Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Mann.«
»Was für einem Mann?«
»Einem, den sie dort kennengelernt hatte. Ich weiß nicht, wer’s war. Das wollte sie nicht sagen.«
»Hat er ihr Geld gegeben?«
Lotte wich ihrem Blick wieder aus.
»Warum fragst du das?«
»Sag’s mir einfach. Hat er ihr Geld gegeben?«
»Ich glaub nicht. So was war das nicht. Sie kam dann immer öfter zu spät zur Arbeit. Und eines Tages kam sie gar nicht mehr. Ich hab mir Sorgen gemacht.«
Pernille wusste, was jetzt kommen würde, musste es sich anhören.
»Da hab ich Theis angerufen. Es tut mir leid. Wir haben sie in einem Hotelzimmer gefunden. Total betrunken. Du warst damals mit den Jungs auf diesem Schulausflug. Sie hat versprochen, sich nicht mehr mit dem Mann zu treffen. Sie hat es Theis versprochen.«
Pernille lachte bei der Vorstellung, lachte und hielt sich den Kopf, ließ die Tränen ihre hellen Augen überfluten.
»Es tut mir leid«, sagte Lotte noch einmal.
Pernille ging zu ihr, nahm ihr die Handtücher und die Gummiente ab.
»Du gehst jetzt besser«, sagte sie.
»Pernille …«
»Du gehst jetzt besser.«
Die Podiumsdiskussion fand im Black Diamond statt, dem Glaskubus am Wasser, der die Dänische Königliche Bibliothek beherbergt.
Der Fall Nanna Birk Larsen verfolgte Hartmann noch immer. Rie Skovgaard und Morten Weber hatten sich im Auto über kaum etwas anderes gezankt.
»Lund meint, der Wagen ist zum Rathaus zurückgefahren worden«, sagte Hartmann. »Aber warum? Warum sollte ihn jemand zurückbringen?«
»Wenn das irgendwie wichtig wäre«, warf Skovgaard ein, »dann hätten wir schon was davon gehört. Lund ist aus dem Fall raus. Das hab ich dir doch gesagt.«
»Also deswegen war die Polizei in der Tiefgarage?«, fragte Weber.
»Und was hat sie da gemacht?«, wollte Hartmann wissen.
Weber zuckte die Schultern.
»Keine Ahnung. Was die Polizei eben so macht.«
Sie stiegen aus, betraten das Gebäude.
»Das hier ist eine öffentliche Veranstaltung«, sagte Skovgaard. »Bitte lächeln.«
Er war nicht in der Stimmung.
»Warum hat sie nach Holck gefragt?«
Auf die Rolltreppe, in das Gewühl hinauf.
»Das einzig Wichtige ist, ob Holck sich uns anschließt oder nicht«, sagte Skovgaard.
»Nein«, beharrte Hartmann. »Wir müssen wissen, was da los ist. Ich will den ganzen Mist nicht nochmal erleben.«
»Der Mist kam von Lund!«, fuhr sie ihn an. »Und Lund ist weg vom Fenster. Konzentrier dich jetzt auf die Diskussion. Das ist wichtig.«
»Ich muss es aber wissen!«
»Mein Gott, Troels …«, murmelte Skovgaard und ging voraus.
Weber schaute ihr nach, sah Hartmann an.
»Da muss ich ihr ausnahmsweise einmal recht geben. Denk jetzt nur an die Diskussion. Um alles andere kümmern wir uns später.«
Die beiden gingen in den Zuschauerraum, und Weber schleppte seine Aktentasche auf das Podium. Bremer war schon da. Wie aus dem Ei gepellt. Lächelnd, wie immer. Leicht schwitzend unter den Scheinwerfern.
»Willkommen, Troels«, sagte er und schüttelte Hartmann die Hand. »Du hast im Trüben gefischt, wie ich höre. Hast du was gefangen?«
Er lachte. Schlug Hartmann kräftig auf die Schulter. Winkte erst dem Publikum zu, dann einzelnen Zuhörern, die er kennen mochte oder auch nicht. Die Tricks und Angewohnheiten eines Politikers. Troels Hartmann hatte sie auch gelernt, größtenteils von Bremer. Konnte sie genauso einsetzen. Andererseits … Ein Mann in einem zerknitterten schwarzen Anzug betrat von rechts das Podium. Bremer sprang auf, nahm Jens Holck bei der Hand und sagte betont: »Guten Abend, alter Freund. Setz dich zu mir, Jens … nimm Platz.«
Er rückte einen Stuhl heran. Holck sah ihn an.
»Nein danke.«
Ging weiter, auf den leeren Platz neben Hartmann zu.
»Ich hab nachgedacht … Ist der noch frei?«
»Wenn du ihn willst, Jens.«
»Ja.« Holck setzte sich.
Die Grønningen verlief fünfhundert Meter am Gelände der Festung Kastellet entlang. Nur auf einer Seite standen Apartmenthäuser. Nannas Ruko-Schlüssel passten zu keiner der Haustüren. Nachdem Lund eine halbe Stunde damit vertan hatte, jedes einzelne Schloss auszuprobieren, versuchte sie es in der kurzen Straße südlich davon, der Esplanaden. Nichts. Sie rief Meyer an.
»Ich brauch deine Hilfe«, sagte sie.
»Du hast dich geirrt, was Holck angeht. Er ist an dem Abend mit seinem eigenen Auto weggefahren.«
»Habt ihr überprüft, ob irgendwelche Parteimitglieder eine Wohnung in der Grønningen haben?«
»Ja, haben wir. Fehlanzeige. Und es wohnen auch keine
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