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Das Verbrechen von Orcival

Das Verbrechen von Orcival

Titel: Das Verbrechen von Orcival Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Gaboriau
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enttäuschend sein kann?« dachte er laut. »Ich habe nicht mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, um einen Verbrecher wie Trémorel dem Gericht zu überantworten, ich habe nur eine einzige; aber wird die gelingen?«
    Â»Ja, ja, ja, wenn Sie nur wollen.«
    Monsieur Lecoq konnte sich eines Lächelns ob der Zuversicht des Friedensrichters nicht enthalten.
    Â»Ich bin gewiß ein geschickter Detektiv«, antwortete er, »aber ich bin nur ein Mensch und kann nur auf die Handlungen eines anderen Menschen reagieren. Alles hängt von Hector ab. Bei jedem anderen Schuldigen würde ich sagen: Ich bin mir meiner Sache sicher. Bei ihm zweifle ich, daß muß ich freiweg gestehen. Wir müssen uns vor allem auf Mademoiselle Courtois' Energie verlassen. Sie ist doch energisch, wie Sie mir sagten?«
    Â»Sie ist die Energie selbst«
    Â»Dann besteht Hoffnung. Aber was würde passieren, wenn man Sauvresys Denunziation findet, die ja irgendwo auf Valfeuillu versteckt sein muß und die Trémorel nicht entdeckt hat?«
    Â»Man wird sie nicht wiederfinden«, erwiderte Vater Plantat heftig.
    Â»Glauben Sie?«
    Â»Ich bin sicher.«
    Monsieur Lecoq beobachtete den alten Friedensrichter mit einem Blick, der jeden Schuldigen zum Gestehen gebracht hätte, und sagte schlichtweg: »Aha!«
    Und dabei dachte er: Endlich werde ich nun wissen, woran ich bin und woher die beiden unterschiedlichen Schriften des Dossiers stammen.
    Â»Ich habe mein Schicksal in Ihre Hände gelegt, Monsieur Lecoq«, entgegnete Vater Plantat nach einem Augenblick des Zögerns. »Das kann ich auch mit meiner Ehre tun. An dem Tag, da ich Trémorel bei Laurence überraschte, wollte ich Gewißheit haben, und ich habe Sauvresys Akte geöffnet.«
    Â»Haben sich jedoch ihrer nicht bedient!«
    Â»Ich war schockiert von meinem Vertrauensmißbrauch. Aber hatte ich das Recht, die Rache eines Mannes zu verhindern, der dafür sein Leben gegeben hatte?«
    Â»Sie haben diese Denunziation immerhin Madame de Trémorel übergeben.«
    Â»Das ist richtig, doch hatte Berthe eine Vorahnung ihres Schicksals. Vierzehn Tage vor dem Verbrechen kam sie zu mir, um mir das von ihr vervollständigte Schriftstück erneut auszuhändigen. Ich sollte das Siegel lösen und es lesen, wenn sie eines gewaltsamen Todes stürbe.«
    Â»Warum nur, Herr Friedensrichter, haben Sie nicht gesprochen? Warum nur haben Sie mich vermuten lassen, zögern, mutmaßen...«
    Â»Ich liebe Laurence, und Trémorel preisgeben hätte bedeutet, einen Abgrund zwischen uns zu schaffen.«
    Der Detektiv nickte. Er setzte sich an seinen Schreibtisch, nahm einen Stift und kritzelte damit etwas auf ein Blatt Papier. Dann schien er zu überlegen und stierte vor sich hin. Er schaute zur Uhr.
    Â»Schon zwei Uhr!« rief er aus. »Und ich bin zwischen drei und vier mit Madame Charman wegen Jenny verabredet.«
    Â»Ich stehe Ihnen voll und ganz zur Verfügung«, meinte der Friedensrichter.
    Â»Sehr gut. Doch da wir nach Jenny uns um Trémorel kümmern wollen, muß unser Plan ganz exakt sein, um heute noch zu Stuhle zu kommen.«
    Â»Was! Sie hoffen, den Fall heute noch abzuschließen...?«
    Â»Gewiß. In unserem Beruf ist vor allem Schnelligkeit entscheidend. Oft braucht man Monate, um eine verlorene Stunde wiedergutzumachen. Wir haben in diesem Augenblick die Chance, Hector zu überraschen und zu ergreifen; morgen wäre es zu spät. Entweder haben wir ihn in den nächsten vierundzwanzig Stunden, oder wir müssen unsere Pläne ändern. Jeder meiner drei Männer hat eine solide Kutsche und ein gutes Pferd; in einer Stunde müßten sie alle Pariser Möbelhändler, die dafür in Frage kommen, befragt haben. Wenn ich richtig kalkuliert habe, müßten wir in ein bis zwei Stunden die Adresse haben und können dann handeln.«
    Â»Während des Redens schrieb er etwas auf eine Visitenkarte, auf der ein krähender Hahn die Devise verkündete: Stets und ständig vigilant .
    Â»Hier«, sagte er zu Vater Plantat und reichte ihm das Geschriebene, »das ist für einen meiner Männer.«
    â€ºMonsieur Job,
    versammeln Sie augenblicklich sechs bis acht Männer und warten Sie mit ihnen in der Weinhandlung Ecke Rue des Martyrs und Rue Lamartine auf weitere Instruktionen.‹ »Warum dort und nicht hier?«
    Â»Wir sind daran interessiert, Herr

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