Das verflixte 4. Schuljahr
Wiedergebens von Inhalten und eine gewisse Ausdauer, da zwischenzeitlich nicht auf ein »anderes Programm gezappt« werden kann. Eine solche Erfahrung vermag die Schule allein nicht zu vermitteln; vielmehr bedarf es einer Mitarbeit des Elternhauses. Sind Kinder das Lesen von jeher gewöhnt und geben die Eltern diesbezüglich ein gutes Vorbild ab, indem sie selbst gerne und häufig zum Buch greifen, wird sich dieses Verhalten auch auf die Kinder auswirken. Sitzen sie hingegen lieber allabendlich vor dem Fernseher und haben ihrem Kind, wenn überhaupt, nur selten aus einem Buch vorgelesen (zum Beispiel als Gutenachtgeschichte), wird auch dieses Verhalten auf ihr Kind abfärben.
Wichtig ist also, dass Sie das Lesen möglichst früh fördern, indem Sie kind- und altersgerechte Geschichten vorlesen bzw. anschaffen, sobald Ihr Kind selbst lesen kann. Achten Sie dabei insbesondere auf interessante und spannende Themen, die den Vorlieben und Neigungen Ihres Kindes entsprechen und bezüglich des Schwierigkeits- und Verständnisgrades auf das Alter bzw. die Leseerfahrungen Ihres Kindes abgestimmt sind. Ein gut gemeinter Klassiker von Goethe wird einen Grundschüler nicht zum Lesen motivieren – eher das Gegenteil wird der Fall sein: Da ihm der inhaltliche sowie sprachliche Zugang zum Werk fehlt, wird er die Lektüre als Quälerei erleben und sich an diese Erfahrungen bei weiteren Lektüren erinnern. Ein gewisser Spaß am Lesen wird sich auf diese Weise demnach nicht einstellen. Dasselbe gilt für Materialien, die die Schülerinnen und Schüler nicht »dort abholen, wo sie sich gerade befinden«. Genau wie Albert Einstein seine eigene Telefonnummer nicht lernen konnte (oder wollte), weil er den Sinn dessen nicht einsah (wann sollte er sich auch jemals selbst anrufen müssen?), können Schülerinnen und Schüler mit Texten (dies schließt auch Textaufgaben ein) nicht umgehen, deren Sinn oder Bedeutung sie nicht verstehen. Auf der anderen Seite wirken sich positive Erfahrungen, die ein Kind mit dem Lesen verbindet (zum Beispiel Spannung und Abenteuer), nachhaltig auf das Leseverhalten aus: Es wird immer eigenständig auf Bücher zurückgreifen und dabei selbst seine Fantasie und Lesekompetenz stärken.
Wählen Sie also, am besten gemeinsam mit Ihrem Kind und gegebenenfalls zusammen mit dem Lehrer, das für Ihr Kind optimale Buch aus. Auch in der Buchhandlung oder Bücherei wird man Ihnen diesbezüglich gerne behilflich sein und aktuelle, ansprechende und auf die Anforderungen Ihres Kindes zugeschnittene Lektüren empfehlen.
Zeigen Sie während des Lesens Interesse an den Erfahrungen Ihres Kindes mit dem angeschafften Buch. Sprechen Sie über Unverstandenes, sprachliche oder inhaltliche Schwierigkeiten sowie über den Inhalt. Auf diese Weise ermöglichen Sie dem Kind, das Gelesene zu reflektieren und in einem thematischen Zusammenhang darzustellen – eines der Probleme, auf die die PISA-Studie hingewiesen hat. Neuesten Erkenntnissen hinsichtlich des Lernens zufolge besteht ein großer Zusammenhang zwischen dem Austausch mit anderen über das Gelesene, der Lesekompetenz und dem Lernerfolg und Bildung allgemein.
Lesen fördert nämlich das selbstbestimmte Lernen – eine in der heutigen Informationsgesellschaft notwendige Kompetenz, die es ermöglicht, sich selbst Ziele und Teilziele (sogenannte Meilensteine) zu setzen und deren Erreichung selbst zu überprüfen. Das Kind eignet sich selbst Strategien an, die gesetzten Ziele zu erreichen und die immer größer werdende Flut von Informationen zu bewältigen und nicht darin unterzugehen. Längst ist es nicht mehr wichtig, über eine Sache bis ins Detail Bescheid zu wissen, sondern vielmehr, wo und wie Informationen darüber abgerufen werden können und welche der erhaltenen Daten von Bedeutung und welche sogar falsch sind.
Keine Angst vor Textaufgaben
Ein Beispiel für die große Bedeutung der Lesekompetenz ist die Mathematik, ein weiteres wichtiges Fach für das Übertrittszeugnis und wohl der Dorn im Auge so mancher Kinder und ihrer Eltern. Besondere Schwierigkeiten zeigen Schülerinnen und Schüler insbesondere beim Erfassen und Bearbeiten von Textaufgaben. Viele von ihnen erkennen schon das der Aufgabe zugrunde liegende Problem nicht und haben demnach keine Möglichkeit, die Aufgabe erfolgreich zu bearbeiten. Andere wiederum können beispielsweise nicht unterscheiden zwischen zur Lösung notwendigen und unwichtigen Informationen.
Beispiel 1:
Peter hat Geburtstag und
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