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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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das Telefon nach oben um.
    Rie Skovgaard war wieder bester Laune und zeigte ihm die neuesten Umfrageergebnisse. Es lief so, wie Weber vorhergesagt hatte. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen, und Hartmann hatte die Nase vorn. Bremers Erkrankung hatte Mitgefühl geweckt, ihm aber nicht geholfen, sondern im Gegenteil Hartmanns Chancen eher verbessert.
    »Ich hab mit einem Freund bei der Polizei geredet«, sagte Skovgaard. »Da tut sich was. Aber es betrifft uns nicht.«
    Hartmann nahm eine Karaffe mit Kognak, schenkte sich ein Glas ein, sagte nichts.
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Der ganze Blödsinn, mit dem Salin hausieren gegangen ist. Es ist einfach …«
    Er sah sie unverwandt an.
    »Alles heiße Luft«, sagte sie fast im Flüsterton. »Können wir unter vier Augen reden, Troels?«
    Weber wollte aufstehen.
    »Morten bleibt«, sagte Hartmann.
    Der Kognak war alt und teuer. Feuer in der Kehle, im Kopf.
    »Tut mir leid«, sagte sie, »wenn du das Gefühl hast, ich hätte dich irgendwie im Stich gelassen.«
    Hartmann trank noch einen Schluck und dachte an die Nacht in der Store Kongensgade. Damals hatte er sich ganz ähnlich gefühlt. Als ob nichts wirklich wichtig wäre. Als ob er sich rasend schnell einem Schicksal näherte, über das er keine Kontrolle hatte.
    »Ich stelle dich vor die Wahl, Rie. Entweder du sagst mir die Wahrheit über das Video, über die Wohnung, und wir gehen zur Polizei. Oder du ziehst die Konsequenzen.«
    Skovgaard starrte ihn kopfschüttelnd an.
    Morten Weber fühlte sich sichtlich unbehaglich. »Was zum …«, sagte er.
    »Das ist meine Sache«, unterbrach sie ihn. »Wovon redest du da, Troels?«
    »Lüg mich nicht weiter an. Ich weiß alles. Du hast an dem Abend nach mir gesucht. Du bist in die Store Kongensgade gefahren. Drinnen hast du sofort gesehen, dass da was passiert war. Als am Montag die Polizei hier rumgeschnüffelt hat, hast du gedacht, wenn du dafür sorgen kannst, dass ein paar Wochen niemand in die Wohnung kommt, wird sich alles in Wohlgefallen auflösen.«
    Sie lachte.
    »Du bist ja noch lächerlicher als diese Lund. Ich war auf der Konferenz.«
    »Nein, da warst du erst um zehn.«
    »Hast du diesen Blödsinn auch von Bremer …«
    »War es jemand aus dem Parlament? Dein Vater? Hat er dir befohlen, die Initiative zu ergreifen und für deinen kleinen Hampelmann alles zu vertuschen?«
    Rie Skovgaard öffnete den Mund. Fand aber keine Worte.
    »Oder sollte das deiner eigenen Karriere dienen?«
    Ihre großen Augen füllten sich mit Tränen.
    »Wie kannst du nur so was denken?«
    »Dein Arbeitsvertrag enthält eine Klausel über grobes Fehlverhalten. Fahr nach Haus und lies sie dir durch. Ich möchte, dass du hier sofort verschwindest. Ich will dich nie mehr wiedersehen. Weder in diesem Büro noch sonst wo. Haben wir uns verstanden?«
    Er stand auf und ging ans Fenster. Nahm den Kognak mit. Trank davon im Licht der blauen Leuchtschrift. Sie folgte ihm.
    »Wenn ich gedacht hätte, dass du dieses Mädchen umgebracht hast …«
    Hartmann drehte sich nicht zu ihr um.
    »… denkst du, dann wär ich bei dir geblieben? Ich hab das für uns getan …«
    Hartmann fuhr herum und brüllte sie an.
    »Ich weiß, warum du’s getan hast! Ich weiß, was ich für dich war. Eine Sprosse auf der Karriereleiter. Ein Mittel zum Zweck.«
    »Troels …«
    »Raus!«
    Weber stand hinter ihr. Legte ihr den Arm um die Schultern. Führte sie sachte zur Tür.
    »Lass mich, Morten!«, schrie sie und riss sich los.
    Hartmann ging wieder ans Fenster. Schaute auf die Stadt hinaus.
    »Die da draußen, das sind die einzigen Menschen, die dir wichtig sind«, sagte Rie Skovgaard bitter. »Stimmt’s nicht? Du willst nicht geliebt werden. Du willst, dass man dich anbetet. Du willst …«
    »Geh endlich«, sagte er, ohne sie anzusehen, und wedelte mit der Hand.
    Hörte nicht mehr auf ihre Flüche und ihr Geschrei. Und dann war sie wirklich weg. Und mit ihr seine einzige Chance, Kopenhagen für sich zu gewinnen. Eine verlorene Schlacht. Der einzige Sieg, der ihm wichtig gewesen wäre, plötzlich außer Reichweite. Als er zurückging und sich noch ein großes Glas Kognak einschenkte, dachte er, er sei allein im Raum.
    Ein Geräusch.
    Morten Weber.
    »Troels«, sagte er. »Wir müssen reden.«
    »Lass den Wagen vorfahren«, sagte Hartmann. »Ich will Bremer im Krankenhaus besuchen.«
    »Wir müssen reden …«
    Eine Flamme war in seinem Kopf, und es lag nicht an dem Kognak. Plötzlich geriet Hartmann außer sich. Die

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