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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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packte, warf Kleider in einen Koffer, drückte sie mit Händen und Unterarmen nieder. Notfalls würde sie sich auf den Koffer setzen.
    »Aber was ist, wenn …?«
    »Mark! Es gibt kein Wenn. Wir fahren morgen. Oma kommt für ein paar Tage mit. Und jetzt Schluss …«
    Ihr Handy klingelte. Bengt. Klang besorgt.
    »Keine Sorge«, sagte Lund. »Ich hab alles im Griff. Wir sehen uns morgen Abend. Wir sind fast fertig mit dem Packen …«
    Sie hielt das Mikrofon zu, sagte lautlos zu Mark: »Pack deine Sachen!«
    Dann hörte sie zu. Ein Geräusch an der Tür. Vibeke öffnete. Lund sah nach. Troels Hartmann stand da, in einem schwarzen Wintermantel, jeder Zoll der Politiker. Bengt sagte etwas, das sie nicht ganz verstand.
    »Natürlich hör ich zu«, sagte sie.
    Sie ging mit dem Handy ins Nebenzimmer, sah, wie Vibeke mit Hartmann ein langes weißes Tischtuch für das neue Haus faltete.
    Schweden.
    Das neue Leben.
    »Bengt«, sagte sie, »ich muss Schluss machen.«
    Als sie ins andere Zimmer zurückkam, fragte Vibeke gerade: »Sie sind also der Rechtsmediziner?«
    »Nein.« Hartmann hielt das Tuch am Ende fest.
    »Sie haben noch nie ein gutes Tischtuch gefaltet«, sagte Vibeke kopfschüttelnd. »Das sieht man. Schauen Sie …«
    »Mutter, ich glaub nicht, dass Troels Hartmann dafür Zeit hat.«
    Vibeke blieb der Mund offen stehen.
    »Hartmann?« Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Auf den Plakaten sehen Sie ganz anders aus.«
    Als sie in der Küche allein waren, schüttelte er den Kopf wie jemand, der tief enttäuscht ist.
    »Sie hatten versprochen, mich auf dem Laufenden zu halten.«
    »Ich hab gar nichts versprochen.«
    Sie bestrich eine Scheibe Brot dick mit Butter, legte Käse darauf und biss hinein, während er verärgert weiterredete.
    »Sie haben jetzt einen unserer Lehrer im Visier. Das musste ich von der Schule erfahren.«
    »Warum haben Sie Ihre Leute angewiesen, uns Kemals Akte nicht zu schicken?«, fragte sie mit vollem Mund. »Wo bleibt da die Zusammenarbeit?«
    Er schüttelte den Kopf, antwortete nicht.
    »Wir hatten um alle Akten gebeten. Von allen Lehrern. Warum haben wir seine nicht bekommen?«
    »Das höre ich jetzt zum ersten Mal. Glauben Sie mir.«
    »Wie kann das sein? Sie sind doch der Boss, oder nicht?«
    Sie aß ihr Brot auf, stellte den Teller in die Spüle.
    »Ja, okay, das sieht nicht gut aus. Was soll ich also tun?«
    Sie zog die Brauen hoch, trocknete Geschirr ab.
    »Kooperieren.«
    »Das versuche ich ja! Ich weiß nicht, warum ich diese Akte nicht bekommen habe.« Dann, etwas leiser: »Ich weiß nicht, was da los ist. Irgendetwas, irgendjemand in meinem Büro …«
    Lund sah interessiert auf.
    »Macht was?«
    »Ich weiß es nicht. Schnüffelt herum. Sieht Sachen, die er nicht sehen sollte. Wir sind im Wahlkampf. Da erwartet man, dass mit Dreck geworfen wird. Aber nicht …«
    Er sah sie an.
    »Wenn jemand in unser System eingedrungen ist, dann ist das eine Straftat, ja?«
    »Wenn …«
    »Irgendwas stimmt da nicht. Sie könnten ja einmal nachschauen …«
    »Ich bin bei der Mordkommission«, fiel Lund ihm ins Wort. »Ich versuche herauszufinden, wer ein junges Mädchen vergewaltigt und ermordet hat. Um Büroarbeit kümmere ich mich nicht. Und ich will diese Akte haben.«
    »Gut.« Er schien wütend. Verzweifelt auch. »Ich beschaffe sie Ihnen. Es muss ja eine Kopie davon geben. Irgendwo.«
    »Warum ist Kemal so wichtig für Sie?«
    »Er hat Vorbildfunktion. Er hilft jungen Migranten, die Mist gebaut haben. Das belegen auch unsere Parteiunterlagen.«
    »Also, wenn er es war, dann ist das schlecht für Sie. Ist es das?«
    Hartmann warf ihr einen finsteren Blick zu.
    »Es schadet Ihrem Wahlkampf.« Sie nahm einen Apfel, überlegte es sich anders und griff stattdessen nach einer Chipstüte. »Es kostet Sie Stimmen.«
    »Sie haben keine sehr hohe Meinung von mir, was?«
    Lund hielt ihm die Tüte hin.
    »Wenn er der Täter ist, dann ist er’s eben«, sagte Hartmann. »Da kann man nichts machen. Niemand aus meinem Büro wird Ihnen im Weg stehen. Ich will es nur wissen.«
    »Ist das alles?«
    Seine Miene hellte sich ein wenig auf.
    »Ja. Das ist alles. Jetzt sind Sie dran.«
    Sie lachte.
    »Was ist das hier? Ein Spiel? Ich hab Ihnen nichts zu sagen. Was Kemal angeht – das ist nur eine Richtung, in der wir ermitteln. Wir brauchen Antworten auf bestimmte Fragen. Wo er war …«
    »Gut. Ich sorge dafür, dass er suspendiert wird.«
    »Das können Sie nicht machen. Wir haben nicht genug in der Hand, um

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