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Das verdrehte Leben der Amélie

Das verdrehte Leben der Amélie

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Desjardins
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ich!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    22:56
    O.k., erst mal wieder runterkommen! Ich habe absolut keine Lust, mich in ein Musical zu verwandeln, so wie Kat! Aber nur mal so zum Spaß, wenn wir in einem Musical wären, hätte ich bei dem Satz »Amélie, das bin ich!!!!!!!!!!!!!« die Arme ausgebreitet, der Rhythmus der Musik wäre schneller geworden, es hätte einen Trommelwirbel gegeben, einen letzten Gitarrenakkord, und dann wären die Lichter ausgegangen. So, es ist so weit! Ich kann keine zwei Sekunden mehr an einen Jungen denken, ohne kitschig zu werden!
    22:57
    Ich frage mich, ob es stimmt, dass er in mich verliebt ist. Er müsste mich doch eher superbescheuert finden! Vielleicht sollte ich mal was anderes lesen als Mangas? Ach was! Ich fange doch nicht an, mich für einen Jungen zu ändern!
    22:59
    Wichtiger Vermerk an mich selbst: Kat nicht mehr zuhören. Sie setzt mir nur Flausen in den Kopf, die der (äußerst erwünschten) Entwicklung meines Gehirns nur schaden.

Samstag, 20. Dezember

    A ls ich gerade mit dem Lernen loslegen wollte, verkündete meine Mutter, sie wolle ihren Kleiderschrank ausmisten und bräuchte meine Hilfe. Sie hat mir alle ihre Klamotten gezeigt (von denen einige aus vorgeschichtlichen Zeiten stammen, aus den Siebzigern oder so). Wir haben drei Haufen gemacht: Sachen, mit denen sie einkaufen gehen kann, Klamotten, die sie auf einem Landhaus anziehen kann, und Dinge, die sie an Wohltätigkeitsorganisationen verschenkt. (Ich habe vorgeschlagen, sie könnte sie an Kostümgeschäfte weitergeben, aber das fand sie nicht sehr lustig.)
    Dann hat sie gesagt, eigentlich bräuchte sie keine extra Klamotten, um einkaufen zu gehen, und wir haben die Sachen auf den Wohltätigkeitsberg gepackt, und nur den Landhaushaufen behalten (wir haben zwar kein Landhaus, aber falls sie eines Tages auf ein Landhaus eingeladen werden sollte, könnte das praktisch sein).
    Dann hat sie noch mehr Kleider aus dem Schrank geholt, und ich habe einen alten Wollpullover meines Vaters entdeckt. Mein Herz zog sich zusammen. Meine Mutter sah mich an und sagte:
    »Ich habe einige seiner Sachen aufgehoben.«
    Ich: »Aha ...«
    Meine Mutter: »Was machen wir mit dem Pullover?«
    Ich: »Vielleicht können wir ihn behalten.«
    Meine Mutter: »Vielleicht ...«
    Ich: »In einer Kiste, wenn du ihn nicht in deinem Schrank haben willst. Oder in meinem Zimmer.«
    Meine Mutter: »Möchtest du das?«
    Ich: »Vielleicht.«
    Meine Mutter hat den Pullover eine Weile betrachtet. Ihr Hals ist rot geworden, aber dann ist die Röte wieder verschwunden, obwohl sie den Pullover weiter ansah. Ich habe gespürt, dass das vielleicht ein guter Zeitpunkt war, um ihr meine Fragen zu stellen.
    Ich: »Äh ... ich würde dich gerne was fragen ... Also, Kats Mutter hat gesagt, dass Plutschi, Kats Goldfisch, im Fischhimmel ist, und ich habe mich immer gefragt, ob mein Vater ... also ... wieso hast du mir eigentlich gesagt, dass er nirgendwo ist?«
    Meine Mutter: »Das habe ich nie gesagt!«
    Ich: »Du hast gesagt, dass du nicht weißt, was der Tod ist.«
    Meine Mutter: »Das stimmt.«
    Ich: »Das ... beunruhigt mich, sozusagen.«
    Meine Mutter: »Ja ... das verstehe ich. Weißt du, als ich ungefähr zehn war, ist mein Großvater gestorben. Ich hatte ihn sehr lieb. Er war ein Großvater, der Pfeife rauchte, uns Süßigkeiten schenkte, laut redete, Bier trank und einen großen Lieferwagen fuhr. Heute wäre sein Auto bestimmt verboten, so hat es die Luft verpestet! Und als er gestorben ist, hat meine Mutter gesagt, er wäre im Himmel. Er würde sich dort ausruhen und auf einer Wolke mit den anderen Engeln Harfe spielen. Das hat mich so deprimiert! Ich fand es so traurig, ihn mir ohne seine Pfeife vorzustellen, wie er Harfe spielte ...«
    Ich: »Mhm.«
    Meine Mutter: »Ich habe gedacht, es wäre richtig, dir die Wahrheit zu sagen ...«
    Ich: »Neulich hat Schwester Rose mir gesagt, dass es Wissenschaftler gibt, die gläubig geworden sind.«
    Meine Mutter: »Ach ja? Das ist ja interessant.«
    Ich: »Aber ... was ist mit dir?«
    Meine Mutter: »Was meinst du?«
    Ich: »An was glaubst du?«
    Meine Mutter: »Ich weiß nicht. An nichts.«
    Ich: »Wenn du an nichts glaubst, glaubst du doch an etwas.«
    Meine Mutter: »Nein ...«
    Ich: »Na ja, du glaubst, dass es nichts gibt. Also glaubst du doch an etwas, oder?« (Boah! Mein Gehirn ist in Form!)
    Meine Mutter: »Vielleicht hast du recht ... Interessierst du dich gerade für so was?«
    Ich: »Ein bisschen. Ich stelle mir

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