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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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»Wir gehen.«
    Lund ließ den rothaarigen Jungen nicht aus den Augen.
    »Hat sie gesagt, wen?«
    Der Anwalt stand schon.
    »Mein Mandant hat eine schwere Nacht hinter sich …«
    »Hat sie sonst noch was gesagt?«
    »Nochmal«, schaltete sich der Anwalt ein: »Keine weiteren Fragen.«
    Schandorff schüttelte den Kopf.
    »Ich hab sie bloß gefragt, ob sie mit mir in den Keller geht und mit mir redet. Aber sie hat nicht mal …«
    »Oliver!«, herrschte ihn der Anwalt an.
    »Pass mal auf«, mischte sich Meyer ein. Schandorff sah zu ihm hinüber. »Der da ist nicht dein Vater. Er tut dir nichts. Das lass ich nicht zu.«
    »Sie wollte nicht mit.«
    Lund nickte.
    »Was hast du dann gemacht?«
    »Ich hab ihr so einiges an den Kopf geworfen. Das war das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe.«
    Lund nahm ihre Unterlagen.
    »Danke. Das war’s.«
    Draußen im Flur. Überlegen.
    »Nanna hatte eine Verabredung. Sie hatte teure Cowboystiefel, von denen niemand was wusste.«
    »Die könnte Oliver ihr gekauft haben«, sagte Meyer. »Er lügt. Vielleicht war sie doch mit ihm verabredet.«
    »Klingt irgendwie falsch.«
    »Klingt irgendwie falsch«, maulte er und nahm sich eine Zigarette.
    »Hier drin wird nicht geraucht. Hab ich dir schon gesagt.«
    »Ich sag dir, was hier falsch ist, Lund. Du. Du bist schon so lange hier, dass du zum Mobiliar gehörst. Du hältst dich für unersetzlich. Das ist falsch. Der Fehler bist du.«
    Er zündete sich die Zigarette trotzdem an. Blies den Rauch in die Luft. Hustete. Sagte: »Mein Büro. Meins.«
    Svendsen steckte den Kopf durch die Tür.
    »Die KTU hat angerufen. Die Proben aus dem Heizungskeller waren verunreinigt. Es gibt keine DNA-Profile.«
    Lund sagte nichts. Schaute die Fotos auf ihrem Schreibtisch an. Die Stiefel.
    »Okay«, antwortete Meyer. »Dann gehen wir nochmal in die Wohnung von den Jungs.«
    Svendsen seufzte.
    »Wir waren doch die ganze Nacht da.«
    »Wir haben nicht gründlich genug gesucht.«
    Sie gingen. Lund starrte weiter auf die Stiefel. Das Telefon klingelte. Es war der Rechtsmediziner. Er wollte sie sehen.
    Pernille wartete allein in der Wohnung mit den Blumen, den Polizei-Markierungen und Nannas Kleidern. Gegen Mittag war sie kurz davor durchzudrehen. Also fuhr sie in die Schule, sprach mit der verlegenen Rektorin Koch und dann mit dem charmanten, ruhigen Rama, dem Lehrer mit den traurigen Augen. Erfuhr nur eines: Die Polizei hatte Oliver Schandorff und Jeppe Hald über Nacht dabehalten. Dann wartete sie in einem leeren Büro, horchte auf die jungen Stimmen draußen auf dem Flur, träumte, sie könne Nannas glockenhelle Laute raushören. Wartete, bis Lisa Rasmussen weinend ins Zimmer gerannt kam und sich in Pernilles weit geöffnete Arme warf, vor Erregung am ganzen Körper zitternd, schluchzend wie ein kleines Kind.
    Ihr Haar war so blond wie Nannas. Pernille drückte einen Kuss darauf, obwohl sie wusste, dass sie das nicht hätte tun sollen. Die beiden waren Freundinnen gewesen. Fast wie Schwestern. Die beiden … Pernille ließ sie los, lächelte, gab den Versuch auf, rationale Gründe für etwas Unbegreifliches zu finden. Ein Kind gehörte einem nicht, war einem nur für eine kurze, beglückende Zeit anvertraut. Sie hatte keine Ahnung gehabt, was Nanna außerhalb der kleinen Wohnung über der Garage tat. Hatte sie nie gefragt. Versuchte jetzt, nicht ständig daran zu denken.
    Aber Lisa wusste es. Dieses kleine, etwas pummelige Mädchen, das sich so angestrengt hatte, genauso hübsch und intelligent zu sein wie Nanna, es aber nie ganz geschafft hatte. Lisa trocknete ihre Tränen. Stand verlegen da. Als würde sie am liebsten gehen.
    »Es gibt ein paar Dinge …«, sagte Pernille, »die versteh ich nicht.«
    Schweigen. Lisa trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Hatte Nanna irgendwelche Sorgen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Und Oliver? Hatte der was damit zu tun?«
    »Nein.«
    Ein teenagerhaft trotziger Ton.
    »Warum erkundigt sich dann die Polizei ständig nach ihm, Lisa? Warum?«
    Sie konnte die Hände nicht still halten, versteckte sie hinter dem Rücken, lehnte sich an den Schreibtisch, sagte schmollend: »Ich weiß es nicht.«
    Pernille dachte an die Kommissarin, Lund. Ihre ruhige, beharrliche Art. Ihre großen, glänzenden Augen, die anscheinend nie aufhörten, alles zu registrieren.
    »Aber ihr seid zusammen zu dem Fest gegangen. Hat sie da nicht irgendwas gesagt? Hattest du den Eindruck …« Worte. Einfache Worte. Einfache Fragen. Lunds Technik. »War

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