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Das verfluchte Koenigreich

Das verfluchte Koenigreich

Titel: Das verfluchte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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starrte König Oberon erschrocken an. »Du meinst, es könnte jemand dahinterstecken, der noch schlimmer ist als der Zauberkönig?«
    Oberon nickte und schaute über den Palast und den dichten Wald hinweg, der jenseits der Flussbiegung lag. Er breitete die Arme aus, als wollte er die sanften Heidehügel, die am nördlichen Horizont aufstiegen, umfassen.
    »Ich bin das Elfenreich«, verkündete er mit donnernder Stimme. »Blüht mein Land, so blühe auch ich. Ich bin mit diesem Reich verbunden, mit Geist, Körper und Seele. Jedes Unglück zerreißt mir das Herz – und der Tod des kleinen Gyvan schmerzt mich zutiefst.«
    Während Tania stumm zu Oberon aufblickte, wurde ihr bewusst: Für das Elfenvolk war eine Krankheit aus der Welt der Sterblichen immer noch besser als eine böse Macht, die in ihr Land eingedrungen war und Gyvans Leben ausgelöscht hatte.
    Doch plötzlich zuckte der König zusammen. »Furcht und Schrecken herrschen in Leiderdale«, sagte er und spähte nach Westen. »Komm, Tochter – wir müssen zurück.«
    Tania nahm seine Hand und wurde in Lichtgeschwindigkeit davongewirbelt.
    Graf Valentyne lag auf einem niedrigen Bett, den Kopf auf ein Kissen gestützt. Er war totenbleich und sein Gesicht wirkte ausgemergelt. Eden saß an seiner Seite, hielt seine knochige Hand und beobachtete kummervoll jede seiner Regungen.
    Lord Brython richtete ihn vorsichtig auf, sodass er aus einer kleinen Holzschale trinken konnte, die Hopie ihm hinhielt.
    »Trinkt, Mylord«, drängte Eden.
    Der Graf nippte an der Schale und hustete. Eden tupfte ihm den Schweiß von der Stirn.
    Tania stand am Fußende des Bettes. Oberon war hinter Eden getreten und blickte besorgt auf den Grafen hinunter.
    »Wie lange liegt Graf Valentyne schon krank danieder?«, fragte er.
    »Bereits seit euch das Luftpferd forttrug«, erwiderte Rathina, die neben Tania getreten war. »Es kam ganz unvermittelt. Er wankte und taumelte und wäre gestürzt, wenn Eden ihn nicht aufgefangen hätte.«
    »Er hat hohes Fieber«, fügte Hopie hinzu. »Diese Tinktur aus Schafgarbe und Holunderblüten wird ihm den Schweiß aus den Poren treiben und ich habe auch Echinacea, Kamille und Gelbwurz hinzugefügt, um ihm Kraft zu geben.« Sie blickte zu Tania auf. »Das sind Arzneien, mit denen ich Fieber bekämpfe, das mit gebrochenen Gliedern einhergeht – doch kann ich nicht sagen, wie wirksam sie gegen … gegen diese Seuche sind, die ihr uns mitgebracht habt.«
    Tania starrte sie fassungslos an. Wandte sich jetzt auch Hopie gegen sie und gab ihren sterblichen Eltern die Schuld an der Krankheit?
    »Genug jetzt, Hopie«, sagte Titania, »schlage nicht blindlings um dich vor Kummer. Deine Schwester Tania trifft keine Schuld.«
    »Verzeiht, ich sprach im Zorn«, räumte Hopie ein und schlug beschämt die Augen nieder. »Doch während wir hier sprechen, sind noch drei weitere Kinder erkrankt.«
    »Oh nein«, stöhnte Tania. »Bitte nicht.« Sie spürte Rathinas Arm um ihre Taille.
    »Nur Mut, Schwester«, flüsterte Rathina ihr ins Ohr.
    »Werden sie sterben?«, fragte Tania.
    »Meine Tränke binden sie im Augenblick noch an diese Welt«, erwiderte Hopie. »Aber ich kann nicht sagen, wie lange noch.«
    »Wir müssen verhindern, dass sich die Krankheit weiter ausbreitet«, sagte Titania und wandte sich an den König. »Niemand sollte dieses Tal verlassen. Und doch sind die Kranken hier nicht gut aufgehoben. Dies ist wahrlich kein geeigneter Ort, um hier zu verweilen, denn wir sind ja gekommen, um ein Fest zu feiern, und nicht, um Hunderte von Leuten zu ernähren und Kranke zu pflegen.«
    »Wir sollten in den Palast zurückkehren«, schlug Sancha vor. »In der Bibliothek stehen viele kluge Schriften, die uns helfen könnten, ein Heilmittel zu finden.«
    »Ein Heilmittel gegen eine Krankheit der Sterblichen?«, fragte Cordelia zweifelnd. »Das glaube ich kaum.«
    »Und dennoch …«, fing Sancha an, aber Oberon fiel ihr ins Wort.
    »Wir werden hier nicht länger verweilen«, verkündete er. »Aber niemand wird in den königlichen Palast zurückkehren, da viele dortgeblieben sind, die vielleicht noch nicht erkrankt sind. Wir dürfen sie nicht in Gefahr bringen. Lasst uns stattdessen nach Veraglad gehen. Dort werden wir bleiben, bis die Gefahr gebannt ist.«
    Tania hatte vom Sommerpalast in Veraglad, der im Süden des Reiches lag, gehört, aber sie erinnerte sich nicht an die Zeit, die sie dort als Kind mit ihren Schwestern verbracht hatte.
    Der König wandte sich zu ihr um.

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