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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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ihn festzunehmen.«
    Lund nahm eine Milchflasche aus dem Kühlschrank, roch daran, schenkte sich ein Glas ein.
    »Das können Sie nicht machen«, wiederholte sie. »Ich weiß, Sie hätten gern ein Ja oder ein Nein. Aber ich kann noch nichts sagen.«
    »Und wann können Sie etwas sagen?«
    Sie zuckte die Schultern.
    »Ich gebe den Fall morgen an einen Kollegen ab.«
    »An einen, auf den Verlass ist?«
    »Im Gegensatz zu mir?«
    »Im Gegensatz zu Ihnen.«
    Sie hob ihr Glas.
    »Ja, hundertprozentig. Sie werden begeistert sein.«
    Elf Uhr abends in Hartmanns Privatbüro. Im blauen Licht des Hotelschildes traf er sich mit Rie Skovgaard. Ein einziger Blick, und sie fragte: »So schlimm?«
    Er warf seinen Mantel auf den Schreibtisch.
    »Ach, ich weiß auch nicht! Lund erzählt mir nur, was ihr gerade passt. Aber anscheinend glauben sie, dass Kemal der Täter ist. Sie sagt es nur nicht.«
    Skovgaard sah auf ihren Laptop.
    »Die Fotos, die heute Abend gemacht worden sind, gehen raus. Das kann ich nicht mehr stoppen. Aber es weiß ja niemand, dass er verdächtigt wird, so wenig wie du, als du ihm die Hand geschüttelt hast.«
    »Wer hat seine Akte zurückgehalten?«
    »Ich geh der Sache nach.«
    Sie warf einen Satz Anzeigenentwürfe auf den Tisch. Dunkle, fremdländische Gesichter neben hellen. Lächelnd. Gemeinsam.
    »In der nächsten Wahlkampfrunde sollte es vor allem um Integration gehen. Wir haben die Idee mit den Integrationsvorbildern stark forciert. Das werde ich jetzt zurückziehen. Wir werden den Ausdruck nicht mehr verwenden. Uns auf andere Themen konzentrieren, bis sich die Wogen geglättet haben.«
    »Die Debatte morgen …«
    »Die sage ich ab. Ein Geschenk an Bremer. Lass mich rasch ein paar Anrufe machen.«
    Skovgaard ging zu ihrem Schreibtisch und griff zum Hörer.
    »Nein.« Hartmann beobachtete sie. Sie wählte noch. Er nahm ihr den Hörer aus der Hand und legte auf. »Ich hab nein gesagt. Die Debatte findet statt.«
    »Troels …«
    »Der Mann wird nur verdächtigt. Er ist noch nicht schuldig, und selbst wenn er schuldig ist, dann sagt das nichts über die anderen in unserem Projekt. Sie haben eine Menge Gutes getan, und ich werde nicht zulassen, dass sie in Misskredit geraten.«
    »Mein Gott, was für schöne Worte!«, schrie sie ihn an. »Hoffentlich klingen sie noch genauso gut, wenn wir verlieren.«
    »Dafür stehen wir. Dafür stehe ich. Und ich muss bei dem bleiben, woran ich glaube …«
    »Du musst gewinnen, Troels. Wenn du verlierst, interessiert das doch kein Schwein mehr.«
    Wut stieg in ihm auf. Er wünschte, er hätte etwas davon an Lund ausgelassen, die ihn die ganze Zeit mit diesen glitzernden Augen angesehen und dabei ihr Brot gekaut und ihre Milch getrunken hatte.
    »Wir schulden diesen Leuten was. Tag für Tag arbeiten sie mit den Jugendlichen. Tun Dinge, die du nicht mal im Traum tun würdest. Und ich auch nicht.«
    Er packte einen Stapel Papiere und warf sie ihr hin.
    »Und es funktioniert! Wir haben Zahlen, die das belegen.«
    »Die Presse …«
    »Zum Teufel mit der Presse!«
    »Die zerreißen uns in der Luft, wenn er der Täter ist!« Sie stand auf, legte ihm die Arme auf die Schultern. »Die zerreißen dich in der Luft. Wie deinen Vater. Das ist Politik, Troels. Heb dir die schönen Worte für deine Reden auf. Wenn ich eine Schlammschlacht führen muss, um dich auf den OB-Stuhl zu kriegen, dann tu ich’s. Dafür bezahlst du mich schließlich.«
    Hartmann wandte sich zum Fenster, sah in die Nacht hinaus. Sie berührte sein Haar.
    »Komm mit mir nach Hause, Troels. Dann reden wir dort weiter.«
    Ein Moment des Schweigens zwischen ihnen. Ein Moment der Unentschlossenheit, des Zweifels. Dann küsste Hartmann sie auf die Stirn.
    »Es gibt nichts zu reden. Wir machen weiter wie geplant. Alles. Die Plakate. Die Debatte. Es bleibt alles beim Alten.«
    Die Augen geschlossen, die Hand an ihrer bleichen Schläfe.
    »Der Beamte, der dir die Personalakten gebracht hat …«, sagte Hartmann.
    »Was ist mit ihm?«
    »Such doch in meinem Terminkalender für morgen eine Lücke. Ich möchte mit ihm sprechen.«

SAMSTAG, 8. NOVEMBER
    Lund pinnte Bilder von Kemal an die Tafel, während Meyer vorlas, was er herausgefunden hatte. Zehn Beamte im Raum. Buchard am Tischende.
    »Geboren in Syrien. Damaskus. Ist mit seinen Eltern geflohen, als er zwölf war. Sein Vater ist Imam einer Moschee hier in Kopenhagen.«
    Meyer blickte in die Runde.
    »Kemal scheint die Verbindung zu seiner Familie abgebrochen zu

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