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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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noch nicht da war. Spielzeug und Möbel. Betten und Kochplatten, Toiletten und Kühlschränke. Es war ein graues, kaltes Haus, und er fand es abscheulich.
    »Das Haus ist blöd«, sagte Anton.
    Sein Vater lief rot an vor Wut, wie so oft.
    »Findest du?«
    »Ich will hier nicht wohnen.«
    »Aber du wirst es müssen.«
    Der Junge ging zur Treppe, fand einen Lichtschalter, schaute hinunter. Ein Keller. Das war etwas Neues. Eine Stimme von hinten.
    »Lass ihn, Theis.«
    Er stieg die Treppe hinunter. Sah sich um.
    Seine Mutter rief: »Emil. Komm und schau dir dein Zimmer an. Es ist schön.«
    Fußgetrappel auf den Holzdielen oben. Drei Stockwerke und ein Kellergeschoss. Zu Hause reichten ein Stockwerk und eine Garage. Trübes Licht von einer Straßenlampe fiel durch zwei kleine, blaugefärbte Fensterscheiben. Hell genug, um zu sehen, dass überall Gerümpel herumlag. Wahrscheinlich gab es auch Ratten. Im Dunkeln lauerten unbekannte Sachen.
    Ein Grill. Er strich über den Deckel. Betrachtete die Spur, die sein Finger im Staub hinterließ. Ein Fußball, weiß mit schwarzen Sechsecken, in einer Schachtel verstaut. Anton nahm ihn heraus und kickte ihn weg. Sah zu, wie er von den kahlen grauen Wänden abprallte. Zielte auf die Werkzeuge, kickte ihn wieder von einer Wand gegen die andere. Ein lautes metallisches Scheppern. Er schaute nach oben. Er konnte die verärgerte Miene seines Vaters förmlich sehen.
    Nicht anfassen. Keine Unordnung machen. Nicht herumfummeln. Nicht stören. Am besten gar nichts machen, weil es sowieso was Falsches ist.
    Er ging zu dem Ball hinüber, trat leise auf, damit ihn niemand hörte. Was da so gescheppert hatte, war ein verrostetes Blech, das von der Wand abgefallen war. Das blaue Licht aus dem kleinen Fenster fiel direkt darauf. Rohre, Absperrhähne und der untere Teil von einem Gerät, einem Boiler vielleicht. Noch etwas anderes. Klein, aus Pappe. Weinrot mit einem goldenen Wappen darauf. Er nahm es in die Hand, machte es auf.
    Nanna, lächelnd.
    Schüttelte es ein bisschen, als er das Blut sah, angetrocknet, wie eine rote Pfütze in der Ecke. Dachte an seinen Vater direkt über ihm. Was er sagen würde. Was er in seiner Wut tun konnte. Betrachtete das Foto.
    Nanna, lächelnd.
    »Anton!«
    Die tiefe Stimme war laut. Fast ärgerlich.
    »Wir gehen Pizza holen. Hast du Hunger oder nicht?«
    Keine Unordnung machen. Nicht hinsehen. Überhaupt nichts machen.
    Es war Nannas Pass. Er wusste, wie die aussahen, weil sie ihm vor langer Zeit das Ding gezeigt hatte, das er jetzt verdreckt und blutbefleckt in den zitternden Händen hielt. Er hatte schwören müssen, niemandem etwas davon zu erzählen, vor allem nicht dem Plappermaul Emil.
    »Anton!«
    Schon richtig ärgerlich. Er legte den Pass unter die Rohre zurück, hob vorsichtig die Blechtür auf und stellte sie wieder vor die Öffnung, alles, ohne ein Geräusch zu machen. Dann ging er hinauf, sah seinen Vater an, der mit den Füßen stampfte, immer wütender wurde.
    »Das Haus ist blöd«, sagte Anton noch einmal.
    Martin Frevert wollte sich mit seinem Bruder auf einem russischen Küstendampfer treffen, der an einem der hintersten Piers im weitläufigen Handelshafen im Norden der Stadt festgemacht hatte. Lund ließ sich von Svendsen hinfahren und erteilte unterwegs Anweisungen. Niemand sollte sich nähern, bevor sie da war. Polizeiboote sollten unauffällig bereitliegen. Der Pier war dunkel und verlassen. Ein einziges Schiff lag am äußersten Ende. Alt, rot, ramponiert. Am Bug der Name Alexa .
    Drei zivile Fahrzeuge waren bereits da. Scheinwerfer aus. Nichts, was Aufmerksamkeit erregen konnte. Der Leiter des Sondereinsatzkommandos, in Schwarz, mit einer Maschinenpistole unter dem Arm, ging ihr entgegen.
    »Wir haben den Leihwagen«, sagte er. »Er steht hinter einem der Container. Nichts drin. An Bord haben wir Licht gesehen. Er muss noch da sein.«
    Lund sah sich um.
    »Gut«, sagte sie. »Ich will nicht, dass das in eine wilde Schießerei ausartet. Ich muss mit dem Mann reden.«
    Der Mann schien für einen regelrechten Kriegseinsatz gerüstet.
    »Das ist mein Ernst.«
    »Ist mir klar.«
    »Ich gehe allein rein und versuche mit ihm zu sprechen.«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben mich schon verstanden. Wenn er zu fliehen versucht, nehmen Sie ihn in Gewahrsam. Von hier kommt er nicht weg.«
    Sie sah sich um. Alles dunkel und still. Der SEK-Mann klang vernünftig. Alles unter Kontrolle. Sie ging auf die Eisentreppe an der Bordwand des Schiffs zu. Lichter von

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