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Das Verbrechen von Orcival

Das Verbrechen von Orcival

Titel: Das Verbrechen von Orcival Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Gaboriau
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erwarte einen Angestellten der Polizei von Corbeil, dem ich eine wichtige Mission anvertraut habe.
    Â»In bezug auf Guespin?«
    Â»Genau, ich habe einen Mann beauftragt, im Geschäft Alles für den Schmied nachzuforschen, ob Guespin dort vorgestern abend etwas gekauft hat«
    Wenn es einen eifersüchtigen Jäger gibt, der es nicht gern hat, wenn man seiner Spur folgt, so war das Monsieur Lecoq. Das Vorgehen des Untersuchungsrichters ärgerte ihn dermaßen, daß er eine beleidigte Grimasse zog. »Ich bin tatsächlich mehr als enttäuscht«, sagte er, »daß ich dem Herrn Untersuchungsrichter so wenig Vertrauen einflöße, und er annimmt, ich brauche Hilfe.«
    Diese Empfindlichkeit amüsierte Monsieur Domini. »Aber, Herr Detektiv«, sagte er, »Sie können doch nicht überall zugleich sein. Ich halte Sie für sehr geschickt, aber Sie waren nicht da, und ich hatte es eilig.«
    Â»Ein falscher Schritt ist nicht wiedergutzumachen.«
    Â»Beruhigen Sie sich, ich habe einen intelligenten Mann losgeschickt.«
    Die Tür des Arbeitszimmers wurde im selben Augenblick aufgeklinkt, und der von dem Untersuchungsrichter angekündigte Beamte erschien auf der Schwelle.
    Es war ein kräftiger Mann um die Vierzig mit soldatischem Aussehen, bürstenförmig geschnittenem Schnurrbart, stechendem Blick und buschigen Augenbrauen. Er wirkte bauernschlau und eher tückisch als intelligent; jedenfalls mußte sein Aussehen alle Arten von Mißtrauen wecken und einen instinktiv vorsichtig werden lassen.
    Â»Gute Neuigkeit!« rief er mit dröhnender, obwohl von Alkohol und Zigarren kratziger Stimme. »Ich habe die Reise nach Paris nicht umsonst gemacht, wir sind dem Galgenstrick von Guespin schön auf die Schliche gekommen!« Monsieur Domini unterbrach ihn mit wohlwollender Geste.
    Â»Sehen Sie Goulard«, sagte er, und an die anderen gerichtet: »Er heißt Goulard. Gehen wir der Reihe nach und, wenn möglich, methodisch vor. Sie haben sich entsprechend meinem Befehl sofort zum Alles für den Schmied begeben?«
    Â»Sofort, nachdem ich den Zug verlassen habe, jawohl, Herr Untersuchungsrichter.«
    Â»Schön. Und hat man den Verdächtigen gesehen?«
    Â»Jawohl, Herr Untersuchungsrichter, am Abend des B. Juli.«
    Â»Um welche Uhrzeit?«
    Â»Gegen zehn Uhr, kurz bevor das Geschäft geschlossen wurde, das heißt, um diese Zeit wurde er bemerkt«
    Der Friedensrichter spitzte die Lippen, zweifellos hatte er die Absicht, eine Frage zu stellen, doch eine Bewegung von Monsieur Lecoq, der warnend den Zeigefinger auf den Mund legte, hielt ihn davon ab.
    Â»Dazu muß man sagen, daß Guespins Manieren vor allem ihre Aufmerksamkeit erregten. Er sah merkwürdig aus, so wurde mir gesagt, jedenfalls haben sie zunächst gedacht, er wäre betrunken, zumindest angeheitert. Dann hat er viel geredet, wenn man ihm Provision gäbe, hat er gesagt, würde er eine beträchtliche Menge an Werkzeugen für ein Unternehmen kaufen, den Fröhlichen Gärtner .«
    Monsieur Domini unterbrach den Mann, um einen Blick in die auf seinem Schreibtisch liegende Akte von beträchtlichem Umfang zu werfen. Vom Fröhlichen Gärtner war Guespin dem Comte de Trémorel empfohlen worden. Dies sagte er auch laut und fuhr dann fort:
    Â»Zumindest ist er eindeutig identifiziert worden. Guespin war am Mittwochabend in Alles für den Schmied .«
    Â»Um so besser für ihn«, konnte sich Monsieur Lecoq nicht enthalten zu murmeln.
    Der Untersuchungsrichter hatte diese Bemerkung sehr wohl verstanden, doch obwohl sie ihm seltsam erschien, schenkte er ihr weiter keine Beachtung, sondern fuhr fort, seinen Mann zu befragen.
    Â»Hat man Ihnen gesagt, welche Gegenstände der Verdächtige erwerben wollte?«
    Â»Die Angestellten erinnerten sich in der Tat bestens daran. Er hat zunächst einen Hammer gekauft, einen Hartmeißel, eine Feile.«
    Â»Wußte ich es doch!« rief der Untersuchungsrichter aus. »Und danach?«
    Â»Danach, Monsieur...« ,
    Hier glaubte der Mann mit dem Bürstenschnurrbart die Augen weit aufreißen und mit finsterer Stimme sagen zu müssen:
    Â»... danach kaufte er sich einen Dolch.«
    Der Untersuchungsrichter konnte sich nicht enthalten zu frohlocken. Er triumphierte.
    Â»Nun, was halten Sie jetzt von Ihrem Kunden?« fragte er den Detektiv ironisch. »Was sagen Sie jetzt zu einem Menschen, der

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