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Das Verbrechen von Orcival

Das Verbrechen von Orcival

Titel: Das Verbrechen von Orcival Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Gaboriau
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am Abend des Verbrechens nicht zu einer Hochzeit geht, wo er sich amüsiert hätte, sondern losgeht, um sich einen Hammer zu kaufen, einen Meißel, einen Dolch, in einem Wort: sämtliche Gegenstände, die für die Ausführung eines Mordes notwendig sind?«
    Doktor Gendron schien durch das Gesagte ein wenig schwankend geworden zu sein, aber auf den Lippen von Vater Plantat war ein feines Lächeln erschienen.
    Â»Ich denke, Herr Untersuchungsrichter«, antwortete da aber schon Monsieur Lecoq mit aller ihm zu Gebote stehenden Unterwürfigkeit, »daß die Mörder auf Valfeuillu weder Hammer noch Meißel oder Feile brauchten, ja daß sie überhaupt kein Werkzeug von außerhalb benötigten, da sie ja eine Axt benutzten.«
    Â»Hatten Sie etwa keinen Dolch?« fragte der Untersuchungsrichter schnippisch.
    Â»Das«, sagte der Beamte der Sûreté, »ist eine andere Frage, das gebe ich zu, aber sie ist nicht schwer zu klären.« Er begann, die Geduld zu verlieren. Er wandte sich an den Polizisten aus Corbeil und fragte ihn ziemlich barsch: »Ist das alles, was Sie wissen?«
    Der Mann mit den buschigen Augenbrauen musterte dieses kleine Bürgerlein von farblosem Äußeren geringschätzig. Er zögerte sogar mit der Antwort, so daß Monsieur Lecoq seine Frage erneut stellen mußte.
    Â»Ja, das ist alles«, sagte er schließlich, »und ich finde, das reicht auch. Übrigens meint das ja auch der Herr Untersuchungsrichter, und er ist der einzige, der mir hier Befehle zu erteilen hat.«
    Monsieur Lecoq schaute durch den Beamten hindurch. »Sehen Sie«, meinte er dann, als habe er sich eines Besseren besonnen, »haben Sie danach gefragt, welche Form der von Guespin gekaufte Dolch eigentlich hatte? War er groß, klein, schmal, breit, mit feststehender Klinge...?«
    Â»Meine Güte, nein. Wozu auch?«
    Â»Einfach nur deswegen, Herr Schlauberger, um zu sehen, ob die Verletzungen auch von diesem Dolch herrühren.«
    Â»Das habe ich vergessen, aber das ist ja leicht zu beheben.«
    Â»Aber ja, eine Unachtsamkeit ist ja verständlich«, sagte Lecoq höhnisch, »aber dafür können Sie uns ja sicher sagen, in welcher Münze Guespin seine Einkäufe bezahlt hat?« Der Untersuchungsrichter glaubte, seinem Polizisten zu Hilfe kommen zu müssen.
    Â»Mir scheint, die Art der Zahlung interessiert hier kaum«, bemerkte er.
    Â»Ich bitte um Entschuldigung, Herr Untersuchungsrichter, wenn ich nicht Ihrer Meinung bin«, antwortete Lecoq. »Dieser Umstand kann schwerwiegend sein. Was ist denn im gegenwärtigen Zustand der Untersuchung die schwerste Anschuldigung gegen Guespin? Das bei ihm gefundene Geld. Nun, nehmen wir einmal an, daß er gestern abend in Paris um zehn Uhr einen Schein von tausend Francs eingewechselt hat. Könnte dieser Schein aus der Beute des Verbrechens auf Valfeuillu stammen? Nein, da um diese Zeit der Mord noch nicht stattgefunden hatte. Woher kommt er also? Das habe ich noch nicht feststellen können. Aber wenn meine Hypothese richtig ist, wäre der Herr Untersuchungsrichter gut beraten, wenn er davon ausgehen würde, daß diese paar hundert Francs, die der Verdächtige bei sich hatte, der Rest von dem Schein wären.«
    Â»Das ist noch immer nichts weiter als eine Hypothese«, sagte Monsieur Domini unwirsch.
    Â»Das ist richtig, die aber zur Gewißheit werden kann. Bleibt mir noch, diesen Herrn zu fragen«, wobei er eine Kopfbewegung auf den schnurrbärtigen Mann zu machte, »wie Guespin die Sachen weggetragen hat. Hat er sie einfach in seine Tasche gesteckt, oder hat man ein Paket daraus gemacht, und wie war dieses Paket?«
    Der Beamte der Sûreté sprach mit schneidendem Tonfall, hart, eiskalt, und mit zunehmendem Zorn, so daß der arme Teufel allmählich seine ganze Sicherheit verlor.
    Â»Ich weiß nicht«, stammelte er, »das hat man mir nicht gesagt, ich glaubte...«
    Monsieur Lecoq hob die Anne, als wollte er den Himmel zum Zeugen anrufen. Insgeheim war er jedoch erfreut über diese köstliche Gelegenheit, es Monsieur Domini heimzahlen zu können. Dem Untersuchungsrichter konnte, durfte und wollte er so nicht kommen, aber er hatte das Recht, den ungeschickten Beamten bloßzustellen und seinen Zorn an ihm auszulassen.
    Â»Ja, was, zum Teufel, haben Sie dann überhaupt in Paris gemacht? Den Leuten Guespin beschrieben und ihnen

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