Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
in dem Auto gevögelt, um zu beweisen, was für ein toller Hecht er ist? Und hast du zugesehen?«
Lund griff ein, legte dem Mädchen den Arm um die Schultern.
»Es ist wichtig, dass du uns alles sagst, was du weißt.«
Mit der Piepsstimme eines verängstigten Kindes wimmerte Lisa: »Ich weiß überhaupt nichts. Lassen Sie mich in Ruhe.«
Meyers Handy klingelte.
»Du musst uns sagen …«, begann Lund.
»Nein, muss sie nicht«, sagte Meyer und schnappte sich seine Jacke.
Von dem Flur im Untergeschoss der Schule gingen zahllose Türen ab. Sie wiesen Svendsen an, der Reihe nach jeden einzelnen Raum zu überprüfen. Er maulte, weil er es allein machen musste. Er fand den Reisigbesen und ein paar Plastikbehälter in einem Bereich, in dem Fahrräder abgestellt wurden. Lund ließ sich die Stelle zeigen. Reihen von Eisentüren. Dahinter zellenartige Räume. In einem der Plastikbehälter war die blaue Perücke.
»Und ihr Fahrrad?«
»Ich kann mich nicht zerreißen«, sagte Svendsen zum vierten Mal an diesem Vormittag.
»Sperren Sie den Bereich ab. Lassen Sie ein komplettes Spurensicherungsteam kommen«, ordnete Lund an.
Weber saß am Computer. Mit jedem Tag sah es mehr so aus, als wohnte er im Büro.
»Hast du die neuen Zahlen gesehen?«, fragte er.
»Wichtig sind die von morgen«, sagte Hartmann. »Wenn bekannt wird, dass es ein Wahlbündnis gibt …«
Morton Weber verzog das Gesicht.
»Ungelegte Eier, solange Kirsten Eller nicht unterschrieben hat.«
»Ich hab gestern Abend mit denen geredet. Es ist unter Dach und Fach, Morten. Hör auf, dir Sorgen zu machen.«
Skovgaard beendete ein Telefonat. Sie wirkte auch nicht gerade fröhlich.
»Anscheinend seid ihr euch ausnahmsweise mal einig«, sagte Hartmann. »Was hab ich denn jetzt wieder falsch gemacht?«
»Ellers Leute finden, du redest dich raus«, sagte Skovgaard. »Und ein paar von unseren eigenen Leuten auch.«
»Sag ihnen … der Wagen wurde gestohlen.«
Webers Telefon klingelte.
»Warum sagen wir ihnen nicht die Wahrheit?«, fragte er, bevor er abnahm. »Dass wir der Polizei helfen.«
»Die Polizei hat ihre eigene Agenda«, sagte Skovgaard. »Denen sind wir völlig egal.«
Hartmann runzelte die Stirn. Diese Lund beeindruckte ihn. Er wollte ihr eine Chance geben.
»Ich will das nicht ausnutzen, Rie. Zu der Sorte Politiker gehöre ich nicht.«
»Manchmal könnte ich schreien, wenn ich dich so höre«, sagte Skovgaard. »Wenn du so weitermachst, bist du bald überhaupt kein Politiker mehr.«
»Das war Kirsten Eller.« Weber legte auf. »Sie will dich sprechen. Jetzt sofort.« Weber schaute Hartmann über den Brillenrand an. »Ich dachte, ihr hattet alles besprochen, Troels?«
»Was will sie denn?«
»Das würde sie einem kleinen Licht wie mir doch nie sagen, oder?«
Hartmann gab ihm keine Antwort.
»Sie braucht etwas Spielraum«, sagte Skovgaard.
Beide sahen ihn an, als hätte er das wissen müssen.
»Wer braucht den nicht?«, fragte Weber.
Hartmann stand auf.
»Ich kümmere mich um Kirsten Eller.«
Eine Viertelstunde später saß Hartmann mit ihr allein in einem Besprechungszimmer im Büro der Zentrumspartei. Eller lächelte nicht.
»Ich hab die Situation unterschätzt«, sagte sie.
»Inwiefern?«
»Wegen der Geschichte mit der Polizei. Die Leute reden über dich. Bremers Anhänger haben Blut gerochen.«
»Der Wagen wurde gestohlen. Der Fahrer ist unschuldig.«
»Warum weiß das niemand, Troels?«
»Weil wir der Polizei versprochen haben, bis morgen zu warten. Das war richtig. Überhaupt, was spielt das denn für eine Rolle?«
»Eine große. Du hättest mich warnen müssen.«
»Nein. Konnte ich nicht. Die Polizei hat mich gebeten, nichts zu sagen.«
»Bremer hat mich heute Morgen angerufen. Er bietet uns an, zehntausend sehr günstige Sozialwohnungen zu bauen.«
»Du kennst ihn doch. Da wird nichts draus.«
»Tut mir leid, Troels. Wie’s aussieht, wird’s kein Wahlbündnis geben …«
Hartmann war um eine Antwort verlegen. Er merkte, dass er wütend wurde.
»Bremer führt euch an der Nase herum. Der will doch nur, dass ihr zögert, bis die Frist für das Wahlbündnis abgelaufen ist. Dann lässt er euch fallen wie eine heiße Kartoffel. Ihr kriegt die Wohnungen nicht. Du kannst froh sein, wenn du einen Bürgermeisterposten ergatterst.«
»Es ist ein Fraktionsbeschluss. Ich kann da nichts tun.«
Am liebsten hätte er sie angebrüllt. Weil sie so dumm war. Doch er beherrschte sich.
»Aber du kannst uns natürlich ein
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