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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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trällernden Tonfall, den sie beliebig an- und abschalten konnte. »Wenn du meinst.«
    Dann war sie weg. Die Männer sahen Meyer an. Er warf dem Nächststehenden seinen Helm zu.
    »Ihr wisst ja, was zu tun ist«, sagte er.
    »Musst du weg?«, fragte der Mann.
    »Ich bin im Präsidium, falls ihr mich braucht.«
    Die Tage wurden kürzer. Schon vor halb fünf war es dunkel. Pernille Birk Larsen saß allein im Büro und wimmelte Anrufer ab – verärgerte Kunden, die Medien, Fremde mit seltsamen Hilfsangeboten. Der Banker hatte telefonisch um weitere Informationen gebeten, und so hatte sie den Schlüssel zu der Schublade mit Theis’ privaten Unterlagen suchen und zwischen seinen Papieren nach den fehlenden Kontoauszügen kramen müssen. Dabei war sie auf ein Foto gestoßen: Theis und Nanna. Vermutlich vor ein paar Wochen aufgenommen. Er hatte seine schwarze Wollmütze auf und zeigte das offene Lächeln, das sie so liebte. Nanna war schön. Sie hatte ihrem Vater den Arm um die Schultern gelegt, als wollte sie ihn beschützen. Nicht umgekehrt. Wie es sein sollte. Pernille drehte das Foto um. Hab dich lieb! , stand in Nannas Schrift auf der Rückseite.
    Pernille hatte das Bild noch nie gesehen. Wieder ein Geheimnis von Nanna. Und ihrem Vater. Nanna hatte immer irgendwo herumgekramt, wo sie nicht sein durfte. Hatte Sachen von Pernille angezogen, ohne zu fragen. Anderer Leute Schubladen nach Dingen durchwühlt, die sie vielleicht gebrauchen konnte. Ab und zu war es deswegen zum Streit gekommen. Aber nie ernsthaft. Das hatte es bei ihnen nicht gegeben. Jetzt fragte sich Pernille, ob zwischen ihnen und Nanna überhaupt jemals eine wirkliche Verbindung bestanden hatte. Vielleicht kam das von der unvermeidlichen Distanz, die ihr Tod mit sich brachte. Vielleicht …
    Nanna war ein neugieriges Kind gewesen. Vielleicht hatte auch sie sich hier unten Theis’ private Unterlagen angesehen. Das hätte ihm nicht gefallen, dachte Pernille. Es gab Dinge, die er lieber für sich behielt. Das hatte sie am Abend zuvor gesehen. Ein Hüne, brutal, einen Vorschlaghammer über einer blutenden Gestalt am Boden jenes abgelegenen Lagerhauses schwingend. Der Mann, den sie liebte, einer, den sie in diesem Moment kaum wiedererkannt hatte. Ein Geräusch ließ sie zusammenfahren. Vagn Skærbæk kam aus dem Dunkel der Garage hervor. Er wirkte schuldbewusst und mied ihren Blick. Er hatte eine Wunde und Blutergüsse im Gesicht.
    »Hallo«, sagte er.
    Sie legte das Foto weg, sah zu ihm auf. Wusste nichts zu sagen. In seiner roten Latzhose und der schwarzen Mütze stand er schief da. Der kleine Bruder. Sie hatten sich schon gekannt, bevor sie Theis kennenlernte. Bevor sie das Risiko einging, den Kick spürte, mit einem Mann wie ihm zusammen zu sein. Die silberne Kette glitzerte an Vagns Hals.
    »Das Ganze war meine Idee«, sagte Skærbæk. »Meine Schuld. Nicht seine.«
    Pernille schloss für einen Moment die Augen, kramte dann wieder in den Papieren.
    »Ist er immer noch drin?«, fragte Skærbæk.
    Ein Stapel Rechnungen. Kontoauszüge in roter Schrift. Sie zog eine Schublade auf und schob alles hinein.
    »Darum kann ich mich doch kümmern, Pernille. Lass mich dir helfen. In der Firma, mit den Jungs. Ich tu, was ich kann. Ich …«
    Noch mehr Unterlagen. Noch mehr Rechnungen. Als würden sie sich vor ihren Augen vermehren.
    »Ich möchte nur helfen.«
    Pernille trat vor ihn hin und schlug ihm ins Gesicht. Mit aller Kraft. Er zuckte nicht zurück. Legte nur die Hand an seine Wange. Die Wunde war von dem Schlag wieder aufgeplatzt. Er wischte sich das Blut ab.
    »Wie konntet ihr nur?«, fragte sie. »Wie konntet ihr das tun?«
    Er wischte noch einmal über die Wunde, sah sie seltsam an.
    »Theis dachte, er tut das für dich.«
    »Für mich?«
    »Wenn er’s gewesen wäre, Pernille. Wenn es der Lehrer gewesen wäre. Was wäre Theis dann jetzt? Dein Held? Oder ein Idiot?«
    Sie holte von neuem aus. Er rührte sich nicht.
    »Ich hätte ihm nichts sagen sollen. Ich hab versucht, ihn zu bremsen. Als ich das gesehen hab. Ohne mich wär Kemal jetzt tot.«
    »Hör auf.«
    Er nickte. Ging zum Schreibtisch. Sah die Aufträge durch.
    Sie musste ihn fragen: »Vagn. Damals. Vor zwanzig Jahren. Bevor ich ihn kennengelernt habe.«
    »Ja?«
    »Wie war er da?«
    Er überlegte.
    »Unfertig. Abwartend. Noch nicht erwachsen. Wie wir alle.«
    »Die Polizei hat mir Fotos gezeigt.«
    »Was für Fotos?«
    »Von einem Mann, der ermordet wurde. Einem Drogendealer.«
    »So?«
    »Was war

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