Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Schriftstücke herum. Ausschussprotokolle, juristische Dokumente, Korrespondenz.
»Kontaktieren wir nochmal die Polizei und fragen nach dem neuesten Stand. Rie?«
Sie nickte verdrossen.
»Gebt eine Pressemitteilung heraus, dass wir, was Bremer angeht, bei unserer Haltung bleiben. Unterstreicht, dass ich in jeder Hinsicht entlastet wurde.«
»Hoffentlich nimmt uns die Öffentlichkeit das ab«, grummelte Weber.
»Was hat Bremer zu dir gesagt, Troels?«, wollte Skovgaard wissen.
»Er hat mir vorgeworfen, ich hätte Details in dem Fall vertuscht.«
»Was für Details?«
»Das Überwachungsband. Die Parteiwohnung. Er denkt anscheinend, wir hätten die Informationen über Gert Stokke auf eine linke Tour bekommen.«
Skovgaard sagte nichts. Weber schaute auf sein Handy.
»Tut mir leid, an so einem Tag noch eine Hiobsbotschaft überbringen zu müssen«, sagt er, »aber dieser Schleimer Erik Salin wartet draußen auf dich. Er sagt, er muss mit dir reden. Es ist wichtig.«
»Für ihn oder für mich?«
»Wahrscheinlich für ihn. Lass ihn einfach …«
Hartmann ging ins Hauptbüro. Erik Salin saß auf dem Sofa. Er hatte sich ein Glas Wein eingeschenkt. Er arbeitete inzwischen an Spezialprojekten für eine der Tageszeitungen. Behauptete er jedenfalls.
»Und was bedeutet das?«, fragte Hartmann.
»Im Moment, dass es um dich geht.«
Hartmann lehnte sich auf dem Ledersofa zurück.
»Es ist nur so«, sagte Salin und holte sein Notizbuch hervor, »dass mir da einiges nicht klar ist. Zum Beispiel das Überwachungsband.«
»Hast du mit Bremer geredet?«
»Ich rede mit vielen Leuten. Das ist mein Job. Ich will das nur auf die Reihe kriegen. War es nicht günstig für dich, dass das Band verschwunden ist? Man sieht darauf, wie du dir den Autoschlüssel nimmst.«
»Aber auch Holck mit dem Mädchen ist drauf. Also hat’s ihm doch mehr genützt als mir, nein?«
»Mag sein. Aber Holck war tot, als das Band aufgetaucht ist.« Ein dünnes, sarkastisches Lächeln. »Viel hat’s ihm also nicht mehr genützt, hab ich recht?«
»Erik …«
»Und die Parteiwohnung ist über eine Woche lang unbenutzt geblieben. Stimmt das?«
»Ja, scheint so. Ich führe einen Wahlkampf. Kein Maklerbüro.«
Salin tat überrascht.
»Du führst die Liberale Fraktion, stimmt’s? In dem Zeitraum hattet ihr massenweise Meetings. Und habt nie die Wohnung benutzt. Findest du das nicht seltsam?«
»Eigentlich nicht. Wir halten unsere Meetings hier ab. Im Wahlkampfbüro.«
»Natürlich.« Salin lächelte ihn an. »Tut mir leid, dich mit all dem Kram zu belästigen. Neuer Redakteur. Und du kriegst den ganzen Druck ab.«
»Dir ist doch klar, Erik, dass die Polizei mich von jedem Verdacht entlastet hat?«
»Ja, das weiß ich. Trotzdem muss ich nachhaken. Bei all dem, was so rumerzählt wird. Zum Beispiel die Gerüchte über Rie Skovgaard.«
Hartmann schwieg.
»Sind dir bestimmt auch zu Ohren gekommen, oder, Troels? Angeblich hat sie den Hinweis auf Stokke dadurch bekommen, dass sie für Bremers Presseonkel Bressau die Beine breitgemacht hat.«
Er suchte in seinen Unterlagen, fand ein Foto, das Bressau mit Bremer zeigte. Legte es Hartmann hin.
»Ich kann’s ihm nicht mal verdenken. Skovgaard ist heiß, auf eine …« Er kratzte sich die Glatze. »… eine kühle Art.«
Er grinste.
»Es heißt, sie ist an dem Abend, als sie dich auf freien Fuß gesetzt haben, in ein Hotel gegangen. Hat ein bisschen Bettgeflüster mit ihm gemacht. Und er hat sich dafür erkenntlich gezeigt. Wenn das stimmt, ist Bressau natürlich erledigt. Wird sich weisen. Manche finden, ich betreibe ein schmieriges Geschäft. Dabei ist es auch nicht viel anders als deins, oder?«
Hartmann ließ sich Zeit mit seiner Antwort.
»Ich weiß, du und deinesgleichen denkt, mein Privatleben gehört euch. Aber wenn du auch noch meine Mitarbeiter bespitzelst, gehst du eindeutig zu weit.«
Er erhob sich.
»Ich will dich hier nicht mehr sehen.«
Salin packte seine Sachen zusammen.
»Du begibst dich unter die Augen der Öffentlichkeit, Troels. Dann musst du dir auch gefallen lassen, dass man ein bisschen genauer hinsieht.« Wieder das höhnische Grinsen. »Die Menschen haben ein Recht darauf zu wissen, wen sie wählen. Wer der Kandidat wirklich ist. Abgesehen von dem hübschen Gesicht auf den Plakaten. Und dem Scheiß, den deine Presseabteilung verbreitet.«
»Gute Nacht.«
»Trotzdem, wenn sie bereit ist, für ihren Liebsten so weit zu gehen, kann man schon ins Grübeln kommen.«
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