
Hartmann nahm die Thermoskanne und schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein.
»Das gilt auch für dich, Knud. Du kannst gehen.«
Padde lachte wie ein nervöses Kind.
»Was soll das, Troels? Ich weiß, ich hab Mist gebaut. Aber ich habe hart für die Partei gearbeitet. Ich bin ein loyaler …«
Hartmann trank von seinem Kaffee.
»Du bist raus«, sagte er, mehr nicht.
Niemand sah ihn an. Niemand sagte etwas. Skovgaard, noch immer lächelnd, hielt erneut die Tür auf.
»Deswegen hast du mich herzitiert?«, sagte Padde. »Um mich zu demütigen?«
»Knud!«, rief Skovgaard und klopfte mit den Knöcheln an die Tür. »Wir wollen mit der Sitzung anfangen. Also bitte …«
Er murmelte den ersten Fluch, den Hartmann je von ihm gehört hatte, und verließ in seinem Watschelgang den Raum.
»Gut«, sagte Hartmann vergnügt. »Dann kann’s jetzt losgehen.«
Er strahlte alle reihum an. Jetzt gehörten sie ihm. Nur ihm.
»Elisabet, du übernimmst die Diskussionsleitung. Okay?«
Sie nickte, lächelte.
»Aber erst möchte ich euch noch jemanden vorstellen.«
»Sanjay? Deepika?«, rief Skovgaard in den Flur hinaus. »Kommt ihr bitte?«
Ein junger Mann und eine junge Frau. Asiaten. Schick gekleidet, professionell. Direkt aus dem Integrationsvorbilder-Programm.
»Ihr kennt Sanjay und Deepika vielleicht aus unserer Jugendorganisation«, erklärte Hartmann. »Nehmt doch Platz. Willkommen. Die beiden sind die neuen Mitglieder unseres Fraktionsausschusses.«
Er schwieg einen Moment, dann fragte er: »Gibt’s noch Fragen?«
Es gab keine.
Während der Sitzung kam Hartmann heraus und bat um Fotokopien. Morten Weber und Rie Skovgaard standen am Kopierer und zankten sich mal wieder.
»Wieso hast du mir nicht gesagt, dass in der Sitzung Köpfe rollen würden?«, beklagte sich Weber.
»Das hätte dir nicht gefallen.«
»Das ist kein guter Zeitpunkt, um Leute rauszuschmeißen.«
»Sie haben’s drauf angelegt, Morten«, sagte Skovgaard. »Wir können doch eine falsche Schlange wie Bigum nicht bei uns dulden.«
»Und Knud?«, fragte Weber. »Was hat er anderes getan als sonst auch? Er hängt sein Mäntelchen doch immer nach dem Wind.«
»Knud war eine Warnung an die anderen«, antwortete Hartmann.
Weber öffnete in gespielter Überraschung den Mund.
»Eine Warnung? Und das aus dem Mund des heiligen Troels? Seit wann wetzt du nachts die Messer?«
»Seit ich Poul Bremer zu Fall bringen will. Die beiden sind raus, fertig.«
Er klatschte einige Unterlagen auf den Kopierer.
»Ich brauch Kopien davon und auch noch Kaffee.«
»Hol dir deinen verdammten Kaffee selbst! Bigum wird das nicht einfach hinnehmen. Er wird dir in der Partei die Hölle heißmachen.«
»Hör zu, Morten«, sagte Hartmann. »Wir waren viel zu lange viel zu nett. Zu defensiv. Es musste was passieren. Ich musste Stärke zeigen.«
»Schon gut. Ich hoffe, du hast mit Kirsten Eller darüber gesprochen. Bigum stand ihr nahe, falls du das nicht wusstest.«
Keine Antwort.
»Aha«, versetzte Weber. »Du wusstest es also nicht. Hättest du mich gefragt …«
Hartmann hatte Mühe, ruhig zu bleiben. »Um Kirsten kümmere ich mich. Mach dir darüber keine Sorgen.«
»Das Problem«, sagte der Filialleiter der Bank, »ist, dass Sie Kosten für Ihre Wohnung und für das Haus haben.«
Er war gekommen, um mit ihr zu sprechen. Saß im Büro, das Gesicht eine Mischung aus Verlegenheit und Ärger. Warum jetzt, hätte sie ihn am
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