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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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ordentliche, manikürte, perfekt funktionierende Marionette verwandelte sich schlagartig in einen tobenden Wahnsinnigen, der den kleinen Weber mit sich überschlagender Stimme anfuhr.
    »Gibt es verdammt nochmal in diesem Scheißbüro nicht wenigstens einen, der tut, was ich sage?«
    Morten Weber bedachte ihn mit einem Blick, den er noch nie bei ihm gesehen hatte.
    »Doch, natürlich, Troels. Ich wollte nur …«
    Hartmann schmetterte den Kognakschwenker mit solcher Wucht gegen das Fenster, dass eine Scheibe zu Bruch ging. Kalte Winterluft strich ihm über die Haut. Man konnte sich überall abreagieren. Im Suff. In hektischer Aktivität. Im Sinnesrausch der Liebe. Doch das Ergebnis war immer dasselbe: ein Absturz ins Bodenlose, ins Nichts.
    »Entschuldige«, sagte er mit seiner normalen, ruhigen Stimme. »Ich hatte nur gedacht, dass sie …«
    Er kickte die Glasscherben weg.
    »Ich dachte, dass sie mich wollte. Und nicht …« Er schaute auf das Plakat, von dem sein junges Gesicht herablächelte. »… den da.«
    »Aber die wollen alle nur den«, sagte Weber mit leiser, trauriger Stimme. »Das ist Politik. Da geht’s nicht um reale Menschen. Die Leute wollen Galionsfiguren. Ikonen, deren Aufstieg und Fall sie beobachten können, um dann zu sagen … Hey, die machen das doch alle nur für sich selbst. Genau wie wir. Schwach, menschlich, niederträchtig. Das ist das Spiel, das wir alle spielen.«
    »Sag der Polizei Bescheid über die Wohnung. Das Video. Wir haben der Behinderung strafrechtlicher Ermittlungen Vorschub geleistet. Brix soll entscheiden, was zu tun ist.«
    »Jetzt? Zu spät! Du willst doch Bremer besuchen. Da könntest du doch … Ach, ich weiß nicht. Lass mir ein bisschen Zeit. Vielleicht finde ich eine Möglichkeit, die für uns alle funktioniert.«
    »Es kann nicht funktionieren …«
    »Troels, wenn wir zur Polizei gehen, bist du erledigt. Dann gibt es kein strahlendes Comeback mehr für dich. Dann bist du mausetot.«
    Hartmann sah ihn finster an.
    »Ruf die Polizei an!«, befahl er. »Du kannst da nichts mehr flicken.«
    Jansen hatte ein Drittel der Dielen herausgerissen. Lund besah sich den Betonboden darunter. Beide waren voller Sägemehl, Gips und Holzspäne. Lund kniete nieder und legte die Wange an den kalten Boden unter den Dielen.
    »Gib mir mal die Handlampe.«
    Sie hielt die helle Glühbirne an den Balken und spähte in den Teil, der von der Wand wegführte.
    »Ich glaube, die haben diesen Teil als Ersten gemacht«, sagte sie in den Hohlraum hinein. »Wo bleibt bloß Brix mit seinen Leuten?«
    Sie streckte die Hand aus.
    »Hammer.«
    Jansen reichte ihn ihr. Sie klemmte den klauenförmigen Hammerkopf unter das Brett und hebelte es ab. Jansen setzte die Brechstange an. Noch eine Reihe von Vagn Skærbæks sorgfältig verlegten nagelneuen Dielen hob sich von der Unterlage ab.
    »Kannst du was sehen?«, fragte er.
    »Bestimmt hat er die Dielen nicht auf dem dreckigen Boden verlegt, sondern den Boden vorher gesäubert. Gebleicht. Ich glaub, es ist auch an den Wänden.«
    Sie stand auf. Der weiß-schwarze Pullover war verdreckt und voller Sägemehl. Draußen ein Licht. Sich nähernde Scheinwerfer durch das schmale blaue Fenster.
    »Wurde auch Zeit«, sagte Lund. »Reiß die übrigen Dielen raus, und dann sehen wir uns die Sache genau an.«
    Sie ging hinauf. Brix stand an seinem schwarzen Volvo.
    »Habt ihr Skærbæk abgeholt?«, fragte sie.
    »Nein.«
    Sie zog ihre Jacke an. Sah sich um.
    »Wo ist der neue Mann?«
    Bülow kam von links auf sie zu. Rechts von ihr stieg Svendsen aus seinem Wagen. Er wirkte glücklicher, als sie ihn je erlebt hatte.
    »Sie Idiot«, zischte sie Brix an.
    »Er macht nur seine Arbeit«, sagte Bülow. »Sie hätten Ihre auch machen sollen.«
    Brix sah sie an, zuckte die Schultern.
    »In dem Keller ist nichts, Lund. Da waren wir schon.«
    »Aber da habt ihr nach Frevert gesucht. Und nicht nach Nanna.«
    Svendsen kam heran, packte sie am Arm und sagte: »Du bist festgenommen.«
    Sie riss sich los, baute sich vor Brix auf.
    »Frevert hat an dem Freitagabend bei Birk Larsen angerufen, um ihm zu sagen, dass er Nanna mit dem Taxi gefahren hatte und dass sie wegwollte, irgendwohin ins Ausland. Der Anruf wurde aber zu Vagn Skærbæk umgeleitet.«
    Svendsen wollte sie wieder an den Armen packen.
    »Hände weg!«, schrie Lund ihn an. »Brix! Hören Sie zu. Skærbæk ist in die Parteiwohnung gefahren. Dort hat er die Schlüssel zu dem Wagen genommen, den Hartmann benutzt hatte.

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