Das verfluchte Koenigreich
Hände auf die Knie gestützt und rang nach Luft. Oberon runzelte die Stirn und trat vor, um ihm zu helfen.
Aber Tanias Dad richtete sich schon wieder auf und streckte abwehrend die Hand aus. »Nein, Oberon! Bitte nicht anfassen. Es ist zu gefährlich.«
Oberon nickte. »So sei es«, sagte er.
»Es tut uns leid, dass wir diese Krankheit in eure Welt gebracht haben«, sagte Tanias Mutter und trat neben ihren Mann.
Mr Palmer hielt sich sein Taschentuch vor den Mund und unterdrückte ein Husten. »Wir müssen gehen. Tania, du bringst uns nach London – und dann kehrst du hierher zurück.«
Tania nickte. »Ich besuche euch, so oft ich kann«, versprach sie.
»Ich glaube nicht, dass das klug wäre«, wehrte ihre Mutter ab. »Zumindest nicht, solange die Grippe deines Vaters noch ansteckend ist.«
»Dann bleibe ich bei euch in London«, sagte Tania spontan. »Ich helfe dir, Dad zu pflegen.« Tränen der Wut stiegen ihr in die Augen. »Warum musste das passieren? Alles war so perfekt. Und jetzt ist alles zerstört.«
»Mistress Mary, Master Clive, meine guten Wünsche begleiten Euch auf der Reise«, sagte Oberon. »Ich gebe Euch nicht die Schuld an dem Übel, das uns befallen hat, da euch nicht bewusst war, welche Gefahr Ihr für mein Volk darstellt.« Dann wandte er sich an Tania: »Begleite deine sterblichen Eltern in ihre Welt, meine Tochter, und dann kehre zurück ins Elfenreich – dein Wissen über die Krankheiten der Sterblichen kann Hopie bei ihrer Suche nach einem Heilmittel von Nutzen sein.« Damit schritt er zum Turm und öffnete die Tür.
Bloß nicht weinen. Bloß nicht zusammenbrechen .
Stumm führte Tania ihre Eltern in den schummrigen Turm und die Wendeltreppe hinauf in den oberen Stock.
Es war ein einfacher Raum mit kahlen Steinmauern, staubigen Bodenbrettern und einem einzigen Bogenfenster, durch das etwas Licht in die Kammer fiel.
Tania blieb mitten im Turmzimmer stehen und nahm ihre Eltern an die Hand. Sie schluckte und holte tief Luft. »Okay«, sagte sie. »Jetzt.«
Tania machte den Seitwärtsschritt und plötzlich befanden sie sich in ihrem alten Zimmer in London. Sie waren wieder zu Hause in der Welt der Sterblichen.
»Unglaublich«, murmelte ihr Vater.
Ihre Mutter drehte sich um und nahm Tanias Gesicht in ihre Hände. »Und jetzt musst du zurück, mein Schatz«, sagte sie. »Hilf deiner Schwester, ein Heilmittel zu finden, bevor noch alle anderen krank werden.«
»Mach ich«, versprach Tania. »Aber ich glaub immer noch, dass das gar nichts mit Dad zu tun hat.«
»Hoffentlich hast du Recht«, sagte ihre Mutter und küsste sie auf die Stirn.
Clive Palmer streichelte ihr kurz über den Kopf. »Lieber keinen Kuss«, sagte er.
Tania verzog das Gesicht. »Ihr sollt nicht so schrecklich lieb zu mir sein«, stieß sie hervor. »Sonst fang ich gleich an zu heulen.« Bevor sie ging, drehte sie sich noch einmal um. »Wir sehen uns bald wieder, okay? Ich komm bald zurück!«
»Pass auf dich auf, Tania«, sagte ihr Vater.
»Du auch.« Widerstrebend machte Tania einen Schritt vor und noch einen zur Seite und damit war sie wieder im Elfenreich.
Als sie aus dem Turm kam, wartete König Oberon auf dem Hügel. Er hatte ihr den Rücken zugewandt, die Augen auf den Palast gerichtet.
Tania trat neben Oberon und bemerkte kühl: »Sie sind fort.«
Der König zog sie an sich und legte ihr den Arm um die Schultern.
»Das hast du gut gemacht, mein Kind«, sagte er. »Ich weiß, wie schmerzlich es für dich ist, ihnen Lebewohl zu sagen. Aber jetzt liegt eine schwere Aufgabe vor uns – wir müssen das Konklave der Herzöge einberufen und das Ergebnis ihrer Beratungen abwarten.«
Tania blickte zu ihm auf. »Was ist das, ein Konklave?«
»Eine Versammlung aller Adeligen des Elfenreichs«, erklärte Oberon. »Wenn das Reich in großer Gefahr schwebt, kann der König seine Entscheidungen nicht allein treffen.«
»Es war doch nur ein einziges Kind«, wandte Tania ein. »Ich weiß, es klingt herzlos, aber es war doch wirklich nur ein Kind.«
Der König sah sie durchdringend an. »Tania«, sagte er streng. »Solltest du es noch immer nicht verstanden haben, so wisse: Der Tod des Kindes hat keine natürliche Ursache. Wenn dein sterblicher Vater nicht daran schuld ist, so ist dieses Land von einem anderen Übel bedroht. Und nicht durch die Königin von Lyonesse, denn trotz all ihrer Hexenkünste wäre sie nicht in der Lage, das Leben eines Elfenkindes auszulöschen, ohne Spuren zu hinterlassen.«
Tania
Weitere Kostenlose Bücher