Das verdrehte Leben der Amélie
etwas über Ham zu erzählen, was ich nicht gehört habe, was mit etwas über Ham zu tun hat, was ich auch nicht gehört habe. Aber echt mal! Ich werde ihr erst wieder zuhören, wenn sie andere Themen hat.
Dienstag, 13. Dezember
H eute im Französischunterricht hat Madame Claude uns eine Aufgabe gegeben, die die Hälfte der Gesamtnote im Halbjahreszeugnis ausmachen wird. Wir müssen einen Text oder ein Gedicht schreiben. Die Auflage ist, einen Laut zu wählen, der immer wiederkommt, wie »a« (Beispiel: »schmale Hasen grasen langsam) oder »s« (Beispiel: »ein sandfarbener Salamander summt), usw. Das setzt mich echt unter Druck! Ich würde so gerne beweisen, dass ich nicht nur aus Versehen im Begabtenkurs Französisch gelandet bin!
12:30
Beim Mittagessen wollte ich mit Kat ein Brainstorming dazu machen, aber sie war zu deprimiert. Sie hat erzählt, dass Ham beim Reden jetzt immer die Hände in den Taschen hat und sich die Nase kratzt (nicht, wenn er die Hände in den Taschen hat, er ist ja kein Schlangenmensch!). Laut dem Artikel in der Miss, den sie anscheinend auswendig gelernt hat, verheißt das nichts Gutes. Ich habe sie daran erinnert, dass er ihr das letzte Mal, als sie glaubte, er hätte sie angelogen, einen schönen Bären gekauft hatte (einen superkitschigen Bären, meiner Meinung nach, aber das habe ich ihr nicht unter die Nasegerieben, schließlich wollte ich sie aufheitern). Sie entgegnete, sie hätte das Gefühl, dass er sich für andere Mädchen interessiere. So was von paranoid!
Mittwoch, 14. Dezember
Geschenkideen für meine Mutter:
Eine schöne Halskette (sie trägt immer dieselbe)
Ein Kochbuch (das könnte sie gebrauchen: letzte Woche hat sie einen Auflauf aus einem Rest Käse, einem Rest Hühnchen, Kartoffeln und Dosenmais gemacht – e-kel-haft!)
Irgendein typisches Müttergeschenk, z.B. eine hässliche Lampe, die stinkendes Duftöl verbreitet (so was liebt sie!)
Donnerstag, 15. Dezember
I ch bringe meine Schwester um!!!!«, ruft Kat mir entgegen, noch bevor sie überhaupt »Hallo« sagt, und wirft ihre Tasche in ihr Schließfach.
Ich: »Wenn du das tust, bist du nicht besser als Bacon Junior, den du als Mistkerl bezeichnet hast, wenn ich dich daran erinnern darf!«
Kat: »Das sage ich doch nur so! Aber ich werde sie verstoßen! Vom heutigen Tag an ist sie nicht mehr meine Schwester!«
Ich: »Was hat sie denn so Schlimmes getan?«
Kat: »Sie hat mein Britney-Spears-Dance-Beat- Playstation - Spiel rumliegen lassen! Das hat sie mit Absicht gemacht, weil sie wusste, dass Ham kommt! Und er hat es gefunden! Ich habe gesagt, dass das Spiel Julianne gehört, ich habe ihr sogar Zeichen gemacht, damit sie das bestätigt, aber sie hat alles abgestritten! Sie hat gesagt, dass das Spiel mir gehört! Und er hat ihr geglaubt! Und jetzt weiß er ALLES!«
Ich: »Aber das ist doch nicht so schlimm! Er hat dich doch sowieso schon im Jugendzentrum gesehen, und du bist die Beste in Dance Dance Revolution. «
Kat: »Das ist nicht das Gleiche!«
Ich: »Was genau ist dein Problem mit Britney Spears?«
Kat: »Ich will nicht, dass er weiß, dass ich sie mal gut fand!«
Ich: »Aber man kann nicht bestreiten, dass sie die besten Lieder für das Spiel hat.«
Kat: »Ja, aber das muss mein Freund ja nicht wissen!«
Ich: »Schon klar. Aber falsche Spione mit falschen Gewehren erschießen oder Autorennen in einem Simulator mit einem Plastiklenkrad zu spielen, ist wahnsinnig intellektuell und viel weniger peinlich, oder was?«
Kat: »Hör auf, so sarkastisch zu sein!«
Ich: »Du bewegst dich wenigstens! Du wirst nicht als fette Couch-Potato enden!«
Kat: »Denkst du, wenn ich mich nicht bewege, werde ich als fette Couch-Potato enden?«
Ich: »Das habe ich nicht gesagt!«
Kat: »Denkst du, Ham hält mich für eine fette Couch-Potato?«
Ich: »Vergiss es!«
Kat: »Weißt du, wie ich mich gerächt habe? Ich habe meiner Schwester gesagt, dass ihre blöden Hamster sich gegenseitig aufgefressen haben!«
11:15
Den ganzen Vormittag über muss ich an Julianne denken und wie sie sich jetzt wohl fühlt.
Ich muss mich auf den Unterricht konzentrieren.
Freitag, 16. Dezember
A ls meine Mutter erfahren hat, dass heute eine Lehrerfortbildung ist und ich den Nachmittag frei habe, hat sie mir einen Termin bei Ève gemacht, einer Masseurin, zu der sie manchmal geht, wenn sie sehr gestresst ist. Super! Ich habe zu viel Stress! Ich muss einen klaren Kopf kriegen. Und ich hatte noch nie eine Massage, also wird das
Weitere Kostenlose Bücher